Post Production
Im Rahmen der in der „Stadt- Region“ Stuttgart verorteten IBAʼ27 soll das Postareal im Stadtzentrum von Böblingen ein lebendiger Stadtbaustein werden. Die Wettbewerbsgewinner wollen Material des Altbaus recyclen.
Text: Sturm, Hanna, Münster
Post Production
Im Rahmen der in der „Stadt- Region“ Stuttgart verorteten IBAʼ27 soll das Postareal im Stadtzentrum von Böblingen ein lebendiger Stadtbaustein werden. Die Wettbewerbsgewinner wollen Material des Altbaus recyclen.
Text: Sturm, Hanna, Münster
Siebzigerjahre-Strukturbeton mit orangen Fenstern auf zwei Geschossen – so präsentiert sich Böblingen, 30 Minuten südwestlich von Stuttgart gelegen, denen, die vom Bahnhof zur Fußgängerzone der Kreisstadt unterwegs sind. Der Name „Postareal“ bringt die Nutzung von Gewerbebau und Grundstück in all seiner Einseitigkeit auf den Punkt.
Böblingen ist mit einem durchschnittlichen Mietpreis von 12,23 Euro pro Quadratmeter (2020) längst Teil des Stuttgarter Mietenwahnsinns. Umso wichtiger erschien es der Böblinger Baugesellschaft (BBG), das immerhin 6200 Quadratmeter große Areal in einen belebten und vielseitigen Stadtbaustein zu verwandeln. Mit der Ernennung des Postareals zu einem der ersten Projekte der Stuttgarter IBA’27 begann 2020 die Planung eines Stadtquartiers, das von der Ideenfindung bis zur Umsetzung als Realexperiment gedacht ist.
„Offenheit“ war das Stichwort, sowohl bei der Einbindung der Bürgerinnen und Bürger in den Planungsprozess als auch im Hinblick auf die gewünschte Anmutung und Konstitution des Quartiers. Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung flossen in die Auslobung des Wettbewerbs ein. Die Jury bildeten neben Vertretern der BBG, der Stadt Böblingen und der IBA’27 auch drei Bürgervertreterinnen.
Die Fragestellungen des internationalen, einphasigen Wettbewerbs reichten vom Verhältnis zwischen Wohnen und Arbeiten über die Qualität und Verteilung öffentlicher Räume bis hin zur Vielseitigkeit der Wohnungsgrundrisse. Auf den ersten Blick ähneln sich die ausgezeichneten Projekte: großflächig verglaste Fassaden, sichtbares Holz und ein markanter Hochpunkt Richtung Bahnhof. Die qualitativen Unterschiede liegen in Organisation und Nutzungsmischung der dichten Stadtstrukturen.
Den ersten Preis gewann die Kooperation von Gutiérrez – de la Fuente Arquitectos aus Madrid und UTA Architekten und Stadtplaner aus Stuttgart. Dem Siegerentwurf gelingt es verblüffend leichtfüßig, den vielfältigen Herausforderungen der Aufgabe gerecht zu werden. Anker der städtebaulichen Komposition ist das winkelförmige Gebäude, das die nord-westliche Ecke des Grundstücks definiert. Einen Schenkel dieses Winkels bildet der 20-geschossige Wohnturm, der sich durch den vorgelagerten Platz von der umgebenden Bebauung absetzt.
Geschickt platziert ist überdies das kleinste Gebäude, dessen Stirnseite parallel zur Bahnhofstraße verläuft. Der schmale Riegel lenkt vom Bahnhof Kommende in das Quartiersinnere und gliedert den Außenraum in kommunikative und geschützte Bereiche. Ausgehend vom Eingangsplatz mit Wäldchen, tragen Höfe und Terrassen die Nutzungsschwerpunkte der Erdgeschosszonen (Gewerbe, Bildung und Produktion) in den Außenraum.
In den Erdgeschossen sowie den ersten und zweiten Obergeschossen sind gewerbliche Nutzungen geplant. Während die Jury hier die wenig abwechslungsreiche Belegung mit gastronomischen Angeboten kritisiert, lassen die ab dem dritten Geschoss vorgesehenen Wohnungen an Vielfalt nichts zu wünschen übrig: Wohngemeinschaften, temporäres Wohnen, Clusterwohnungen und Wohnungen mit Co-Working-Optionen ergänzen klassische Wohnungsgrundrisse. Die vorgesehene Holz-Beton-Hybridkonstruktion mitflexiblem Stützenraster signalisiert außerdem langfristige Möglichkeiten innenräumlicher Veränderungen.
Durch alle Gebäude ziehen sich der Hausgemeinschaft gewidmete, kleinteilige Räume wie Gemeinschaftsküchen, Bibliotheken und Wintergärten. Darüber hinaus stehen in den „Laternen“ der obersten Stockwerke Angebote für Arbeit, Bildung und Sport zur Verfügung. Die Jury schlägt vor, die an die Laternen grenzenden Dachgärten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In die Diskussion zu Anpassungen wie dieser sollen im weiteren Entwurfs- und Planungsprozess Büros aus der engeren Wahl eingebunden werden.
Offener internationaler Realisierungswettbewerb
1. Preis (100.000 Euro) Gutiérrez – De La Fuente Arquitectos, Madrid, mit UTA Architekten und Stadtplaner, Stuttgart
2. Preis (50.000 Euro) hdg Architekten und Stadtplaner, Stuttgart, Henninger und Lachmann, Bad Kreuznach,
mit Architekturbüro Podehl, Boppard, mit bauchplan (.) landschaftsarchitekten und stadtplaner, München
3. Preis (30.000 Euro) SUPERWIEN URBANISM, Wien
Anerkennungen (je 10.000 Euro) STEINHOFF | HEAHNEL, Stuttgart, studio 2020 Matzat Henkel, Berlin
1. Preis (100.000 Euro) Gutiérrez – De La Fuente Arquitectos, Madrid, mit UTA Architekten und Stadtplaner, Stuttgart
2. Preis (50.000 Euro) hdg Architekten und Stadtplaner, Stuttgart, Henninger und Lachmann, Bad Kreuznach,
mit Architekturbüro Podehl, Boppard, mit bauchplan (.) landschaftsarchitekten und stadtplaner, München
3. Preis (30.000 Euro) SUPERWIEN URBANISM, Wien
Anerkennungen (je 10.000 Euro) STEINHOFF | HEAHNEL, Stuttgart, studio 2020 Matzat Henkel, Berlin
Fachpreisgericht
Rebecca Chestnutt, Andreas Hofer, Andreas Kipar, Christine Kraayvanger, Markus Müller (Vorsitz), Heidi Pretterhofer, Jens Wittfoht
Rebecca Chestnutt, Andreas Hofer, Andreas Kipar, Christine Kraayvanger, Markus Müller (Vorsitz), Heidi Pretterhofer, Jens Wittfoht
Auslober
Böblinger Baugesellschaft in Kooperation mit Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart
Böblinger Baugesellschaft in Kooperation mit Internationale Bauausstellung 2027 StadtRegion Stuttgart
Betreuung, Vorprüfung
stadt.bau.plan, Darmstadt
stadt.bau.plan, Darmstadt
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