Bauwelt

Ein Museum, das die Stimme erhebt

Kolumba, das Kunstmu­seum des Erzbistums Köln, feierte sein fünfzehnjäh­riges Bestehen mit der Eröffnung einer neuen Ausstellung

Text: Winterhager, Uta, Bonn

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Die Worte fallen ineinander und ergeben eins: „Liebe deine Stadt“, das Kunstwerk von Merlin Bauer, momentan in Kolumba.
VG Bildkunst Bonn, 2022 Foto: T. May

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Die Worte fallen ineinander und ergeben eins: „Liebe deine Stadt“, das Kunstwerk von Merlin Bauer, momentan in Kolumba.

VG Bildkunst Bonn, 2022 Foto: T. May


Ein Museum, das die Stimme erhebt

Kolumba, das Kunstmu­seum des Erzbistums Köln, feierte sein fünfzehnjäh­riges Bestehen mit der Eröffnung einer neuen Ausstellung

Text: Winterhager, Uta, Bonn

Klingt nach einem bescheidenen Anspruch, den die Künstlerin Roni Horn mit ihrer kleinen Arbeit formuliert, die seit gut einem Monat auf einem Treppenabsatz von Kolumba hängt. Wir lieben diese Treppe, wie wir dieses Museum lieben. Doch oft, gerade im Begegnungsfall, sucht die Hand nach Halt. Die Besucher schwanken, gehen weiter – alles gut gegangen. Das ist Kolumba: das Museum, das zwischen dem Weltlichen und dem Göttlichen schwebt, möchte, dass wir schwanken, um uns neu zu positionieren.
Jetzt geht es ums Hiersein; so wurde der Titel der kleinen Gouache von Roni Horn zum Titel der seit Mitte September laufenden Jahresausstellung: „making being here enough“, ergänzt mit „Ort und Subjekt“. Längst sind weder das Subjekt noch der Ort sicher: „Das Aufgeben gesicher­­-ter sozialer, politischer und kultureller Zusammenhänge gehört zur existentiellen Erfahrung von Millionen von Menschen, gerade auch in der Gegenwart. An einem Ort überlagern und verweben sich heute vielfältige kulturelle Orientierungen und Erbschaften – Kultur ist nicht einheitlich, sondern vielstimmig, ein Zusammentreffen vieler kollektiver Gedächtnisse und Erinnerungsgemeinschaften“, steht im Begleitbüchlein.
Das Haus ist voller Exponate, jedes Stück zeichnet mit an der emotionalen Topografie, mit der wir Menschen die Welt erfassen. Da steht der rote Pfahl „An Ort und Stelle“ von Lutz Frisch wie eine Akupunkturnadel im Hof, weiter oben Frachtkiste und Modell seiner „Bibliothek im Eis“, mit der er die Vision eines kulturellen Gegenpols in die antarktische Landschaft gepflanzt hat.
14 Jahre stand der Imperativ „Liebe deine Stadt“ rot auf einem Dach, unübersehbar dort, wo eine Verkehrsschneise die Stadt verwundet hat. Im Februar 2021 musste Merlin Bauers Schriftzug in roter Schreibschrift, vier Meter hoch, 26 Meter lang, ins Depot: Das Haus darunter wurde saniert. Nun hat die Plastik in Kolumbas größtem Raum eine Zwischenstation eingelegt. Nicht nebeneinander, sondern hintereinander angeordnet, überlagern sich die drei Wörter; durch die Lücken blitzt der „Kölner Heiligenhimmel“ der Kölner Maler Johann Hulsmann und Johann Toussyn von 1635.
In Kolumba findet Merlin Bauers gesamter Kosmos Platz: vom Anfang, den er ab 2002 gemeinsam mit BeL mit einem umgebauten Fahrrad „Unter dem Pflaster der Strand – Momentane Orte“ an vielen Stellen in der Stadt markiert hat, bis hin zu „Architektur & Demokratie“, der jüngsten und politischsten Fortschreibung seines Werks, einer Kunst-Sonderausgabe des Kölner Stadtanzeigers 2021. Außerdem zahlreiche Videointerviews, in denen Bauer Experten sprechen lässt, die seinen Anspruch, Architektur als soziale Aufgabe zu begreifen intellektuell untermauern. Weil jeder damit gefordert ist, gibt es zur Eintrittskarte eine Faltkarte mit „111 virulenten Projekten in Köln“ dazu. Die Idee: Hingehen, mitreden! Die gleiche Parole gilt auch für den kleineren Raum daneben, den die Künstlerkollektive X-SÜD und Raumlabor zusammen mit dem Kunsthaus KAT18 als „Kunsthaus-Kalk-Atelier“ nutzen. Eine Plattform für ihren Protest, ihre Forderung nach einem inklusiven Kunsthaus (hier als Papiermodell) als Teil der Entwicklung der Hallen Kalk im gleichnamigen Kölner Stadtteil.
Aus der Rede vom Kurator Stefan Kraus zur Eröffnung der neuen Ausstellung, mit der das Museum sein 15. Jubiläum feierte, blieb ein Satz besonders hängen: „15 ist das Alter, in dem die Eltern schwierig werden“ – mehr Erklärung braucht es im Kunstmuseum des Erzbistums Köln nicht.

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