Bauwelt

Heiß und fiebrig

Interview mit Christoph Richter und Jan Musikowski über das Futurium in Berlin

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    ... und Jan Musikowski im Hof ihres Kreuzberger Büros.

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Heiß und fiebrig

Interview mit Christoph Richter und Jan Musikowski über das Futurium in Berlin

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Wie entstand die Idee eines Futuriums als Ausstellungs- und Veranstaltungsgebäude im Regierungsviertel?
Jan Musikowski Soweit wir die Spur zurückverfolgen konnten, wurde die Idee von einem „Haus der Zukunft“ erstmals 2009 im Koalitionsvertrag der Regierungsparteien öffentlich gemacht. Vielleicht war es eine logische Reaktion auf das „Haus der Geschichte“ in Bonn. Aber genaue Details dazu haben wir bis heute nicht erfahren. Zum Richtfest vor zwei Jahren wurde das Haus der Zukunft in Futurium umbenannt.
Wie gelangen konstruktiv die zwei 28 Meter breiten Öffnungen der Panoramafenster?
Christoph Richter Normalerweise stehen Glasfassaden von dieser Größe auf dem Boden und werden aufgrund der Windbeanspruchung durch entsprechende Pfosten verstärkt. Wir wollten sie jedoch entwurfsbedingt über den Vorbauten „schweben“ lassen. Die Lösung des Problems führte uns dann zu der heute gebauten „hängenden“ Fassadenkonstruktion. Oberhalb der Öffnungen spannt jeweils ein zwei Meter hoher Kastenträger aus Stahl, der auf den auskragenden Betonwänden aufliegt. An diesem Träger sind schlanke Stahllamellen befestigt, welche die komplette Glasfassade und anteilig auch den auskragenden Vorbau tragen. Durch die Schwerkraft zieht sich die Konstruktion im Prinzip selbst straff und kann trotz ihrer filigra­nen Erscheinung hohe Windlasten aufnehmen.
Hatten Sie Einfluss auf die nun folgenden Ausstellungseinbauten?
JM Nein. Mit der Konzeption der Ausstellung wurde erst in der Bauphase begonnen. Wir wissen nicht, ob wir darüber eher froh oder betrübt sein sollen. Am Ende ist die Zukunft wahrscheinlich schwerer zu bändigen als ein Dinosaurierskelett. Das Gefäß ist da und spannt einen erzählerischen Rahmen auf. Und bestenfalls schreibt die Ausstellung diese Erzählung fort.
Wie kam es zum Skywalk?
CR Die Entscheidung, das Dach als solare Ertragsfläche und Regenauffangbecken zu nutzen, fiel schon sehr früh im Wettbewerb. Aus der Forderung der Haustechniker nach einem Revisionsgang für diese Dachflächen haben wir dann die Skywalk-Idee entwickelt. Das Technikdach mutierte zu einem begehbaren Sonnensegel mit fantastischem Ausblick. Dem Bauherrn hat diese Idee sehr gefallen.
Wo haben Sie studiert bzw. Ihre beruflichen Erfahrungen gesammelt, und wie ergab sich die Bürogründung?
JM Ich habe an der Bauhaus-Universität in Weimar Architektur studiert und war zwischendurch ein Jahr lang in den USA. Das war eine sehr befreiende und gleichzeitig prägende Zeit. Danach gab es die Mitarbeit in verschiedenen Architekturbüros, die wichtige persönliche und architektonische Spuren hinterlassen haben. Nach zehn Berufsjahren gab es die Sehnsucht nach einem Kurswechsel. Deshalb habe ich eine Lehrstelle an der TU Dresden angenommen.
CR Während des Studiums an der TU Dresden hat mich das Entwerfen schon immer magisch angezogen. Nach dem Studium arbeitete ich dann phasenweise als freier Mitarbeiter für Büros in Dresden und Spanien und nahm an offenen Wettbewerben teil. Kennengelernt haben wir uns über die gemeinsame Arbeit am Wohnungsbau-Lehrstuhl der TU Dresden. Der offene Realisierungswettbewerb für das Futurium war unser erster gemeinsamer Wettbewerb. Nach der Beauftragung haben wir das Büro gegründet.
Welche Leitbilder sind Ihnen wichtig?
JM Ich glaube, die Architektur muss zu den Betrachtern ebenso wie ein Bild sprechen können. Leitbilder sind für mich Objekte, die sich mit der Architektur des Hauses gedanklich verweben lassen. Ob die Betrachter diese Bilder wiederfinden, ist eigentlich irrelevant. Wichtig ist eher, das sie das Architekturerlebnis am Ende berührt und eigene Bilder in den Köpfen erzeugt.
Zukunftsneugier: Wie stellen Sie sich das Jahr 2100 vor?
CR Irgendwie heiß und fiebrig. Alle in Aluminiumanzügen ...
Fakten
Architekten Richter Musikowski, Berlin
aus Bauwelt 21.2017
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