Bauwelt

Mit Vergangenheit arbeiten

Vorschau Bauwelt 19.2022 erscheint am 16. September Pristina Markttag

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Mit Vergangenheit arbeiten

Vorschau Bauwelt 19.2022 erscheint am 16. September Pristina Markttag

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Im Juni letzten Jahres, Auslandsreisen waren nach monatelangen, coronabedingten Beschränkungen gerade wieder möglich, habe ich mir in Italien das Trainingszentrum des US Sassuolo angesehen, ein lang­gestreckter, abgetreppter Riegel aus dunklem Backstein, samtigem Beton und warmem Eichenholz, entworfen vom Mailänder Büro Onsitestudio (Bauwelt 14.2021). Tags zuvor hatte ich Architekt Giancarlo Floridi in seinem Mailänder Büro getroffen, der mir die Entwurfsgeschichte erzählte. Es war ein Eintauchen in historische Analogien und Bildwelten, die mir schnell deutlich machte, dass er und sein Büropart­ner Angelo Lunati beim Planen aus dem Vollen schöpfen: aus den Anforderungen des Programms und den Besonderheiten des Orts, aus der Baugeschichte und aus der Typologie, aber auch aus der Literaturgeschichte und aus der der Fotografie. Als Reiselektüre hatte ich „Ideas of Ambiente“ eingepackt, ein handliches Paperback, in dem Lunati die Antriebskräf­te der modernen Großstadtarchitektur Mailands anschaulich herausarbeitet (ebenfalls Bauwelt 14.2021). Was das mit diesem Heft zu tun hat? Im Herbst letz­ten Jahres schlug Floridi mir eine Serie von Beiträgen über europäische Bauten der Nachkriegsmoderne vor, die seiner Ansicht nach bislang zu wenig Berücksichtigung im Kanon der Architekturgeschichte ge­funden haben, zu Unrecht aus seiner Sicht, da sie ebenso originelle wie ungebrochen aktuelle Antworten auf Fragen von Entwurf und Planung bereit hielten. Die Idee, diese Serie in einem Thementeil zusammenzufassen, lag da nicht fern: alles Weitere ab Seite 18.

Sakral und Säkular

Wenn wir kirchliche Projekte in Sachsen vorstellen, könnte das bedeuten, sich in die Nesseln zu setzen. Kirche ist heikel und Sachsen ist heikel, schaut man auf die Nachrichtenlage. Gleichzeitig war Kirche in Sachsen während der DDR-Zeit auch ein Zufluchtort für Regimekritiker. Ein Hauch dieser Atmosphäre scheint noch in der kleinen Kirche am Leipziger Stadtrand zu hängen, in Zuckelhausen. Jüngst haben die Architekten Irlenbusch von Hantelmann sie erweitert.
Gebaut wird in der Kombination Sachsen und Kirche derzeit fleißig, und dabei recht anspruchsvoll. Das beweisen nicht zuletzt acht im diesjährigen Wettbewerb um den Sächsischen Staatspreis für Baukultur nominierte Projekte zum Thema. Neben der neuen Sakristei in Zuckelhausen zeigen wir zwei dieser Nominierungen: Den Umbau vom Haus der Kathedrale in Dresden durch Alexander Poetzsch Architekten und den Wiederaufbau der Kirche in Canitz bei Riesa von Peter Zirkel Architekten – letztere wurde im Verfahren mit einer Anerkennung gewürdigt.

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