Bauwelt

Es ist Kunst und kann nicht weg

Eine Ausstellung zum Lebenswerk der Künstlerin Susanne Riée wirft die Frage nach dem Umgang mit Kunst am Bau bei Sanierungen auf

Text: Kögel, Eduard, Berlin

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    Relief, Schwimmbad Cité Foch, Berlin-Wittenau, 1970/72, Zustand Juli 2014
    Foto: Eric Tschernow

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    Relief, Schwimmbad Cité Foch, Berlin-Wittenau, 1970/72, Zustand Juli 2014

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    Glasbausteinwand „Kleines rotes Fenster“ in der Berliner Philharmonie (Detail)

    Foto: Peter Adamik

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    Glasbausteinwand „Kleines rotes Fenster“ in der Berliner Philharmonie (Detail)

    Foto: Peter Adamik

Es ist Kunst und kann nicht weg

Eine Ausstellung zum Lebenswerk der Künstlerin Susanne Riée wirft die Frage nach dem Umgang mit Kunst am Bau bei Sanierungen auf

Text: Kögel, Eduard, Berlin

Geht es um Kunst am Bau aus den 60er und 70er Jahren, scheint das Bonmot „Ist das Kunst oder kann das weg?“ kaum jemandem in den Sinn zu kommen. Häufig verschwinden solche künstlerischen Arbeiten im Zuge einer Sanierung, ohne dass die involvierten Bauherren oder Architekten diese Frage stellen. Vor allem dekorative Kunst an Fassaden hat es schwer gegen das Wärmedämmverbundsystem – das im besten Fall einfach darübergeklebt wird und die Arbeit so immerhin nicht restlos zerstört. Oft genug aber verschwindet die Kunst unwiederbringlich.
Doch was wäre heute ein adäquater Umgang mit der zur Bauzeit teuer erworbenen Kunst?
Eine Ausstellung zum Lebenswerk von Susanne Riée in der „Alexander und Renata Camaro Stiftung“ in Berlin bietet Gelegenheit, sich mit dem Thema zu befassen. Die heute 88-jährige Malerin und Bildhauerin studierte ab 1946 bei der Bauhäuslerin Ima Breusing in Berlin. Seit den 60er Jahren produzierte sie als eine der ersten Frauen – neben ihrem malerischen Werk – unzählige Plastiken und Installationen der Kunst am Bau. Die Ausstellung zeigt das gesamte Werk der Künstlerin zum ersten Mal in all seinen Facetten.
Die erste Kunst-am-Bau-Arbeit, an der Riée beteiligt war: die vier großen Glasbausteinwände im Foyer von Hans Scharouns Berliner Philharmonie. Der Entwurf stammt von Alexander Camaro, ihrem damaligen Lebensgefährten; die technische Umsetzung besorgte Susanne Riée. In der Philharmonie gibt es auch eine von ihr selbst entworfene Arbeit: das „kleine rote Fenster“, eine Kombination von immer den selben zwei Elementen, einem Rechteck und einem rechtwinkligem Trapez.
Nach der Trennung von Camaro 1966 suchte Riée ihren eigenen künstlerischen Weg. In den folgenden Jahren hielt sie sich immer wieder für längere Zeit in den Niederlanden auf, wo sie die Baukeramik für sich entdeckte. Eines ihrer ersten Keramikreliefs, aus blauen Delfter Fliesen an einer Kita-Fassade in der Prager Straße in Berlin-Wilmersdorf, verschwand kürzlich unter Dämmung. Stattdessen wurde eine banale Illustration aus Emil und die Detektive auf die Fassade gemalt (Erich Kästner hat in den 20er Jahren in der Nachbarschaft gelebt). Und ein 1976 geschaffenes, über 30 Meter langes Keramik-Bodenrelief aus handgefertigten, blauen und silbernen Elementen für den Hof des Archäologischen Instituts in Berlin-Dahlem ist aus ungeklärten Gründen dort nicht mehr zu finden, ohne dass man die Künstlerin informiert hätte.
Die Liste ließe sich erweitern. Und natürlich ergeht es nicht nur der Kunst am Bau von Susanne Riée so. Wer soll den Umgang mit solchen Arbeiten regeln? Mit der anstehenden Welle energetischer Sanierungen sind weitere Kunstwerke bedroht. Aber auch bei Umnutzung, Renovierung und Abbruch stellt sich die Frage: „Wie weiter mit dieser Kunst?“ Im Falle von Susanne Riée steht der 1970/72 geschaffene, 60 Meter lange Keramikfries im Schwimmbad der Cité Foch in Berlin-Wittenau zur Disposition. Das Bad soll abgerissen werden. Was dann mit dem hervorragend erhaltenen Kunstwerk geschieht? Die Ausstellungsmacher rufen zu Spenden für die Suche nach einer angemessenen Lösung auf. Eine öffentliche Podiumsveranstaltung der Camaro Stiftung und des Büros für Kunst im öffentlichen Raum wird das Thema Ende Februar diskutieren.

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