Domplatte Süd
Der geplante Abriss zweier Bauten ermöglicht, die südliche Kölner Domplatte im großen Maßstab aufzuräumen. Zur Vorbereitung eines städtebaulichen Wettbewerbs hat die Stadt Köln ein aufwendiges Werkstattverfahren mit 13 geladenen Büros durchgeführt
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Domplatte Süd
Der geplante Abriss zweier Bauten ermöglicht, die südliche Kölner Domplatte im großen Maßstab aufzuräumen. Zur Vorbereitung eines städtebaulichen Wettbewerbs hat die Stadt Köln ein aufwendiges Werkstattverfahren mit 13 geladenen Büros durchgeführt
Text: Winterhager, Uta, Bonn
Lange Zeit wirkte das Umfeld des Kölner Doms, als sei es irgendwie passiert, ungeschickt und überkommen die Modulation der Topografie, dicht gedrängt die Solitäre, die Plätze zu weit und zu windig, die Verknüpfungen unklar (Bauwelt 23.2008). Doch mit dem Neubau der Treppe zum Bahnhof (Schaller/Theodor, 2006), dem
Zugangsbauwerk zum Südturm (Kaspar Kraemer, 2009) und der derzeitigen Umgestaltung der östlichen Domumgebung (Allman Sattler Wappner, seit 2011) konnten punktuell schon gute Lösungen gefunden werden. Problematisch ist jedoch weiterhin die Südseite. Noch steht dort das Kurienhaus (Bernhard Rotterdam und Willi Weyres 1961), doch zwei Gutachten belegen, dass eine Sanierung zu teuer und der Abriss sowohl für das Kurienhaus als auch für den benachbarten Verwaltungsbau des Römisch-Germanischen Museums (RGM) zu empfehlen sei. Damit entstünde mitten im dichten städtischen Gefüge, das den Dom umgibt, eine kostbare Baulücke, mit deren Neubebauung sich die einmalige Chance böte, an der Südseite des Domes großmaßstäblich aufzuräumen.
Zugangsbauwerk zum Südturm (Kaspar Kraemer, 2009) und der derzeitigen Umgestaltung der östlichen Domumgebung (Allman Sattler Wappner, seit 2011) konnten punktuell schon gute Lösungen gefunden werden. Problematisch ist jedoch weiterhin die Südseite. Noch steht dort das Kurienhaus (Bernhard Rotterdam und Willi Weyres 1961), doch zwei Gutachten belegen, dass eine Sanierung zu teuer und der Abriss sowohl für das Kurienhaus als auch für den benachbarten Verwaltungsbau des Römisch-Germanischen Museums (RGM) zu empfehlen sei. Damit entstünde mitten im dichten städtischen Gefüge, das den Dom umgibt, eine kostbare Baulücke, mit deren Neubebauung sich die einmalige Chance böte, an der Südseite des Domes großmaßstäblich aufzuräumen.
Geplant ist, hier einen Neubau für das Kurienhaus (mit Archiv, Bibliothek, Rendantur), das Kölnische Stadtmuseum sowie die Verwaltung des RGM zu errichten. Im Kontext des Quartiers betrachtet soll der Neubau ein Drehkreuz sein, das die vorhandenen aber verdeckten Achsen und Beziehungen wieder lesbar und nutzbar macht. Da wäre zum einen die alte Römerstraße zum Rheinufer hinunter, zum anderen die Via Culturalis, die von St. Maria im Kapitol, der größten romanischen Kirche der Stadt, zum Dom führen und unter anderem die großen Museen (Wallraf-Richartz Museum mit Fondation Corboud, Archäologische Zone, Museum Ludwig und Römisch-Germanisches Museum) verknüpfen soll.
Die Stadt Köln, das Metropolitankapitel und das Erzbistum Köln sind sich als Grundstückseigner und als potenzielle Bauherren der Tragweite ihrer Planungen offenbar bewusst, denn noch vor der Auslobung eines Wettbewerbs haben sie ein zweistufiges Werkstattverfahren initiiert.
Dreizehn eingeladene Teilnehmer sollten zunächst im städtebaulichen Maßstab Grundsätzliches wie Machbarkeit und Sinn erörtern. Ihre Erkenntnisse stellten sie im Oktober und im Dezember 2014 erst einem großen Gremium aus Politik, Verwaltung, Kirche und Kultur vor, anschließend der Öffentlichkeit.
Die erste Runde des Verfahrens zeigte, dass die Bebauung der südlichen Kante des Roncalliplatzes prinzipiell machbar ist, führte jedoch dazu, dass das Raumprogramm schlanker wurde. Nach Abschluss der zweiten Runde waren sich Oberbrügermeister Jürgen Roters und Baudezernent Franz-Josef Höing einig, dass Abriss und Neubau an dieser Stelle sinnvoll und, so formulierte es der Dompropst, sogar dringend geboten seien. Drei Ansätze lassen sich im Umgang mit der räumlichen Fassung des Roncalliplatzes erkennen.
Schließung des Roncalliplatzes Lederer Ragnarsdottir Oei, Meck Architekten und Staab Architekten stellten Pläne vor, die den Roncalliplatz am Südende mit einem langen Gebäuderiegel abschließen, in dem alle drei Funktionen (Stadtmuseum, Erweiterung des RGM und das Kurienhaus) eine gemeinsame Adresse erhalten. Ihre langen, abgetreppten oder geraden Riegel sind eine deutliche Grenze zur feinen Körnung des mittelalterlichen Stadtgrundrisses.
Nur ein Durchgang bildet die Via Culturalis ab, wodurch die schon in römischer Zeit vorhandene Wegeverbindung zwischen Roncalliplatz und dem tiefer gelegenen Kurt-Hackenberg-Platz eine stärkere Betonung erfährt.
Nur ein Durchgang bildet die Via Culturalis ab, wodurch die schon in römischer Zeit vorhandene Wegeverbindung zwischen Roncalliplatz und dem tiefer gelegenen Kurt-Hackenberg-Platz eine stärkere Betonung erfährt.
Teilweise Schließung des Roncalliplatzes Bestimmt ist es kein Zufall, dass sich gleich vier Kölner Büros entschieden haben, den Roncalliplatz nicht vollständig zu schließen. Peter Böhm Architekten, Kaspar Kraemer Architekten, Peter Kulka Architektur und Schaller Theodor Architekten wollten die Südkante der Domplatte als Markierung erhalten, strebten aber eine größere Durchlässigkeit der Bebauung an. Zwischen einem kleineren Solitär für das Kurienhaus und einem längeren Museumsriegel kann die gedachte Achse der Via Culturalis in Straßenbreite offen bleiben.
Offene Südseite Sechs Büros (Allmann Sattler Wappner Architekten, Caruso St John Architects, Christian Kerez Architekten, Carmody Grake Architects, Schilling Architekten und Van den Valentyn Architektur, bleiben mit ihrem neuen Baukörper in der Achse des RGM, so dass der Roncalliplatz zu mindestens zwei Dritteln offen bleibt. Die deswegen größere Baumasse lässt sich aber, nimmt man die Traufkanten von Dom Hotel und Hotel Mondial als Richtlinien, harmonisch in den Bestand einfügen, wenn sie dem Gefälle der Topografie Richtung Rhein folgt.
Geschickt ist die Anordnung der Baukörper bei Carmody Groarke, die alle Eingänge in den
Neubau, sowie einen Zugang für das RGM in den schmalen Zwischenraum gelegt haben, der gleichzeitig auch eine sehr schön inszenierte Fußgängerverbindung zwischen Domplatte und Kurt-Hackenberg-Platz darstellt.
Geschickt ist die Anordnung der Baukörper bei Carmody Groarke, die alle Eingänge in den
Neubau, sowie einen Zugang für das RGM in den schmalen Zwischenraum gelegt haben, der gleichzeitig auch eine sehr schön inszenierte Fußgängerverbindung zwischen Domplatte und Kurt-Hackenberg-Platz darstellt.
Trotz des städtebaulichen Maßstabs suchten viele Teilnehmer Legitimation im Zitat der Arkaden, wie sie am Dom Hotel und RGM zu finden sind. Peter Kulka ging noch einen Schritt weiter und erregte Aufsehen mit einem gotisch-arabesk umhüllten Kurienhaus.
Zum Erstaunen vieler, die das Werkstattverfahren schon in der ersten Runde verfolgt hatten, sind Allmann Sattler Wappner dabei geblieben, das in ihren Augen nicht mehr zeitgemäße RGM abzureißen. Im Plan mag dies durchaus sinnvoll erscheinen, denn der 1974 auf dem Dombunker und über dem Dionysosmosaik errichtete Bau von Heinz Röcke und Klaus Renner (Braunschweig) scheint in der Aufsicht erratisch platziert. Allerdings gliedert der flache, aufgeständerte Bau den Roncalliplatz auf harmonische Weise, wie sich vor Ort feststellen lässt. Allmann Sattler Wappner, die nun ein erheblich umfangreicheres Raumprogramm unterbringen müssen, zeigten eine vergleichsweise tiefe Baumasse, und einen Campus, der von vier großen Volumen gebildet wird.
Kaspar Kraemers Solitäre stehen im orthogonalen Raster des Domes sowie des RGM, die Eingänge liegen dezentral, wodurch die auf den Kurt-Hackenberg-Platz ausgerichtete Marktplatzebene eine besondere Betonung erfährt. Von dieser um ein Geschoss angehobenen Terrasse, die durchaus Aufenthaltsqualität verspricht, sollen die Museen erschlossen werden.
Ein Siegerentwurf wurde nicht gekürt, wohl aber war eine gewisse Sympathie für eine offene Platzkante spürbar – die Pressevorstellung fand wohl kaum zufällig vor den Plänen von Caruso StJohn statt. Zehn Leitlinien wurden aus dem Werkstattverfahren entwickelt. Unter anderem soll die Neubebauung die Ecke der Domplatte besetzen und als Ergänzung verstanden werden, sie soll den Museen sowie dem Kurienhaus eine eigene Identität geben und die Wegeverbindung zwischen Roncalliplatz und Kurt-Hackenberg-Platz betonen. Zudem soll die Beziehung zum Rhein und zur unteren Römerstraße deutlich werden. Die Straße am Hof soll schmal bleiben und auf einen weiten Platz führen. Die Höhenentwicklung der Gebäude muss der umliegenden Bebauung und der Topografie entsprechen.
Bis zum Sommer möchte Baudezernent Franz-Josef Höing einen Realisierungswettbewerb ausloben, dem diese Leitlinien zugrunde liegen.
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