Grundschule in München
Die Grundschule an der Theodor-Fischer-Straße von Auer Weber ist nicht nur eine neue Bildungsstätte, ihr gelingt der Spagat zwischen Ackerland und kleinteiliger Wohnbebauung.
Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin
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Die Hofseite: Neben der kleinen Terrasse des Speisesaals, benötigte der Schulhof einen Fahrradverkehrsplatz. Nicht im Bild sind der Schulgarten, die Pergola mit Spielgeräten und die neu gepflanzten Bäume.
Foto: Aldo Amoretti
Die Hofseite: Neben der kleinen Terrasse des Speisesaals, benötigte der Schulhof einen Fahrradverkehrsplatz. Nicht im Bild sind der Schulgarten, die Pergola mit Spielgeräten und die neu gepflanzten Bäume.
Foto: Aldo Amoretti
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Die zwei Kakteen, das Kunst-am-Bau-Projekt von Robert Voit, gehen eine interessante Symbiose mit dem Schulgebäude ein: Sie irritieren – und dennoch lassen sich strukturelle Ähnlichkeiten ausmachen.
Foto: Aldo Amoretti
Die zwei Kakteen, das Kunst-am-Bau-Projekt von Robert Voit, gehen eine interessante Symbiose mit dem Schulgebäude ein: Sie irritieren – und dennoch lassen sich strukturelle Ähnlichkeiten ausmachen.
Foto: Aldo Amoretti
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Straßenseitig ist der viergeschossige und damit höchste Baukörper des Schulensembles zurückversetzt.
Foto: Aldo Amoretti
Straßenseitig ist der viergeschossige und damit höchste Baukörper des Schulensembles zurückversetzt.
Foto: Aldo Amoretti
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Auer Weber wurden nach einem VgV-Verfahren mit dem Bau beauftragt; in ihrem Portfolio finden sich diverse Schulbauten.
Foto: Aldo Amoretti
Auer Weber wurden nach einem VgV-Verfahren mit dem Bau beauftragt; in ihrem Portfolio finden sich diverse Schulbauten.
Foto: Aldo Amoretti
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Die Sporthalle kann über das Untergeschoss vom Schulgebäude oder über den Schulhof betreten werden.
Foto: Aldo Amoretti
Die Sporthalle kann über das Untergeschoss vom Schulgebäude oder über den Schulhof betreten werden.
Foto: Aldo Amoretti
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So kann sie von Vereinen auch außerhalb der Schulzeit genutzt werden.
Foto: Aldo Amoretti
So kann sie von Vereinen auch außerhalb der Schulzeit genutzt werden.
Foto: Aldo Amoretti
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Im Untergeschoss befinden sich die Parkplätze für die Lehrkräfte; hinter dem Speisesaal liegt die Wohnung des Hausmeisters.
Foto: Aldo Amoretti
Im Untergeschoss befinden sich die Parkplätze für die Lehrkräfte; hinter dem Speisesaal liegt die Wohnung des Hausmeisters.
Foto: Aldo Amoretti
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Sowohl im Lichthof als auch in den Klassenräumen lassen sich die Fensterflügel öffnen.
Foto: Aldo Amoretti
Sowohl im Lichthof als auch in den Klassenräumen lassen sich die Fensterflügel öffnen.
Foto: Aldo Amoretti
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Die Räume haben eine Standardgröße von 62 Quadratmetern für je 25 Kinder.
Foto: Aldo Amoretti
Die Räume haben eine Standardgröße von 62 Quadratmetern für je 25 Kinder.
Foto: Aldo Amoretti
Ja, es handelt sich bei der neuen Schule an der Theodor-Fischer-Straße in München um einen klassischen Massivbau. Man habe, so Projektleiter Maximilian Kneucker, darauf geachtet, dass wenig geklebt, dafür viel geschraubt werden konnte. Es ist nicht das erste Mal, dass auf die Frage nach der Bauweise eine kleine Rechtfertigung folgt. Eine dem Zeitgeist geschuldete Reduzierung von Architektur auf den Verursacher der Klimakrise lässt gelegentlich in den Hintergrund treten, dass es auch nachhaltig sein kann, gute Gebäude zu realisieren – im besten Fall so klima- und ressourcenschonend wie möglich –, die aber dadurch überzeugen, dass sie in puncto Bewirtschaftung, Unterhaltung und Nachnutzung simpel und langlebig sind. Dass sie sich in ihr Umfeld fügen und – wie hier – für die Schüler zu einem Ort der Identifikation werden, den sie sich zu eigen machen und in dem sie sich entfalten können. Es gab auf dem ehemals landwirtschaftlich genutzten Standort im Stadtbezirk Allach-Untermenzing, am nordwestlichen Stadtrand von München, wenig, auf das man hätte Bezug nehmen können. Umgeben von einer kleinteiligen Wohnbebauung, versuchte man zu verhindern, mit den großen Baukörpern das Umfeld zu erdrücken. Denn gleich fünf Lernhäuser sowie eine Sporthalle fasst das Schulensemble – für 500 Schüler und 50 Lehrkräfte.
Für die geforderte Gebäudegröße war der Baugrund knapp bemessen, daher wurde in drei Baukörpern bis zu viergeschossig gestapelt. Um diese großen Volumen in das Gebiet einzufügen, bedienten sich die Architekten dreierlei Instrumente: Die beiden über ein verglastes Scharnier miteinander verbundenen Quader mit der gleichen Grundfläche (29 auf 43 Meter) sind, erstens, um neunzig Grad zueinander verdreht, zweitens, gestaffelt – viergeschossig, dreigeschossig und zweigeschossig (die eingegrabene Sporthalle) – und, drittens, verspringen sie gegeneinander. Die größte Wirkung wurde mit der mehrschichtigen Fassadengestaltung erzielt: Oberhalb des Sockelgeschosses wurden die Schulhäuser mit einer hinterlüfteten Metallfassade mit hellgrünen, fein gekanteten Paneelen ausgeführt und von Fluchtbalkonen auf jedem Geschoss umsäumt, die man über die kaum sichtbaren Tapetentüren aus jedem Klassenraum betreten kann. Dieses für die Erfüllung des Brandschutzkonzeptes notwendige Bauelement dient zugleich als Sonnenschutz und gliedert horizontal die beiden Schulhaus-Quader. Die Brüstungen haben hingegen schmale weiße vertikale Streben. Dort, wo in der Fassade keine Fenster sitzen, oder zumindest keine, hinter denen Klassenzimmer liegen, befinden sich zusätzlich über die gesamte Geschosshöhe reichende Staketen. Sie verleihen der Fassade und den großen Baukörpern Leichtigkeit. Kleiner Wermutstropfen: Weil die Aufsichtspflicht nicht zu erfüllen wäre, können die Balkone aus Sicherheitsgründen nicht als Außenraum genutzt werden.
Der Eingang zur Schule liegt im mittigen Glasbau. Im Raumprogramm nicht gefordert, bildeten die Architekten den Eingangsbereich als zentralen Verteiler und Pausenhalle aus. Von hier gelangt man auf den Pausenhof, in den Speisesaal, der sich mit dem dahinterliegenden Mehrzweckraum auch als großer Versammlungsraum nutzen lässt, zu den Fachräumen, der Verwaltung und über die beiden Erschließungskerne in die Lernhäuser.
Die Überlagerung mehrfacher Funktionen eines Bauelements, was einem in der Fassadengestaltung bereits begegnete, findet sich auch im Grundriss wieder. Anders als bei der Flurschule üblich, beruht das Raumkonzept des Lernhauses, das standardmäßig geforderte Raumprogramm für den Schulbau in München, auf Durchlässigkeit und Transparenz – und reduziert die Verkehrsflächen damit fast gegen Null. Dadurch entsteht einerseits eine hohe Gebäudetiefe, andererseits fehlen zwischen den Räumen akustische Puffer. Die Lernhäuser sind etagenweise als Funktionseinheit konzipiert – für vier Klassen à 25 Schüler und zehn Lehrerinnen. Um einen mittig liegenden Multifunktionsbereich ordnen sich die vier Klassenräume, von denen sich zwei jeweils mit einem dazwischenliegenden Ganztagsraum zusammenschließen lassen. An der Kopfseite sitzen die Personalräume. All diese Räume sind über Sichtbeziehungen und Öffnungen verbunden, womit die Aufsichtspflicht erfüllt ist, auch wenn sich nicht alle Schüler in einem Raum befinden. Zusätzlich gibt es auf jeder Ebene unterschiedlich ausgestattete Inklusionsräume, eine Garderobe und Sanitärräume.
Um möglichst viel Tageslicht in alle Bereiche zu leiten und aufgrund des natürlichen Lüftungskonzepts, haben die Klassen große Fenster mit öffenbaren Flügeln. In der Gebäudemitte liegt ein rundum verglaster Lichthof. Dieser versorgt auch den Speisesaal im Erdgeschoss über ein Oberlicht im Auge des Hofs mit Tageslicht. Die Speicherkapazität der Betonwände schafft in den Klassenräumen auch im Sommer ohne ergänzende Klimatechnik ein behagliches Raumklima. Für eine gute Akustik, eine der größten Herausforderungen im Schulbau, wurden die Räume an Wand- und Deckenflächen entsprechend gedämmt. Trotz der lauten Nachmittagsbetreuung in den Ganztagesräumen, kann man sich im Klassenzimmer nebenan in normaler Lautstärke unterhalten.
Der hellgrüne Farbton, der einem schon außen begegnet, wiederholt sich als einziger Farbton dezent im Inneren an einigen ausgewählten Elementen. Von dem sonst in Weiß gehaltenen Innenausbau heben sich nur die Fensterrahmen und einige Einbaumöbeln aus Lärchenholz ab. Dank der zurückhaltenden Farbgebung strahlt die Schule im trubeligen Alltag eine angenehme Ruhe aus. Hier haben die Architekten auf ihre Erfahrungen im Schulbau vertraut: Bunt werden Schulen mit dem Einzug der Kinder. Was auf den Fotos, die vor dem Einzug entstanden sind, noch leer wirkt, ist bei der Besichtigung nicht mehr vorhanden. Weiße Wände gibt es hier kaum, dort hängen mittlerweile flächendeckend „Kunstwerke“. In kürzester Zeit haben die Schüler das Gebäude vereinnahmt.
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