Verblüffend eigentlich, wie leicht sich die Leute in die Irre führen lassen. Die Einladungskarte zur aktuellen Ausstellung in der Architektur Galerie Berlin zeigt das Foto eines baumbestandenen Gartens, in diesem Garten: ein Haus mit Satteldach und grünen Fensterläden. „Ihr stellt jetzt so eine Architektur aus?“, sei er einige Male erstaunt gefragt worden, nachdem die Einladungen versandt waren, erzählt Galerist Ulrich Müller. Tatsächlich zeigt das Bild ein traditionelles Haus und einen Garten – aber nicht nur. Zu sehen ist auch ein bronzefarbener Fensterrahmen mit einem schmalen Öffnungsflügel auf der rechten Seite. Und, im Glas des Fensters, die Spiegelung eines Innenraums: ein wändefüllendes Bücherregal ist zu erahnen, ein Teppich mit Tisch und Stühlen darauf, linkerhand ein weiteres Fenster.

Im Ausstellungsraum der Galerie hängen dann gleich fünf solcher Bilder: Blicke aus Fenstern des vom Baseler Büro Luca Selva Architekten entworfenen Generationenhauses in Binningen. Die Idee ist einfach und bestechend, trotzdem kann ich mich nicht erinnern, das schon einmal so gesehen zu haben. Die Architekten präsentieren ihr Haus allein über Ausblicke aus Fenstern des Gebäudes, die der Fotograf Yohan Zerhoun eingefangen hat. Die Aufnahmen hängen hier, auf Glas gedruckt, im Maßstab 1:1. Es ist erstaunlich: In der Kombination von Blicken in die Umgebung und der schemenhaften Spiegelung verschiedener Innenräume setzt sich im Kopf des Betrachters ein Wohnhaus zusammen. Nach einiger Zeit meint man gar, in diesem Haus selbst zu stehen, so räumlich wirkt die ganze Sache.

Fünf Bilder hängen in der Galerie, aber die Ausstellung heißt „Acht Fenster“. Warum? Dieses Geheimnis müssen Sie selbst lüften.

Bis 12. Dezember in der Architektur Galerie Berlin, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin

www.architekturgalerieberlin.de

Galeriegespräch mit Hubertus Adam und Luca Selva am 10. Dezember, 19 Uhr