Floating Farm in Rotterdam
Ein schwimmender Kuhstall? Dass dies nicht nur möglich ist, sondern auch sinnvoll, will ein Team aus Holland der Welt beweisen.
Text: Crone, Benedikt, Berlin
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Milchviehwirtschaft im Rotterdamer Hafen: Unter dem Dach und unter Bäumen sollen die Tiere Schutz vor Wind und Wetter finden.
Abb.: Goldsmith, Rotterdam
Milchviehwirtschaft im Rotterdamer Hafen: Unter dem Dach und unter Bäumen sollen die Tiere Schutz vor Wind und Wetter finden.
Abb.: Goldsmith, Rotterdam
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Die schwimmende Plattform ist über Stege mit einer Rasenfläche auf dem Festland verbunden.
Foto: Benedikt Crone
Die schwimmende Plattform ist über Stege mit einer Rasenfläche auf dem Festland verbunden.
Foto: Benedikt Crone
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Im unteren Geschoss sind Arbeits- und Besucherräume geplant. Eckpfeiler halten den Stall am Ort – auch bei steigendem Pegel.
Foto: Benedikt Crone
Im unteren Geschoss sind Arbeits- und Besucherräume geplant. Eckpfeiler halten den Stall am Ort – auch bei steigendem Pegel.
Foto: Benedikt Crone
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Ein Wochentag im Rotterdamer Hafen. Kräne ächzen unter der Last schwerer Container, Industriehallen vermauern den Blick aufs Wasser, Lastwagen donnern über die Docks. Alles hier ist grob und rau wie ein Tag auf hoher See. Doch dann schimmert plötzlich eine filigrane Stahlkonstruktion in einem ruhigen, vom globalen Handelsverkehr vergessenen Beckenabschnitt in der Sonne. Unter einem transluzenten Dach sollen hier im Januar 40 Kühe den ersten schwimmenden Stall der Welt beziehen.
„Ich weiß, ein Kuhstall in dieser Gegend muss surreal wirken,“ sagt die Projektinitiatorin Minke van Wingerden. „Aber wir glauben, ein Modell entwickelt zu haben, das wir in Zukunft häufiger sehen werden.“ Auf die Idee kam die Immobilien-entwicklerin 2012 gemeinsam mit ihrem Ehemann bei einer Reise nach New York, als Hurrikan Sandy die Stadt erreichte. Bisherige Transportwege fielen auf einen Schlag aus: Frische Produkte wurden Mangelware. Ein schwimmender Stall, so die Idee, hätte die Vorzüge, sich dem steigenden Meeresspiegel anzupassen, stadtnah Milch zu produzieren und dazu das urbane Bewusstsein für die Landwirtschaft zu stärken. Zurück in Rotterdam gründeten sie die Floating Farm Holding.
Doch was ist mit dem Tierwohl? „Nein, Kühe werden nicht seekrank“, räumt van Wingerden eine sie oft gestellte Frage aus. Und falls doch eines der Tiere durch den Zaun ins Becken stürzen würde: Kühe können schwimmen. Auf dem Wasser erhalten sie außerdem überdurchschnittlich viel Platz: Das mit Eckpfeilern am Beckenboden verankerte Ponton misst 30 mal 30 Meter und soll mit einem weichen Belag, Liegeboxen und kleinen Bäumen bestückt werden: ein gartenartiger Pavillon, in dem die Kühe Schutz vor Sonne und Regen finden. Ein Steg verbindet die Plattform mit dem Festland, wo eine Rasenfläche auf die Tiere wartet; eine andere Verbindung führt vom Festland in das untere Geschoss. Dort haben die Rotterdamer Architekten Goldsmith Räume für Besucher, für Büros, zur Verarbeitung der Milch und eine Güllegrube verstaut. Im Stall soll ein Roboter den Kuhmist sammeln und in die Grube schieben.
Viele Firmen unterstützen den Bau der Farm mit Materialspenden. Anders würde sich die Investition auch nicht rechnen. Van Wingerden sieht die Floating Farm noch als Prototyp. Abnehmer der Milch werden Rotterdamer Privatpersonen sein. Als Tierfutter wollen ortsansässige Firmen wie Bierproduzenten ihre proteinreichen Produktionsabfälle zur Verfügung stellen. Von der öffentlichen Hand gibt es keine Förderung, auch der Hafenverwalter war anfangs skeptisch. „Inzwischen reden wir mit Städten aus aller Welt, die über viel Wasserfläche verfügen.“ Nicht zuletzt die Niederlande suchen nach Antworten auf den steigenden Meeresspiegel. Im holländischen Den Bosch plant das Team daher bereits ein schwimmendes Gewächshaus – und für den Rotterdamer Hafen ist ein schwimmender Hühnerstall angedacht. „Das hier“, ist van Wingerden überzeugt, „ist erst der Anfang.“
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