Einfach machen!
Wir haben fünf akademische Initiativen, die sich gegen Diskriminierung engagieren, um Statements gebeten. Hier: Architecture for Refugees Schweiz
Text: Fabritius, Anne, Zürich
Einfach machen!
Wir haben fünf akademische Initiativen, die sich gegen Diskriminierung engagieren, um Statements gebeten. Hier: Architecture for Refugees Schweiz
Text: Fabritius, Anne, Zürich
„Fünf Winkel fehlen. Hat jemand eine Idee?!“ Bence befindet sich im Hof der Autonomen Schule in Zürich und tippt auf seinem Handy. Karim steht mit einer Tasse Kaffee in der einen und dem Akkuschrauber in der anderen Hand daneben. Vor ihnen liegen die Balken der zerlegten Holzkonstruktion, die einst als „Transfähre“ Menschen über den Zürichsee beförderte, und aus der hier und heute der neue Dachunterstand für das Café für Alle entstehen soll.
Die beiden sind zwei der inzwischen 100-köpfigen Community Architecture for Refugees Schweiz (AFR) in Zürich, die mit Selbstbauprojekten, Ausstellungen und Stadtspaziergängen dem gemeinsamen Ziel einer offenen Stadt näherkommen möchte. Mitmachen können alle, egal welcher Herkunft sie sind und welche Sprache sie sprechen. Mit dem Motto „Einfach machen“ nimmt sich AFR der Aufgabe an, Stadträume inklusiv für eine Gesellschaft zu prägen, in der alle respektvoll miteinander agieren. „Hadim, der Held des Tages! Er hat mit Ivo einfach Winkel selbst gemacht.“ Die beiden werden von der restlichen Gruppe ausgelassen empfangen. Jetzt kann weitergebaut werden!
Zentral in der Stadt gelegen ist die Autonome Schule Zürich (ASZ), eine Anlaufstelle für Neuankommende, die Deutsch lernen wollen und sozialen Austausch suchen. Doch im Lockdown-Jahr 2020 blieb die Schule geschlossen. Das Corona-Virus sorgte auch im Asylbereich für Stillstand und Isolation. Neuankommenden fehlten die Begegnungsräume. Auf Anfrage entschloss sich die AFR-Community kurzerhand, vor Ort eine Überdachung zu bauen, um das im Erdgeschoss liegende Café für Alle nach draußen zu verlagern und die Begegnung an der frischen Luft zu ermöglichen. So wurde der zuvor menschenleere Innenhof plötzlich zum sozialen Interaktionsraum und trotz Virus wieder lebendig. Auch die AFR-Community traf sich zum monatlichen Stammtisch im neu bespielten Innenhof. Durch die gemeinsame Aneignung des Ortes wuchsen Architecture for Refugees Schweiz und die Autonome Schule Zürich mehr zusammen, und beteiligte Personen übernahmen Eigenverantwortung für die weitere Entwicklung des Ortes, den Umgang miteinander und die lokale Sicherheit.
Wenn Geflüchtete in der Schweiz ankommen, müssen sie sich einem langwierigen Asylverfahren unterziehen. Ihre Wartezeit ist vor allem von einem Gefühl „zwischen den Welten“, von Ohnmacht und Ungewissheit geprägt. Gemeinsames Wirken im Stadtraum gibt ihnen ein gewisses Maß an Selbstständigkeit zurück, fördert gegenseitige Toleranz und lässt Freundschaften entstehen, die für eine gemeinsame Gesellschaft und die angestrebte beidseitige Integration, wie es im Integrationsgesetz der Schweiz heißt, entscheidend sind.
Architecture for Refugees Schweiz:
Die Zusammenarbeit von AFR und Schülerinnen der ASZ zur Verbesserung von Begegnungsräumen besteht seit fünf Jahren. Architecture for Refugees Schweiz organisiert sich über einen Chat und den Stammtisch: Wir treffen uns jeden ersten Dienstag im Monat um 19 Uhr auf dem Fogo-Areal, Zürich.
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