Bergsport auf brennendem Müll
Als das Büro BIG 2011 den Wettbewerb zur Verschönerung eines geplanten Müllheizkraftwerks in Kopenhagen mit dem Konzept einer Skipiste auf dem Dach gewinnt, sieht man der tatsächlichen Umsetzbarkeit des Entwurfs durchaus mit einer Mischung aus Neugier und Skepsis entgegen. Acht Jahre später nun feiern die Dänen Eröffnung.
Text: Thein, Florian, Berlin
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Blick von Westen auf das Müllheizkraftwerk Amager Bakke
Foto: Florian Thein
Blick von Westen auf das Müllheizkraftwerk Amager Bakke
Foto: Florian Thein
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Der Ersatzneubau neben der Vorgängeranlage
Foto: BIG/Dragoer-Luftfoto
Der Ersatzneubau neben der Vorgängeranlage
Foto: BIG/Dragoer-Luftfoto
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Standort auf der Insel Amager
Foto: BIG
Standort auf der Insel Amager
Foto: BIG
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Eine Hülle wie gestrickt – die Fassade aus überdimensionalen Aluminiumziegeln und Acrylglas.
Foto: Florian Thein
Eine Hülle wie gestrickt – die Fassade aus überdimensionalen Aluminiumziegeln und Acrylglas.
Foto: Florian Thein
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Mülldeponie mit Möwen, Kopenhagen 1970
Foto: ARC
Mülldeponie mit Möwen, Kopenhagen 1970
Foto: ARC
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Ob die vorgehangenen, 1,20 x 3,30 Meter großen Aluminiumkästen noch bepflanzt werden, wie im Wettbewerbsentwurf vorgesehen, ist derzeit offen.
Foto: Florian Thein
Ob die vorgehangenen, 1,20 x 3,30 Meter großen Aluminiumkästen noch bepflanzt werden, wie im Wettbewerbsentwurf vorgesehen, ist derzeit offen.
Foto: Florian Thein
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Die Administration befindet sich im massiven Gebäudeteil beim Schornstein. Den Prozessbereich in der Mitte überspannt ein komplexes Stabtragwerk, Anlieferung und Müllbunker (hier unter der Skipiste) sind als konventionelle Hallenbauten realisiert.
Zeichnung: BIG
Die Administration befindet sich im massiven Gebäudeteil beim Schornstein. Den Prozessbereich in der Mitte überspannt ein komplexes Stabtragwerk, Anlieferung und Müllbunker (hier unter der Skipiste) sind als konventionelle Hallenbauten realisiert.
Zeichnung: BIG
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Entsättigt: Sowohl der Blick in die Verwaltung, als auch in den Prozessbereich (rechte Seite) offenbart Monochromie in Vollendung.
Foto: Florian Thein
Entsättigt: Sowohl der Blick in die Verwaltung, als auch in den Prozessbereich (rechte Seite) offenbart Monochromie in Vollendung.
Foto: Florian Thein
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Blick in den Ofen. Bei Temperaturen von 950 bis 1100°C dauert das Verbrennen des Abfalls 1,5 bis
2 Stunden.
Foto: Florian Thein
Blick in den Ofen. Bei Temperaturen von 950 bis 1100°C dauert das Verbrennen des Abfalls 1,5 bis
2 Stunden.
Foto: Florian Thein
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Die Silber- und Grautöne der über 850 Pumpen, Lüfter und Kompressoren, 1800 Ventilen und 3300 Messgeräten strahlen dank der lichtdurchlässigen Fassade.
Foto: BIG/Søren Aagaard
Die Silber- und Grautöne der über 850 Pumpen, Lüfter und Kompressoren, 1800 Ventilen und 3300 Messgeräten strahlen dank der lichtdurchlässigen Fassade.
Foto: BIG/Søren Aagaard
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Pistenverlauf mit drei, jeweils separat per Lift zu erreichenden Schwierigkeitsgraden – von links nach rechts: schwierig, leicht, sehr leicht.
Foto: ARC/Ehrhorn Hummerston
Pistenverlauf mit drei, jeweils separat per Lift zu erreichenden Schwierigkeitsgraden – von links nach rechts: schwierig, leicht, sehr leicht.
Foto: ARC/Ehrhorn Hummerston
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Schneesimulation im Detail: Mit Silikongel beschichtet, sollen die Gleitmatten aus italienischer Produktion
Eigenschaften einer konventionellen Piste aufweisen.
Foto: Florian Thein
Schneesimulation im Detail: Mit Silikongel beschichtet, sollen die Gleitmatten aus italienischer Produktion
Eigenschaften einer konventionellen Piste aufweisen.
Foto: Florian Thein
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Vielfältige Freizeitgestaltung inmitten der hochnebelartigen Dampfschwaden.
Foto: ARC/Amélie Louys
Vielfältige Freizeitgestaltung inmitten der hochnebelartigen Dampfschwaden.
Foto: ARC/Amélie Louys
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Foto: ARC/Ehrhorn Hummerston
Foto: ARC/Ehrhorn Hummerston
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Saisonauftakt im Skicentrum
Foto: Florian Thein
Saisonauftakt im Skicentrum
Foto: Florian Thein
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Wandern in der „Stadtnatur"
Foto: BIG/Laurian Ghinitoiu
Wandern in der „Stadtnatur"
Foto: BIG/Laurian Ghinitoiu
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Blick nach Westen Richtung Stadtzentrum. Im Vordergrund die lange Zeile der Wohnsiedlung Margretheholm. Links im Bild die Oper von Henning Larsen.
Foto: Florian Thein
Blick nach Westen Richtung Stadtzentrum. Im Vordergrund die lange Zeile der Wohnsiedlung Margretheholm. Links im Bild die Oper von Henning Larsen.
Foto: Florian Thein
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Amager Øst: linker Hand Öltanks, Zement- und Asphaltwerke, gegenüber fließender Übergang vom
Gewerbe- zum Wohngebiet.
Foto: Florian Thein
Amager Øst: linker Hand Öltanks, Zement- und Asphaltwerke, gegenüber fließender Übergang vom
Gewerbe- zum Wohngebiet.
Foto: Florian Thein
Die Idee hinter Arbeiten der Bjarke Ingels Group zeichnet in der Regel eine äußerst leichte Kommunizierbarkeit aus. Scheinbar spielerisch formen Parameter aus dem jeweils aufgabenspezifischen Grundvolumen eine Form von hohem Wiedererkennungswert, die sich auf ein briefmarkengroßes Piktogramm herunterbrechen lässt. BIG haben so den Zeitgeist des Iconic Building als Vertreter der zweiten Generation entscheidend mitgeprägt. Das hierbei der Name des Büros in punkto Wahrnehmung und Vermarktbarkeit programmatisch zu verstehen ist, liegt auf der Hand. Auch die jüngst fertiggestellte Müllverbrennungsanlage mit Skipiste in Kopenhagen, vis-à-vis der kleinen Meerjungfrau, zeugt von hoher Präsenz, und wird längst als neues Wahrzeichen der Hafenstadt am Öresund gehandelt. Highly instagrammable heißt das heute. Aber kann die zeichenhafte Erscheinung auf mehr als sich selbst verweisen?
Müllverbrennender Nachbar
Der Neubau namens Amager Bakke befindet sich auf der Kopenhagener Insel Amager. Bakke bezeichnet im Dänischen einen Hügel. Rund drei Kilometer von der Innenstadt entfernt, hat sich der nördliche Teil von Amager in den letzten Jahren vom Stadtrand zum zentrumsnahen Entwicklungsgebiet gewandelt, wenn auch Gewerbe und Industrie weiterhin dominieren. Für Bjarke Ingels stellt das Bauen auf der Insel quasi ein Heimspiel dar, hat er doch im südlichen Planstadt-Viertel Ørestad den Grundstein seiner steilen Karriere gelegt. Mit den VM Houses, The Mountain und 8 Tallet findet man hier die höchste Dichte an realisierten Projekten seines Büros. Nun wird das Portfolio durch ein Müllheizkraftwerk erweitert. Gelegen auf der anderen Straßenseite einer Wohnanlage, dürfte nicht zuletzt die Nachbarschaft zu Geschosswohnungsbauzeile, Reihenhäusern und einem Studentenwohnheim ausschlaggebend dafür gewesen sein, die Verbrennungsanlage attraktivierenden Maßnahmen zu unterziehen und so für Akzeptanz zu werben.
Dabei sind die Berührungsängste der Dänen mit der thermischen Abfallverwertung eher gering – in keinem EU-Land wird prozentual mehr Müll verbrannt. Deren Einführung stellt in Kopenhagen zudem eine positiv konnotierte Zäsur dar. Bis zur Eröffnung der beiden ersten Verbrennungsanlagen im Jahre 1970 wurde der Zivilisationsmüll vornehmlich deponiert, was dazu führ-te, dass die Stadt die größte Möwenpopulation Nordeuropas aufwies. Diese wuchs aufgrund der leicht zugänglichen Nahrungsquelle stetig weiter – inklusive der Verbreitung von Krankheitserregern, Lärm und Exkrementen. Dagegen erschien die Verbrennung des Mülls als saubere Sache. Ob sie gegenwärtig noch die beste aller möglichen Entsorgungslösung darstellt, ist diskutabel. Gerade die von Bjarke Ingels proklamierte „Hedonistic Sustainability“ kann hinsichtlich einer strengen Auslegung des Nachhaltigkeitsbegriffs in Frage gestellt werden. Verbrennen bedeutet immer Verbrauchen – Endstation statt Kreislauf. Der mit Amager Bakke sehr günstig gewonnene Strom für 30.000 Haushalte und Fernwärme für 72.000 Haushalte motiviert zudem nicht gerade zur Vermeidung des eingesetzten Brennstoffs.
Dem Abfallmanagementbetrieb und Betreiber ARC, ein Beteiligungsunternehmen im Besitz von fünf Kommunen in und um Kopenhagen, ist dies durchaus bewusst. Kopenhagen plant, bis 2025 zur ersten CO2-neutralen Hauptstadt der Welt zu werden, schon bis 2024 will man eine Recyclingquote von 70 Prozent erreichen. Amager Bakke als derzeit modernste Müllverbrennungsanlage der Welt wird dabei als notwendige Übergangstechnologie gesehen – ausgestattet mit derbesten verfügbaren Technik, die den Einfluss auf die Umwelt auf ein Minimum reduziert und Richtwerte der EU sowie Schadstoffemissionen vergleichbarer Anlagen deutlich unterbietet.
Konstruktive Dreiteilung
Die Hightech Struktur aus Silos, Kesseln und Rohren sowie die dazugehörigen Büros waren Bestimmend für das nötige Grundvolumen des Gebäudes. Im Prinzip hätte der branchenübliche Schuhkarton mit Schornstein als funktionale Hülle genügt. Um daraus eine ansprechende Skulptur mit der Zusatznutzung Skipiste zu formen, benötigen BIG scheinbar nur wenige Handgriffe. Was in den comichaften Konzepterläuterungen mit ein bisschen Drücken und Ziehen aus dem Quader einen Polyeder mit der nötigen Dachschräge als Piste zaubert, verursacht in Realität einen enormen konstruktiven wie tragwerksplanerischen Aufwand. Konnten Anlieferung und Müllbunker als einfache Hallenkonstruktion und die Administration als Massivbau aus Stahlbeton realisiert werden, war für die Einhausung des Prozessbereichs ein stabförmiges Raumtragwerk erforderlich, dessen komplexe, baumartige Struktur aus 6500 Tonnen Stahl an vielen Stellen eine Abweichung vom Profilstahl-Baukasten und somit geschweißte Sonderlösungen erforderlich machte.
Äußerlich ist die innere Dreiteilung der Konstruktion, zumindest tagsüber, nicht ablesbar, da der 85 Meter hohe, 60 Meter breite und 200 Meter lange Koloss in ein egalisierendes Schachbrettmuster aus Acrylglasscheiben und Aluminiumkästen gehüllt ist. Der quasi nicht vorhandene Dachrand unterstreicht dabei den monolithischen Charakter – die Fassade wirkt hier wie präzise mit dem Cutter, der Gebäudeform folgend, abgeschnitten. Neben der skulpturalen Außenwirkung der Fassade lässt der hohe Anteil transparenter Flächen das Innere als hell erleuchtete Technikkathedrale erscheinen. Die durchweg in Grau- und Silbertönen gehaltene Infrastruktur sorgt dabei mit ihren Fifty Shades of Grey für einen, so Bjarke Ingels, Star Wars-Moment. Ihre Lesbarkeit erleichtert der farbige Minimalismus für Besucher indes nicht unbedingt.
Neben Erscheinungsbild und hoher Lichtdurchlässigkeit weist die Fassade auch sicherheitsrelevante Eigenschaften auf. Im Falle einer, trotz unzähliger Überwachungseinrichtungen denkbaren, unkontrollierten Expansion des durch den Verbrennungsprozess erzeugten Hochdruckdampfes, erfolgt die Entladung nicht über das skibefahrene Dach, sondern die als Sollbruchstelle angelegten Acrylglasscheiben. Die Aluminiumkästen erfüllen dagegen die ihnen im Wettbewerb zugedachte Funktion als Pflanztrog derzeit noch nicht, eine Umsetzung ist offen.
Auch bei der Abgasführung ist ein Wettbewerbsversprechen bisher leider nicht eingelöst. Der vom Berliner Büro realities:united konzipierte Dampfring, der immer beim Erreichen einer vom Kraftwerk produzierten Tonne CO2 lustvoll vom Schornstein in die Atmosphäre gehaucht werden sollte, ist offiziell derzeit nicht mit dem hohen Effizienzniveau der Anlage zu vereinbaren. Möglicherweise war die permanente Erinnerung an die eigene Unzulänglichkeit in der Außenwirkung auch eine weniger positiv besetzte Botschaft als gewünscht. Also leider kein Mahnmal auf dem Weg zu Zero Emission.
Gleiten auf Borsten
Während im Bauch des Ungeheuers das Feuer an 365 Tagen rund um die Uhr lodert, bietet sein Dach der skibegeisterten dänischen Bevölkerung seit diesem Jahr die Möglichkeit zur alpinen Freizeitgestaltung. Anstatt wie bisher in den Wintermonaten ins sechs Stunden entfernte Skigebiet im Nachbarland Schweden, oder gar in die Alpen zu pilgern, kann sie nun unabhängig von Schneefall ganzjährig die 14 bis 45 Grad steile Dachneigung auf Brettern hinabgleiten. 9000 m2 Dachfläche wurden hierzu mit perforierten Kunststoffmatten verkleidet. Die löchrige Membran ermöglicht es zum einen, dem darunter befindlichen Gras hindurchzuwachsen, ihre Oberflächenstruktur aus harten Borsten soll in Kombination mit einer geleeartigen Masse auf Silikonbasis Reibungseigenschaften einer präparierten Schneepiste aufweisen. Tatsächlich erfordert das etwas harschere Fahrgefühl und das weniger drehfreudige Verhalten des Sportgeräts ein wenig Eingewöhnung. In sechs Grüntönen von Hell in der Mitte der Piste bis Dunkel im Randbereich bekleiden die Gleitmatten eine Gesamtlänge von 400 Metern. Mit jeweils einem Liftausstieg werden drei Pistenabschnitte der Schwierigkeitsgrade Schwarz, Blau und Grün erreicht. Anzuraten ist, auch bei sommerlichen Temperaturen angemessene Kleidung und Handschuhe zu tragen, da ein Sturz auf die harten Borsten deutlich unsanfter ausfällt als auf
frischen Pulverschnee. Zudem hält das Silikongelee den damit in Kontakt geratenen Hosenboden auch nach dem Waschen noch wochenlang gleitfähig. Sind die Matten, bei einer durchschnittlichen Haltbarkeit von zehn Jahren, am Ende ihrer Nutzbarkeit angekommen, werden sie nicht – wie zu vermuten – ein Stockwerk tiefer verfeuert, sondern dem Hersteller zur Wiederaufarbeitung nach Italien geschickt.
Stadtnatur und Après-Ski
Die kostenpflichtig nutzbare Skipiste wird durch frei zugängliche Angebote ergänzt. Wahlweise über eine der jeweils an der Innen- und Außenseite des Daches laufenden Treppen oder einen organisch geformten Treckingpfad kann der menschengemachte Berg erklommen werden. Eingebettet ist die fußläufige Erschließung in einen Park, den die zuständigen Landschaftsarchitekten SLA als „lebendige, grüne Tasche für Vögel, Bienen und Blumen konzipiert haben, die „Wärme absorbiert, Luft filtert und Versickerungsfläche für Regenwasser bietet“. Diese „Stadtnatur“ soll dem urbanen Menschen eine authentische Begegnung mit der Natur ermöglichen. Der Auswahl entsprechender Vegetation ging eine intensive Recherche typischer Pflanzenarten entsprechender Bergregionen und deren natürliche Ansiedelung in Abhängigkeit zur Höhenlage voraus. Angestrebt wurde eine möglichst hohe Biodiversität.
Die Wegeführung des Pfades ist sorgfältig angelegt – beim Aufstieg ist nie der gesamte Wanderweg, sondern immer nur ein Abschnitt einsehbar, so dass sich hinter jeder Biegung eine neue Perspektive ergibt. Mehrere Gabelungen stellen verschiedene Steigungen oder Oberflächenbeschaffenheiten zur Option. Trotz, dass man sich angesichts des Dampfes, der aus mehreren Schornsteinen über die Piste wabert, wie Caspar David Friedrichs Wanderer über dem Nebelmeer fühlt, bleibt die Natur stets erkennbare Simulation. Der je nach Windrichtung wahrnehmbare Duft von schmorendem Plastik und die stetspräsente Industrielandschaft verhindern eine völlige Immersion. Ein begrüßenswert weltstädtischer Moment im Land der Hygge-Erfinder.
Am Gipfel angekommen belohnt den Wanderer zukünftig das derzeit noch nicht eröffnete Gipfelcafé mit entsprechendem Ausblick. Wer diekörperliche Ertüchtigung scheut, nimmt übrigens den Aufzug neben der ebenfalls noch nicht eröffneten, weltweit höchsten, künstlich angelegten Kletterwand. Bei der Fahrt nach oben gibt die gläserne Kabine zudem den Blick ins Innere des Gebäudes frei.
Nach der letzten Talfahrt lädt das Skicentrum zwischen „Berg“ und Parkplatz zum Einkehrschwung. Das Volumen des einfachen Stahlbaus mit Fertigteilelementen ist als extrudiertes Dreieck mit einer zum Boden gekippten Kante angelegt. Die so entstehende Anmutung eines kleinen Abhanges weckt Assoziationen zum skiorttypischen, flach geneigten Anfängerhügel. Im Innern erwartet den Sportler die obligatorische Hüttengaudi. Der unvermeidliche Wintersportbestandteil aus stumpfer Mitgröhlbeschallung und Alkohol macht auch vor Kopenhagen nicht halt. Ebenfalls Teil des Skicentrums ist der Ski- und Snowboardverleih mit angeschlossenem Verkauf für Wintersportgeräte und -kleidung. Einen ausgewiesenen Umkleidebereich mit Schließfächern findet man leider nicht, so dass eine Anreise zur ersten und einzigen Wintersportarena Dänemarks in voller Montur anzuraten ist.
Hybride Hybris?
Man kann das stellenweise kulissenhafte Spektakel Amager Bakkes als dramaturgische Inszenierung der Erlebnisgesellschaft abtun, und vielleicht wurde hier und da tatsächlich ein bisschen dick aufgetragen; andernorts rekonstruiert man stattdessen eben Schlösser mit fragwürdigem Mehrwert. Die Kritik am Budenzauber zielt jedoch an der eigentlichen Bedeutung vorbei. Als eindrucksvoller Gegenentwurf zu einer formelhaften Typologie hinterfragt die Verbindung eines solch ungleichen Paares wie Müllverbrennungund Freizeit die in der Architektur immer noch gängige Trennschärfe der Funktionen in bisher nicht dagewesener Deutlichkeit. Gerade im Hinblick auf aktuelle Fragestellungen zu Möglichkeiten innerstädtischer Nachverdichtung sollte man der dänischen Lässigkeit offen gegenüberstehen. Als Wegbereiter eines neuen Verständnissesvon Typologieverschmelzung bildet Amager Bakke die Basis – was ist noch vorstellbar, wenn schon Skipisten auf Müllverbrennungsanlagen möglich sind?
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