Umbau eines Kinos in Roanne
Bauwelt-Preisträger 2025: REMAKE
Text: Barjon, Antoine, Pantin
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Für die Fassade ...
Foto: Antoine Séguin
Für die Fassade ...
Foto: Antoine Séguin
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... wie auch für die neuen Möbel ...
Foto: Salem Mostefaoui
... wie auch für die neuen Möbel ...
Foto: Salem Mostefaoui
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... konnte Holz aus dem Bestand wiederverwendet werden.
Foto: Salem Mostefaoui
... konnte Holz aus dem Bestand wiederverwendet werden.
Foto: Salem Mostefaoui
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Antoine Barjon war im Jahr 2020 Stipendiat des Experimentalprogramms für politische Künste unter der Leitung von Bruno Latour und Frédérique Aït-Touati. Neben einem Abschluss in Architektur hat er einen Master in politischen Künsten von Sciences Po Paris. Er arbeitete bei Patrick Berger und Rural Urban Framework, war Projektleiter bei Bruther und gründete in 2021 REMAKE.
Foto: Antoine Séguin
Antoine Barjon war im Jahr 2020 Stipendiat des Experimentalprogramms für politische Künste unter der Leitung von Bruno Latour und Frédérique Aït-Touati. Neben einem Abschluss in Architektur hat er einen Master in politischen Künsten von Sciences Po Paris. Er arbeitete bei Patrick Berger und Rural Urban Framework, war Projektleiter bei Bruther und gründete in 2021 REMAKE.
Foto: Antoine Séguin
Espace Renoir ist ein Programmkino in Roanne, einer Stadt mit 40.000 Einwohnern nordwestlich von Lyon, das in den 1950er Jahren gegründet wurde und seit 1988 vom Verein Ciné Rivage betrieben wird. Angesichts der Konkurrenz durch digitale Streamingdienste und eines alternden Publikums hat der Verein 2019 einen angrenzenden Raum erworben sowie einen Wettbewerb für die Umgestaltung ausgeschrieben, den REMAKE im Jahr 2021 gewann.
Das Kino befindet sich in einem 1969 fertiggestellten Gebäude auf einem spitzwinkligen Grundstück. Die bugförmige Fassade endet mit einer 15 Zentimeter schmalen Kante. Die Umgestaltung ist als Potemkin’sche Fassade konzipiert und soll die Kontinuität zwischen Form und Funktionen wiederherstellen. Der Auftrag umfasste auch die Restaurierung der Betonfassade, eine neue Beschilderung zur Stärkung der Identität, eine neue, einladende Fassade, die die kulturellen Aktivitäten präsentiert und einen Raum für verschiedene kulturelle Nutzungen schafft. Die Wiederverwendung von Materialien des Bestands war ein Leitprinzip, das sowohl die Planung als auch die Ausführung beeinflusste. Daher wurde die Struktur der neuen Fassade so konzipiert, dass Holzteile aus einem ehemaligen Zwischengeschoss genutzt werden konnten. Mit einem Budget von 367.000 Euro (inkl. Mobiliar, Beschilderung und thermischer Sanierung) für eine Fläche von 250 Quadratmetern konzentriert sich der Umbau auf leichte Installationen wie die Verwendung von Vorhängen und Metallschirmen, den Erhalt bestehender Oberflächen und den Einbau einer öffenbaren Fassade. Die zeitgenössische Gestaltung tritt dabei mit dem Bestand in einen Dialog, stärkt die Sichtbarkeit des Kinos im öffentlichen Raum und positioniert den Espace Renoir als vielseitige Kulturplattform im Ort.
Inwiefern ist Ihr Büroname REMAKE auch Programm für Ihren architektonischen Ansatz?
Im Französisch beschreibt „Remake“ den Herstellungsprozess eines Films, der auf einem anderen Film basiert, der als „Original“ bezeichnet wird. Diese Art der Produktion ist in Hollywood seit den 30er Jahren verbreitet, um erfolgreiche Filme, insbesondere französische, neu zu verfilmen. Obwohl Remakes im Allgemeinen negativ wahrgenommen werden, stellen sie ein interessantes Format dar, das sich mit meiner Arbeitsweise deckt: Es spielt keine Rolle, ob das Drehbuch original ist oder nicht, solange der Film gut ist. Mich interessiert die Zweideutigkeit des Begriffs, die zwischen seiner filmischen Definition und der Bedeutung des englischen Verbs besteht, das den gegenwärtigen Zustand unseres Berufs widerspiegelt: to remake, to reconstruct.
Dieser Ansatz findet sich auch bei Ihrer Arbeit in Roanne wieder. Wie kam es zu dem Auftrag?
Ich bin in einem Dorf aufgewachsen, das zehn Kilometer von Roanne entfernt liegt und in dem das Renoir das lokale Programmkino ist. In diesem Kino habe ich meine ersten Filme gesehen. Als der Verein im Jahr 2020 das Café neben dem Kino erwarb, beschloss er, einen Architekturwettbewerb auszuschreiben. Der Vorsitzende des Vereins wurde durch einen bescheidenen Eingriff, den ich für meine Dorfschule durchgeführt hatte, auf meine Arbeit aufmerksam und lud mich ein. Aufgrund des geringen Projektumfangs (Baukosten: 380.000 Euro) und der vielen geometrischen, rechtlichen und ästhetischen Schwierigkeiten hatten einige den Auftrag abgelehnt. Die Jury wählte im Januar 2021 meinen Vorschlag aus drei Einreichungen aus.
Haben Sie bei der Gestaltung filmische Aspekte berücksichtigt oder ist die Öffnung der Fassade im Wesentlichen ein konstruktiver und funktionaler architektonischer Ansatz?
Das Fassadenkonzept umfasst vier mobile Elemente: ein Belüftungssystem mit drei manuellen Kipp-Öffnungen im unteren, vier motorisierte Fenster im oberen Bereich der Fassade, einen externen Sonnenschutz und eine große Schiebetür, die auf eine künftige Terrasse führt. Jedes Element hat eine bestimmte Aufgabe: Die ersten drei sorgen für eine passive Belüftung des Raums, indem sie den Kamineffekt nutzen, während das letzte Element neue Nutzungsmöglichkeiten eröffnet. Dennoch dienen sie alle einem doppelten Zweck, denn die Schaffung einer belebten Fassade ist ein zentraler Aspekt des Projekts, der die geforderte Sichtbarkeit anspricht und gleichzeitig die visuelle Sprache des Kinos aufgreift. Diese Elemente interagieren mit der Geometrie des schmalen Raums, projizieren Aktivitäten nach außen und integrieren Leuchtreklamen und -kästen.
Lässt sich seit dem Umbau schon ein Besucheranstieg vermerken?
Seit 1988 und bis zu meiner Intervention hieß dieses Kino „Espace Renoir“. Dieser Name und die fehlende Sichtbarkeit führten dazu, dass ein Teil der Bevölkerung glaubte, es handele sich um eine Kunstgalerie. Für andere, die das Kino während ihrer Schulzeit besucht hatten, war es ein exklusiver, von der Öffentlichkeit abgeschotteter Ort. Diese Wahrnehmungen trugen zum Rückgang der Besucherzahlen bei, was das Renoir-Team zum Handeln veranlasste. Aus dieser Sicht war das Projekt ein Erfolg. Anfang Januar las ich in der Lokalzeitung, dass der jährliche Besucherrekord von 2016 gebrochen wurde. Die Renovierung hat sicher eine Rolle gespielt, aber auch die Bemühungen des Vereins und die Ankunft eines jungen Direktors, der sich für die Wiederbelebung und die Erweiterung des Veranstaltungsortes eingesetzt hat.
Was ist die größte Schwierigkeit auf dem Weg in die Selbstständigkeit?
Es gibt viele Herausforderungen beim Aufbau eines neuen Architekturbüros. Ich denke, eine grundlegende Herausforderung für Architekten meiner Generation liegt in der Formulierung eines sinnvollen Ansatzes für die Praxis. Dieses Problem ist in akademischen Kreisen wohlbekannt: Wie kann man den disziplinären Imperativ des Bauens mit der Tatsache in Einklang bringen, dass die Bauindustrie wesentlich zum Klimawandel beiträgt? Die Herausforderung besteht also darin, das historische und theoretische Erbe der Architektur, auf das sich die zeitgenössische Praxis ständig stützt, in den Kontext des Klimawandels und des Zusammenbruchs der biologischen Vielfalt zu integrieren. Ich bin überzeugt, dass, wenn einige Ansätze innerhalb dieses komplexen Diskurses identifiziert werden können, viele nachfolgende Entscheidungen einfacher werden.
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