Bauwelt

Grüße aus Fréménil

An einen kleinen Hügel geschmiegt, von weiten, zeitweise überschwemmten Wiesen umgeben, widersteht Fréménil den Veränderungen

Text: Doizenet, Pauline. Fréménil

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Grüße aus Fréménil

An einen kleinen Hügel geschmiegt, von weiten, zeitweise überschwemmten Wiesen umgeben, widersteht Fréménil den Veränderungen

Text: Doizenet, Pauline. Fréménil

An die Stelle bäuerlicher Viehzucht sind landwirtschaftliche Großbetriebe getreten, der Bahnhof wurde geschlossen, die Schulen, Cafés – alles ist geschlossen, hier auf dem Land in Lothringen, aber Fréménil gibt es noch.
Die Grande Rue ist die Lebensader des Dorfes, in seinem Zentrum steht die Kirche, eine Rekonstruktion aus dem Jahr 1766. Der Zementputzt verleiht ihr eine abweisende, ernsthafte Haltung, wenn man sich jedoch die Details genauer anschaut, entdeckt man Schätze : Eine ins Sockelmauerwerk integrierte Pietà von 1705 widersteht den Qualen von Zeit und Wetter, und falls zufällig die Türen offen sind, können Sie drinnen einen Blick auf ein Gemälde des heiligen Petrus werfen, das zu den geschützten Kulturgütern zählt.
Zwei Stahlbeton-Bunker am Ortseingang sind mittlerweile Spielplätze. In den Relikten des Zweiten Weltkriegs trotzen heute Kinder und Jugendliche der Langeweile. Hier werden Grenzen ausgelotet, und man jagt einander Schrecken ein, im Bunker erzählt man sich Geschichten.
Das Dorf wird in einem 2017 erschienenen Buch von Antoinette Aubry-Humbert erwähnt, „Les Portes Monumentales du Lunévillois“, das die Geschichte eines bemerkenswerten Tür-Gewändes aus dem Jahr 1675 erzählt. Es befindet sich an der Rue de la Prairie und gilt als das Werk italienischer Meisterbildhauer. Obwohl im Ers-ten Weltkrieg stark beschädigt, blieb es erhalten und lässt sich heute in großteils restaurierter Fassung bestaunen. Das Haus hält an seiner Westfassade darüber hinaus ein weiteres Schmuckstück bereit : ein Renaissance-Fenster mit skulpturalem Mittelpfosten, leider zersägt – wahrscheinlich, um den aktuellen Dämmvorschriften nachzukommen.
In einer Kurve hinterm Ortsausgang, wenn man den Weg zum alten Bahnhof nimmt, stand noch bis vor einigen Jahren, ein Stück von der Straße entfernt, auf der rechten Seite ein krummer Baum. Dort haben wir uns als Jugendliche getroffen, wie vor uns andere. Die Erinnerungen sind so stark, dass sie dem tatsächlichen Verschwundensein dieses Baums trotzen. Wenn ich mich ein bisschen konzentriere, kann ich die Silhouette beschwören, vermeine, die Herbstäpfel durchs Laub blitzen zu sehen.
Der Nachmittag, die „Heure du goûter“, wenn der Tag sich sanft senkt, ist die ideale Stunde des Herbsts, dann sitzt er ganz tief, verwachsen mit dem Ort. Seinen süßlichen Geruch, der von prallen kleinen Pflaumen ausgeht und von eingekochten Mirabellen, bündelt eine lauwarme, köstliche Tarte am Gaumen.

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