Bauwelt

Wolfsburg wagt neue Wege

Die Suche nach einem Entwurf für das Bildungshaus hat rund Tausend Wolfsburger mobilisiert. Das aufwendige Verfahren zeigt, wie Bürgerbeteiligung funktionieren kann

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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    Sieger: Ein bewegtes Dach, ein kleiner Hof und vielversprechende Außenräume prägen den Entwurf vom Team um Esa Ruskeepää
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Wolfsburg wagt neue Wege

Die Suche nach einem Entwurf für das Bildungshaus hat rund Tausend Wolfsburger mobilisiert. Das aufwendige Verfahren zeigt, wie Bürgerbeteiligung funktionieren kann

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Im Oktober 2012 beschloss die Stadt Wolfsburg den Bau eines Bildungshauses. Volkshochschule und Bibliothek, Medienzentrum und Sekundarstufe II der neuen Schule Wolfsburg sollen darin unterkommen. Das Grundstück am Übergang von Innenstadt und Klieversberg ist ebenso anspruchsvoll wie das Verfahren, mit dem die Stadt nicht nur europaweit offen um Vorschläge bat, sondern auch ihre Bürger aufrief, diese zu kommentieren (Bauwelt 21.14). 112 Arbeiten waren eingegangen, 22 wurden für die zweite Phase ausgewählt. Noch vor der Jurysitzung – und das ist ein Novum in Deutschland – waren die Entwürfe eine Woche lang im Rathaus ausgestellt. Das den Wettbewerb betreuende Büro Luchterhand hatte die Spielregeln so formuliert, dass sie mit dem Vergaberecht kompatibel sind: Handy abgeben, keine Fotos machen und die Meinung im Raum lassen, hieß es für alle, die sie sehen wollten. Dennoch blieb ein Restrisiko, dass die Anonymität verletzt würde, sagt Julia Leusmann, die das Verfahren von Seiten der Stadt mitbetreut hat. Doch auch die Presse hielt dicht. Die Argumente, die rund 850 Bürger aufgeschrieben hatten, hingen neben den Plänen, als die Jury (Vorsitz: Manfred Hegger) im April 2014 empfahl, drei zweite Preisträger „im Rahmen eines Verhandlungsverfahrens überarbeiten zu lassen und die Jury zur inhaltlichen Bewertung erneut zu konsultieren“.
Bei einem Verhandlungsverfahren entscheidet in der Regel der Bauherr nach einem zuvor definierten Punktesystem und einem Gespräch mit den bietenden Architekten. Die Stadt Wolfsburg aber folgte der Juryempfehlung, bat die drei Finalisten um eine – honorierte – Überarbeitung und die Bürger sowie die 20-köpfige Jury erneut um ihre Meinung. Im September waren die drei überarbeiteten Entwürfe wieder nach den gleichen Spielregeln für einen Tag ausgestellt. Erneut kommentierten 250 Wolfsburger. Die Stadt entschied sich schließlich für den Entwurf des Teams um Esa Ruskeepää Architects aus Helsinki (siehe auch Kommentar Seite 2). Entwurfsaspekte waren zu 50 Prozent in die Bewertung eingegangen. „Das Gebäude verdient das“, sagt Leusmann.

Offener, zweiphasiger, hochbaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb mit freiraumplanerischem Ideenteil
Sieger nach Verhandlungsverfahren (dritte Phase)
Esa Ruskeepää Architects, Helsinki; Fugmann Janotta Landscape Architecture and Landscape, Berlin; Tita Giese Plantation Projects, Düsseldorf, ARUP
Weitere Teilnehmer
Schaltraum Architektur, Hamburg; Werner Sobek, Stuttgart; HinnenthalSchaar LandschaftsArchitekten, München
prosa architekten, Darmstadt; Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden; Tragwerksplanung: Fast + Epp, Darmstadt; Energie, Haustechnik: Monika Kurz, Weiterstadt


Ausgewählte Kommentare der Wolfsburger zum Siegerentwurf:
Eine von allen Seiten vollendete Großplastik
Zeigt ein wenig den Geist des alten Kulturzentrums
Unruhige Fassade
Positives Signal zum Thema Nutzung von Dächern
Dachkonstruktion ist interessant aber von unten nicht zu sehen
Passt zu Wolfsburg als „junge Stadt“
Wirkt frisch und optisch „anders“
Wenn das Gebäude rechts etwas höher und dafür links etwas
kürzer wären, hätte es mehr Charme
Eingänge sind an allen Seiten vorhanden, wodurch das Gebäude
offen ist
Zu kostspielige Grünanlagen, Inhalte des Bildungshauses sollten
wichtiger sein
Phaeno-ähnlich
Gut als „Stadteingangsgebäude“ vorstellbar
Die massive Baumasse nimmt nicht die Topografie vom
Klieversberg auf
Die Grundform passt ins städtebauliche Gesamtbild
Attraktives Gebäude, das sich deutlich vom Umfeld abhebt
Die Keramikfassade passt nicht in die Umgebung
Die Innenräume versprechen durch das Treppenhaus ein tolles
Raumerlebnis, das junge und alte Besucher verbinden wird
Durch das kleine Innenfoyer findet wenig Kommunikation statt
Dunkel, verschachtelt
Der Stahlbetonbau ist „pflegeleicht“
Die Betonwände sollten von innen verkleidet werden, da es sonst
zu kalt wird

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