Bauwelt

Gender is undoing gender

Text: Flagner, Beatrix, Berlin; Bruun Yde, Marie, Berlin

Gender is undoing gender

Text: Flagner, Beatrix, Berlin; Bruun Yde, Marie, Berlin

Caroline Criado-Perezʼ „Unsichtbare Frauen: Wie eine von Daten beherrschte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“ erschien letztes Jahr auf Deutsch. Das Buch der Feministin dokumentiert, wie der männliche Körper als Prototyp für Medikamente, Möbel und Bürotemperaturen dient. Autos werden für Männer hergestellt, die Sterblichkeitsrate im Falle eines Autounfalls ist deswegen bei Frauen 17 Prozent und die Verletzungsgefahr 47 Prozent höher als bei Männern. One size fits men.
Auch Städte könnten femininer geplant werden. Das geht weit über die Vermeidung von Angsträumen oder die Benennung von Straßen mit weiblichen Namen hinaus. Grundrisse, Freiräume und Stadtquartiere zeigen, welche räumlichen Dimensionen Geschlechter haben: Die klassischen Spiel- und Sportplätze könnten aufgelockert und ergänzt werden, um Mädchen mehr zu adressieren. Öffentliche Verkehrsnetze könnten für die vielen kurzen Fahrten von Frauen besser ausgelegt werden. Gemischtere Städte würden die Abstände zwischen Wohnung, Arbeit, Schule, Kita und Park minimieren.
Und im Berufsstand gilt leider immer noch: Architektinnen verdienen weniger, sind seltener auf Po­dien zu sehen und ihre Werke nur minder in Bücherregalen zu finden. Dabei ist die Zukunft weiblich: Mehr als die Hälfte der Architekturstudierenden sind Frauen. Diese Absolventinnen werden nicht nur Arbeitsweisen verändern, durch sie wird sich auch eine Vielfalt in der Architektur niederschlagen, die unsere diverse Gesellschaft besser abbildet.
Wir müssen uns fragen, wie wir in unserer Gesellschaft zusammenleben wollen, in der nicht alle entsprechend bestimmter Merkmale dieselben Chancen haben. In einer gleichgestellten Zukunft brauchen wir nicht mehr über Gender zu sprechen. Aber erst müssen wir Diversität anerkennen, um Ungleichheit zu überwinden. Es geht nicht, nichts zu tun.

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Als wir an diesem Themenheft arbeiteten, kam in den Redaktionssitzungen auch immer wieder ein Thema zur Sprache, das uns schon länger beschäftigt: Wie gendern wir in der Bauwelt? Während es die eine Redakteurin schmerzt, die Gendersternchen in Autorenbeiträgen beim Redigieren rauszustreichen, ist es für den anderen kein Problem. In diesem Heft finden Sie viele Sonderzeichen, denn in jedem Text verwenden wir eine andere Form des Genderns. Wir freuen uns, wenn Sie sich mit Ihrer Meinung zur angemessenen Genderform einbringen. Schreiben Sie uns oder stimmen Sie ab: In unsere Homepage haben wir eine Umfrage eingebettet.

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