Planung unter Beschuss
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Planung unter Beschuss
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Wenn dieses Heft erscheint, wütet die russische Armee bereits seit acht Monaten in der Ukraine – und ein Ende wird wohl auch dann noch nicht absehbar sein. Dennoch muss auch ein Land im Krieg über Wiederaufbau nachdenken, und zwar über provisorische Aufräum- und Sicherungsarbeiten hinaus – das ist die Führung des Landes den Menschen schuldig. Doch ist hierzulande wenig zu erfahren darüber, was in dieser Richtung unternommen wird. Umso erfreuter waren wir, als uns Ende August Philipp Meuser eine Bauwelt-Ausgabe zur Situation im Land vorschlug. Meuser, Architekt und Verleger und ein ausgewiesener Kenner der ehemaligen Sowjetrepubliken – das Programm seines Verlags DOM Publishers zeugt davon –, war im August auf Recherchereise „entlang der Front“: von Kiew über Charkiw nach Mariupol bis Odessa. Anlass des Aufenthalts war der Auftrag der Europäischen Kommission, zusammen mit Nataliia Mysak eine Studie über Wohntypologien für die innerhalb des Landes geflüchteten Menschen zu erarbeiten, doch ist Meuser dabei mit Architektinnen, Stadtplanern, Denkmalpflegerinnen und Bauträgern ins Gespräch gekommen, die ein viel breiteres Panorama der Situation im Land gegeben haben.
Das Heft versucht, der Bandbreite der Aspekte gerecht zu werden, die in der Ukraine derzeit diskutiert werden: Im Blickpunkt steht ebenso die Bedeutung des bedrohten baulichen Erbes (etwa im Fall des Klubs der Eisenbahner in Charkiw) wie die Arbeit des Stadtplanungsamts von Mariupol, das im Exil den Generalplan von 2020 fortschreibt und anpasst, während russische Bausoldaten propagandistisch wirksam Siedlungen neu errichten, die ihre Kameraden kurz zuvor zerstört haben. Der Beitrag zu Odesa leitet dann den abschließenden Teil des Heftes ein, welcher allgemeinere Fragen der ukrainischen Wohnungspolitik und Stadtentwicklung anreißt; Probleme, die zu erkennen die Invasion nötigt. Die Autoren sind im Netzwerk Ro3kvit organisiert, das sich sechs Wochen nach Kriegsbeginn als eine urbane Koalition für den Wiederaufbau der Ukraine gegründet hat. Kern des Netzwerks ist die Kharkiv School of Architecture, die nach kriegsbedingtem Umzug nun im westukrainischen Lwiw Architekten und Stadtplaner ausbildet. Die Texte wurden auf Englisch verfasst und, mit einer Ausnahme, von unserem Gastredakteur übersetzt. Apropos: Wir waren es gewohnt, Kiew und Odessa der russischen Schreibweise folgend zu benennen. In dieser Ausgabe sollen, dem Ukrainischen gemäß, Kyjiw und Odesa stehen. Die Eigenständigkeit des Landes wird auf diesen Seiten nicht bestritten.
Das Heft versucht, der Bandbreite der Aspekte gerecht zu werden, die in der Ukraine derzeit diskutiert werden: Im Blickpunkt steht ebenso die Bedeutung des bedrohten baulichen Erbes (etwa im Fall des Klubs der Eisenbahner in Charkiw) wie die Arbeit des Stadtplanungsamts von Mariupol, das im Exil den Generalplan von 2020 fortschreibt und anpasst, während russische Bausoldaten propagandistisch wirksam Siedlungen neu errichten, die ihre Kameraden kurz zuvor zerstört haben. Der Beitrag zu Odesa leitet dann den abschließenden Teil des Heftes ein, welcher allgemeinere Fragen der ukrainischen Wohnungspolitik und Stadtentwicklung anreißt; Probleme, die zu erkennen die Invasion nötigt. Die Autoren sind im Netzwerk Ro3kvit organisiert, das sich sechs Wochen nach Kriegsbeginn als eine urbane Koalition für den Wiederaufbau der Ukraine gegründet hat. Kern des Netzwerks ist die Kharkiv School of Architecture, die nach kriegsbedingtem Umzug nun im westukrainischen Lwiw Architekten und Stadtplaner ausbildet. Die Texte wurden auf Englisch verfasst und, mit einer Ausnahme, von unserem Gastredakteur übersetzt. Apropos: Wir waren es gewohnt, Kiew und Odessa der russischen Schreibweise folgend zu benennen. In dieser Ausgabe sollen, dem Ukrainischen gemäß, Kyjiw und Odesa stehen. Die Eigenständigkeit des Landes wird auf diesen Seiten nicht bestritten.
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