Bauwelt

Blick ins Leere

Fotoausstellung zu Leerstand in Dortmund im Baukunstarchiv NRW

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

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Ehemaliges Postgebäude.
Foto: Jonathan Schmalöer

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Ehemaliges Postgebäude.

Foto: Jonathan Schmalöer


Blick ins Leere

Fotoausstellung zu Leerstand in Dortmund im Baukunstarchiv NRW

Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf

Leerstand, Abriss, Neubau. Die Sequenz ist ebenso ernüchternd wie alltäglich. Dabei sind die negativen Konsequenzen des Prozesses eigentlich bekannt: nämlich der Verlust grauer Energie ebenso wie der Verlust vertrauter Stadträume – und manchmal sogar städtischer Identität. „Der doppelte Verlust“, der materielle wie immaterielle, lautet denn auch der Titel einer Fotoausstellung im Dortmunder Baukunstarchiv, die den aktuellen Leerstand in Dortmund anhand prominenter Beispiele zum Gegenstand macht.
Jonathan Schmalöer teilt seine fotografische Analyse in einen dokumentarischen Teil von 30 kleinformatigen Abbildungen und eine Gruppe von acht Großformaten auf, die durch eine montageartige Verfremdung die Kulissenhaftigkeit der jeweiligen Gebäude betonen: In seiner Bearbeitung der Fotos hat er die Fenster ausgeschnitten und weiß-grau hinterlegt; hohläugig und gespenstergleich blicken die auf ihre Fassaden reduzierten Gebäude den Betrachter an, darauf vertrauend, dass ihre strukturelle Ansehnlichkeit für sich spricht und so vielleicht auch das Potential für eine zukünftige Nutzung verdeutlicht.
Die Leerstände betreffen beispielsweise den 1922 errichteten Verwaltungssitz des Stahlkonzerns Union AG oder die Zentrale der Dortmunder Stadtwerke aus den 1960er Jahren. Verschwinden zugunsten eines moderneren Neubaus sollen auch der zinnengekrönte Bau der Universitätsbibliothek aus dem Jahr 1976 sowie die Kreuzgrundschule aus Gründerzeitjahren. Natürlich sind die Immobilien sowohl in ihrer architekturhistorischen Bedeutung als auch im Hinblick auf eine Sanierung separat zu diskutieren; Leerstände sind, siehe Karstadt, nicht selten Ergebnis gesellschaftlich-ökonomischer Entwicklungen. In ihrer Gesamtheit aber machen die Beispiele auf eine massive Entsorgung eines historischen Bestands der Stadt aufmerksam.
Die Begleittexte von Richard Schmalöer gehen vor allem auf das städtische Bauprogramm ein, das in den kommenden Jahren 174 Abrisse und Neubauten von Schulen für 1,8 Milliarden Euro vorsieht. Die kleine Schau ist keine, die etwa einer modischen Lust an urbanen Unorten huldigt; sie wirft konkrete Fragen auf. Zum Beispiel die, ob die Universität in digitalen Zeiten wirklich einen Bibliotheksneubau braucht oder wie die markante ehemalige Hauptpost in der Dortmunder Nordstadt zu nutzen wäre. Öffentliche Debatten über diese Gebäude und ihre urbane Bedeutung wären wünschenswert. Dass die Ausstellung dazu beiträgt, kann man ihr wie auch der Stadt wünschen.

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