Bauwelt

Portal sucht Portal

Eine Galerie hielt das Por­tal der Kathedrale in Angers lange Zeit intakt. Seit deren Zerstörung bröckelt die Fassade – eine moderne Konstruktion muss her. Der Gewinnerentwurf eines geladenen Wettbewerbs baut auf den Spuren der Vergangenheit auf.

Text: Savchenko, Julia, Nürnberg

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    1. Preis Kengo Kuma & Associates hüllen mittelalter­liche Ansätze in ein zeitgenössisches Gewand. Die entstehende monolitische Struktur bildet einen Zwischenraum mit großer lichter Höhe und fasst den Platz vor der Kathedrale neu ein.
    Abb.: Verfasser

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    1. Preis Kengo Kuma & Associates hüllen mittelalter­liche Ansätze in ein zeitgenössisches Gewand. Die entstehende monolitische Struktur bildet einen Zwischenraum mit großer lichter Höhe und fasst den Platz vor der Kathedrale neu ein.

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    Teilnehmer Pierre-Louis Faloci setzt auf einen Baukörper aus Glas mit einer Verkleidung aus bronze­farbenem Aluminiumguss und Holztafeln auf der Innen­seite. Über Kopfhöhe entsteht ein Raum mit unterschiedlichen Texturen und Transparenzgraden.
    Abb.: Verfasser

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    Teilnehmer Pierre-Louis Faloci setzt auf einen Baukörper aus Glas mit einer Verkleidung aus bronze­farbenem Aluminiumguss und Holztafeln auf der Innen­seite. Über Kopfhöhe entsteht ein Raum mit unterschiedlichen Texturen und Transparenzgraden.

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    Teilnehmer Bernard Des­moulins gestaltet ein trichterförmiges Tor aus Alu­miniumguss, das von transparenten Elementen und Löchern durchbrochen wird. Zwischen Außenhaut und Holzkassetten liegt eine Treppe.
    Abb.: Verfasser

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    Teilnehmer Bernard Des­moulins gestaltet ein trichterförmiges Tor aus Alu­miniumguss, das von transparenten Elementen und Löchern durchbrochen wird. Zwischen Außenhaut und Holzkassetten liegt eine Treppe.

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    Teilnehmer Rudy Ricciotti konstruiert einen Tunnel mit fünf ineinandergreifenden Modulen aus Faser­beton. Die Bögen sind so geformt, dass sie Regenwasser ableiten und über einen Dichtstreifen mit der Fassade verbunden sind.
    Abb.: Verfasser

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    Teilnehmer Rudy Ricciotti konstruiert einen Tunnel mit fünf ineinandergreifenden Modulen aus Faser­beton. Die Bögen sind so geformt, dass sie Regenwasser ableiten und über einen Dichtstreifen mit der Fassade verbunden sind.

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    Teilnehmer Philippe Prost legt besonderen Wert auf die Inszenierung des farbigen Portals, während die Dimension des Bogens aus vorgefertigten Faserbe­tonteilen die Größe der verschwundenen Galerie nachahmt.
    Abb.: Verfasser

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    Teilnehmer Philippe Prost legt besonderen Wert auf die Inszenierung des farbigen Portals, während die Dimension des Bogens aus vorgefertigten Faserbe­tonteilen die Größe der verschwundenen Galerie nachahmt.

    Abb.: Verfasser

Portal sucht Portal

Eine Galerie hielt das Por­tal der Kathedrale in Angers lange Zeit intakt. Seit deren Zerstörung bröckelt die Fassade – eine moderne Konstruktion muss her. Der Gewinnerentwurf eines geladenen Wettbewerbs baut auf den Spuren der Vergangenheit auf.

Text: Savchenko, Julia, Nürnberg

Dass das Westportal der frühgotischen Kathe­drale Saint-Maurice von Angers einmal vielfarbig gestaltet war, ist erst seit 2009 bekannt. Mehrere Kalkschichten verdeckten die Bemalung seit einer Instandsetzung im 17. Jahrhundert, nachdem das Gotteshaus vom Blitz getroffen und teilweise zerstört worden war. Als die Farben bei Reinigungsarbeiten zutage traten, stellte sich heraus, dass sie gefährdet sind.
Bereits im frühen 13. Jahrhundert war dem Portal eine Galerie vorgebaut worden. Trotz großer Öffnungen bot sie guten Schutz vor den Elementen und bestimmte lange Zeit die architektonische Gesamtkomposition der Westfassade. Allerdings verschränkte sie auch den Blick auf die farbigen Statuen und machte das Portal als Ganzes nicht mehr wahrnehmbar. Spuren der Mauerkonstruktion sind noch heute auf der Fassade zu sehen. Seit dem Abriss der Galerie, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts wegen mangelnder Wartung baufällig war, verschlechterte sich der Zustand des Portals. Historische und archäologische Studien machten den Grundriss der alten Galerie nachvollziehbar, die in der Neuzeit mehrfach umgebaut wurde. Jedoch reichten die Dokumente nicht aus, um eine vollständige Rekonstruktion in Betracht zu ziehen.
Als im Jahr 2009 die Kalkschichten auf dem Westportal abgetragen und die farbige Gestaltung des Portals entdeckt wurde, sollte eine provisorische Holzkonstruktion den Zahn der Zeit ausbremsen. Diese konnte zwar in der Tat Umwelteinflüsse abmildern, jedoch nicht verhindern, dass sich hygroskopische Salze am Portal sammeln. Bei Klimaextremen können diese das Portal weiter gefährden. Hinzu kommt, dass die Nachbargebäude der Kathedrale mit der Zeit zerstört wurden. Dies verstärkt den Einfluss von Wind und Wetter auf das Portal – ein komplexes Zusammenspiel aus Architektur und Klima, das auch beim Bauvorhaben einer neuen Schutzkonstruktion eine Rolle spielt.
Heute ist das Portal eines der wenigen lesbaren Zeugnisse von Außenpolychromie bei mittelalterlichen Kathedralen. Da eine Rekonstruktion der alten Galerie nicht möglich ist, lobte das französische Kulturministerium im Dezember 2019 einen Wettbewerb für einen zeitgenössischen Anbau aus. Die Gestaltung einer neuen, dauerhaften Schutzkonstruktion verändert nicht nur grundlegend das Bild der Kathedrale an einem prominenten Platz des Ortes, sondern stellt auch eine komplexe klimatechnische Herausforderung dar: Es musste ein Gleichgewicht zwischen Schutz vor Witterungseinflüssen und der Möglichkeit eines ständigen Luftaustauschs gefunden werden. Zudem sollten die bautechnischen Auswirkungen auf den Bestand möglichst gering gehalten, eine museale Wirkung dabei aber vermieden werden. Gefordert war ein funktionales Element der Kathedrale, das das Bild der Polychromien im öffentlichen Raum für möglichst viele sichtbar machen soll.
Unter fünf geladenen Büros gewann das japanisch-französische Team um Kengo Kuma den Wettbewerb mit einem großzügig proportionierten Steinportal aus fünf Archivolten. Die Propor­tionen leiten sich aus dem Bestand ab. In einem an mittelalterliche Bautechnik angelehnten Vorgehen entlehnen die Architekten der Bestandsfassade ein proportionales Regelsystem. Als Material wählen sie einen Stein, der dem alten im Farbton gleicht, jedoch eine zeitgenössisch-homogene Oberfläche aufweist. Die Juroren sahen darin einen ideal geführten Dialog zwischen Vergangenheit und Zukunft; der Bau füge sich harmonisch in das Denkmal und den städtischen Kontext ein. Er ist gemäß den Anforderungen so proportioniert, dass das polychromierte Portal von innen in seiner Gänze wirksam bleibt. Die teilnehmenden Arbeitsgruppen setzten auf sehr unterschiedliche Konzepte. So entwickelte das Team um Bernard Desmoulins eine bronzefarbene, trichterförmige Struktur, die durch einen Einschnitt für Licht und Luft gebrochen wird. Sowohl Rudy Ricciotti als auch das Atelier von Phi­lippe Prost verfolgten den Ansatz eines einzelnen, das Portal fortsetzenden Tores. Letztere versuchten dabei, durch Anwinkelung der Innenwände und entsprechende Beleuchtung einen visuellen Dialog mit der vielfarbigen Wandmalerei zu erzeugen. Die Arbeitsgruppe um Pierre-Louis Faloci schlug einen der Kirche vorgesetzten, teilweise transparenten Kubus aus Glas und Metall vor, der vor dem Eingang der Kathedrale durch die räumliche Abgrenzung über Kopfhöhe einen eigenständigen Vorraum bildet.
Bei der Ausführung erwartet das Team um Kengo Kuma nun ein Balanceakt, denn es muss den Zustand des historischen Bestands konti­nuierlich durch Messgeräte überwachen lassen und ein Schutzkonzept für den Zeitraum der Bauarbeiten vorlegen.
Eingeladener Realisierungswettbewerb
Preisträger Kengo Kuma & Associates, Tokyo/Paris; Lichtplanung: 8’18’’, Paris
Weitere Teilnehmer (Vertreter der AGs) Bernard Desmoulins, Paris; Lichtplanung: SCENO, Paris; Rudy Ricciotti, Bandol/Paris; AAPP atelier d’architecture; Philippe Prost, Paris; Lichtplanung: 8’18’’, Paris; Pierre Louis Faloci, Paris
Preisrichter
René Bidal, Christophe Béchu, Emmanuel Luc Jean Marie Delmas (Bischof von Angers), Clarisse Mazoyer, François Goven, Marc Le Bourhis, Eliane Vergnolle, Corinne Vezzoni, Marc Barani, Paul Grether, Paul Hautecler
Auslober
Französisches Kulturministerium, vertreten durch die Region Pays de la Lo

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