Bauwelt

Von Wegen

Text: Crone, Benedikt, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin

Von Wegen

Text: Crone, Benedikt, Berlin; Friedrich, Jan, Berlin

Dass sich die Kanzlerin von uns wünscht, wir mögen so wenig wie möglich das Haus verlassen, hätte noch vor einem Jahr nach einer realitätsfremden Äußerung geklungen. Schließlich lebt nicht nur unsere Wirtschaft, sondern unsere Gesellschaft davon, dass wir vor die Tür gehen. Von menschenleeren Straßen war in Deutschland bisher auch nicht viel zu sehen. Der luftige Freiraum, in dem sich die Aerosole verteilen und auf den Boden rieseln können, erhielt vielmehr eine neue Wertschätzung für ein halbwegs aktives Sozialleben. Auch der Verkehr kam nicht zum Erliegen, dafür verlagerte sich die Art der Fortbewegung. Ausgerechnet das Automobil gewann an Beliebtheit: 55 Prozent der Deutschen stiegen im März vom ÖPNV aufs Auto um. Aber auch der Radverkehr erhielt Zulauf. Auf die Frage, wie infolgedessen der Straßenraum (neu) aufgeteilt werden müsse, antwor­teten mehrere Städte mit kurzfristig installierten Pop-up-Radwegen und auf die Bürgersteige erweiterten Bereichen für die Gastronomie. Spätestens nach Corona wird sich zeigen, ob sich aus diesen Ad-hoc-Maßnahmen langfristige Lösungen modulieren lassen.
Auf diese virenfreiere Zeit zielte auch der Wett­bewerb zur Umplanung der B14, die mit bis zu 13 Fahrspuren die Stuttgarter Innenstadt zerteilt. Die Verkehrsader motivierte in den vergangenen 60 Jahren zwar viele Planer zu Entwürfen, erfuhr aber tatsächlich kaum einen Rückbau. Die Gewinner des jüngsten Wettbewerbs, die Stuttgarter Büros asp Architekten und Koeber Landschaftsarchitektur, könnten nun einen Plan vorgelegt haben, der den kilometerlangen Straßenraum zwar radikal umkrempelt, gleichzeitig aber im Bereich des Realisierbaren bleibt.
Zu dieser Realität gehört auch: Jenseits der Stadt bleibt für viele das Auto das Verkehrsmittel, mit dem sich ländliche Weiten am besten durchqueren lassen. In Südtirol entsteht derzeit als Alternative zur überfüllten Brennerautobahn eine Umgehungsstraße. Ein zukunftsweisendes Projekt? Vorbildlich ist immerhin die Gestaltung der Einzelteile – von den Tunnelportalen über die Lüftungsschlote bis zum Lärmschutzwall.

Bauwelt-Kongress 2020

Damit Sie der Aufforderung, möglichst zuhause zu bleiben, auch am 3. und 4. Dezember nachkommen können, veranstalten wir den Bauwelt-Kongress dieses Jahr im Digital-Format. Wir streamen die Diskus­sionsbeiträge der mehr als 20 Referenten, die sich unter dem Motto „Robust“ mit der Zukunft von Architektur und Stadt befassen, live aus Berlin. Sie können bequem von zuhause oder dem Büro aus teilnehmen. Das detaillierte Programm gibt es ab Seite 40 in dieser Ausgabe. Anmeldung unter kongress.bauwelt.de

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