Petra Blaisse: Sonneveld House²
Auf der Nulllinie
Text: Schürkamp, Bettina , Köln
Petra Blaisse: Sonneveld House²
Auf der Nulllinie
Text: Schürkamp, Bettina , Köln
Ideale des befreiten Wohnens wie „Licht, Luft und Raum“ durchdringen das 1933 von Brinkman & Van der Vlugt erbaute Haus Sonneveld in Rotterdam. Seit 2001 gehört es als Hausmuseum zum benachbarten Het Nieuwe Instituut, dem vormaligen N:AI. Nach Richard Hutten, der im vergangenen Jahr mit poppigen Design-Objekten in der Ikone der niederländischen Moderne irritierte, hat das Museum jetzt die Amsterdamer Innen- und Landschaftsarchitektin Petra Blaisse zu einer Intervention eingeladen.
Blaisse, die mit ihrem Büro Inside Outside für virtuose textile Raumteiler bekannt ist, entfernte die Gardinen vor den Fenstern und bedeckte die Böden mit begehbaren Spiegelplatten aus Acrylglas. Paradoxerweise verhüllen die Spiegelabdeckung nichts, sondern legen die wohlproportionierte Konstruktion des Gebäudes bis auf ihren Ursprung in der Architekturzeichnung offen. Entlang der Spiegelachse entsteht die Illusion eines Raums unter den Füßen der Betrachter. Stützen und Unterzüge umfassen wie X-,Y- und Z-Vektoren die Besucher, die sich durch das cartesianische Raumraster hindurchtasten, in dem Möbel und Menschen auf einer virtuellen Nulllinie zu schweben scheinen. Die neuen komplexen Blickbeziehungen legen neben den rauen Unterkonstruktionen von Möbeln und Objekten auch die analytische Arbeitsweise von Petra Blaisse offen, die mit minimal-invasiven Eingriffen seinerzeit auch dem benachbarten Museumspark lebendiges Alltagsleben einhauchte.
„Ich wusste unmittelbar, dass ich Spiegel auf den Boden legen würde“, erzählt Blaisse. Der flüchtige Blick in den Spiegel avancierte im Neuen Bauen zu einem steten Begleiter des „neuen Menschen“ – für den Psychoanalytiker Jaques Lacan verkörperte er das Prinzip der Selbstreflexion.
In diesem Sinne lenkt die Intervention die Aufmerksamkeit auch auf die bisher stummen, mit einem Mal überraschend vielsagenden Spiegel, die, kombiniert mit Stahlrohrmöbeln und Lampen des Designers W.H. Gispen, in den Nebenräumen des Hauses Sonneveld hängen. Bettina Schürkamp
In diesem Sinne lenkt die Intervention die Aufmerksamkeit auch auf die bisher stummen, mit einem Mal überraschend vielsagenden Spiegel, die, kombiniert mit Stahlrohrmöbeln und Lampen des Designers W.H. Gispen, in den Nebenräumen des Hauses Sonneveld hängen. Bettina Schürkamp
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