Atmende Architektur
Kengo Kuma im Luftmuseum in Amberg
Text: Paul, Jochen, München
Atmende Architektur
Kengo Kuma im Luftmuseum in Amberg
Text: Paul, Jochen, München
Die Idee zur Ausstellung entstand im Zusammenhang mit dem aufblasbaren Teehaus, das Kengo Kuma 2007 für das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt entwickelt hat.
Die oberpfälzische Kleinstadt Amberg hat nicht nur eine der besterhaltenen mittelalterlichen Stadtanlagen Europas, sondern seit August 2006 auch das weltweit einzige Museum, das sich dem Thema Luft widmet. Dieses versucht sich – im an Luftkurorten nicht eben armen Bayern – als „Luftkunstort“ zu positionieren. Demnach war es nur konsequent, dass Kengo Kumas erste Ausstellung in Deutschland nicht in Berlin, Frankfurt oder München, sondern hier gezeigt wird.
Die Idee zur Ausstellung entstand im Zusammenhang mit dem aufblasbaren Teehaus, das Kengo Kuma 2007 für das Museum für Angewandte Kunst Frankfurt entwickelt hat. Der leuchtend weiße, pneumatische Pavillon, dessen Form an zwei ineinander geschobene Golfbälle erinnert, ist in der Amberger Ausstellung prominent mit fünf großformatigen Farbfotografien vertreten. Dass Kengo Kuma auch mit Materialien wie Bambus, Naturholz und Ziegelsteinen, Beton, Stahl und Glas virtuos umgeht, belegen Projekte wie das wunderbar filigrane Masanari Murai Art Museum (2005), die fast immateriellen Fukuzaki Hanging Gardens (2005) oder die minimalistisch transparenten Projekte „Forest/Floor“, ein Wohnhaus an der Peripherie von Nagano (2003) und „Water/Glass“, ein Gästehaus eines großen Unternehmens in Atami bei Tokio (1995).
Kengo Kuma & Associates geht es bei ihrer Arbeit darum, möglichst leichte, luftige und offene Räume unter Verwendung natürlicher Materialien zu schaffen und dabei „die Natur und ihre Phänomene wie Laub und Schatten, Wind und Wetter, Temperaturen und Luftfeuchtigkeit in die Bauten als architektonische Elemente mit einzubeziehen“, so MAK-Kurator Volker Fischer in seiner Rede zur Eröffnung.Insofern ist auch der Titel der Ausstellung „Atmende Architektur“ zu verstehen.
Neben dem Frankfurter sind mit dem Oribe Tea House, dem T-Room Kanazawa und dem Floating Tea Room „Fu-an“ drei weitere Teehäuser in der Ausstellung zu sehen. Fu-an, mit dem Kuma einen „schwebenden Geisteszustand“ schaffen wollte, besteht aus einem transluzenten, mit Helium gefüllten und in drei Meter Höhe schwebenden Ballon, über den eine sanft fallende „Superorganza“-Gaze gelegt ist, die nur 11 g/m² wiegt und unter der sich am Boden die klassischen viereinhalb Tatami-Matten befinden. Allein dafür lohnt sich der Weg nach Amberg.
Wem Kumas Teehäuser zu meditativ sind, dem sei der „Blasomat“ empfohlen. Die interaktive Installation der Berliner Mikko Gaestel und Rasso Hilber, die im Durchgang zwischen der Ausstellung steht, ähnelt einem Fotoautomaten, macht aber, nach Inbetriebnahme, selbst den müdesten Ausstellungsbesucher schlagartig wieder wach. Garantiert.
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