Bauwelt

Community Based Design

Inwieweit kann eine Planung mit Nutzern und Nutzerinnen zu einem ökologischen Umbau unserer Städte beitragen?

Text: Burghardt, Roberta, Berlin; Heilgemeir, Anna, Berlin

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    Anknüpfend an ein Reallabor des Zirkus Cabuwazi wird ein communitybasiertes Konzept für das Neue Zentrum entwickelt. In Klimafragen aktive Bewohner werden in den Entwicklungsprozess integriert und im Masterplanentwurf (superwien & Studio Boden) vorgesehene Gewerberäume preisgünstig vergeben. Deren Nutzer werden aktiver Teil eines Konzepts aus Wasserreinigungskreisläufen und Freiraumbewirtschaftung.
    Grafik und Konzept: Johann Grunenwald, Feia Nehl, Emma Wilisch, Elena Wünschmann

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    Anknüpfend an ein Reallabor des Zirkus Cabuwazi wird ein communitybasiertes Konzept für das Neue Zentrum entwickelt. In Klimafragen aktive Bewohner werden in den Entwicklungsprozess integriert und im Masterplanentwurf (superwien & Studio Boden) vorgesehene Gewerberäume preisgünstig vergeben. Deren Nutzer werden aktiver Teil eines Konzepts aus Wasserreinigungskreisläufen und Freiraumbewirtschaftung.

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    Anstatt die vorhandene Nutzung mit einer einfachen Grünfläche zu überplanen, wird mit den Bestandsnutzern ein „Mutlispezies-Habitat“ entwickelt, das sich entlang der Gleise mit dem neuen Zentrum verbindet, an bestehende Nutzungen anknüpft und verschiede-ne Formen der Zugänglichkeit ermöglicht.
    Grafik und Konzept: Johanna Becker, Katharina Lind, Helen Neuenkirchen, Angelina Orsagosch

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    Anstatt die vorhandene Nutzung mit einer einfachen Grünfläche zu überplanen, wird mit den Bestandsnutzern ein „Mutlispezies-Habitat“ entwickelt, das sich entlang der Gleise mit dem neuen Zentrum verbindet, an bestehende Nutzungen anknüpft und verschiede-ne Formen der Zugänglichkeit ermöglicht.

    Grafik und Konzept: Johanna Becker, Katharina Lind, Helen Neuenkirchen, Angelina Orsagosch

Community Based Design

Inwieweit kann eine Planung mit Nutzern und Nutzerinnen zu einem ökologischen Umbau unserer Städte beitragen?

Text: Burghardt, Roberta, Berlin; Heilgemeir, Anna, Berlin

Community Based Design beschreibt sowohl eine Haltung als auch ein Bündel an Methoden, die an den Beziehungen zwischen Menschen und ihrer Umwelt ansetzen und zum Gegenstand von Gestaltung machen. Dazu gehören Instrumente des Aushandelns, des gemeinsamen Beobachtens, des Erkennens von vorhandenen Qualitäten und aufscheinenden Gelegenheiten sowie die Einmischung in Verteilungsfragen von Raumressourcen. Als partizipative Planungspraxis hat sich Community Based Design insbesondere im Rahmen von Stadterneuerungsprozessen herausgebildet.
Menschen sind Teil der Natur. Eine Ökologie der Stadt hätte in diesem Sinne zum Ziel, nicht Reservate für die Natur zu schaffen, sondern die durch den Menschen konstruierte Trennung, Mensch und Natur aufzulösen und Menschen in der Natur zu denken (Donna Haraway). Uns in der Natur zu denken hieße, uns in den vielfältigen Beziehungen zu denken, die einerseits zwischen uns Menschen und zwischen uns und allem Nicht-Menschlichem bestehen. Urban Design würde dann versuchen, diese möglichst so zu gestalten, dass eine Vielzahl an Lebensformen (und -entwürfen) sich darin entfalten können.
In der Ökologie sind es Nischen, die Vielfalt ermöglichen und deren Vorhandensein in großer Zahl Ökosysteme resilient werden lassen. Vielfalt, in diesem ökologischen Sinne, ist eine wesentliche Qualität von Stadt. Der Stadtplanung fehlen bis heute Instrumente, um Vielfalt zu erkennen, zu erhalten oder gar zu generieren. Das politische Planungsdenken ist weitgehend modernistisch orientiert: Der Wohnbau steht der Grünfläche gegenüber, das Private dem Öffentlichen. Formen selbstverwalteter Habitate und Filterräume 2 und andere Formen von Gemeinschaft werden von der Planung oft nicht gesehen. Die Mechanismen des Marktes erzeugen urbane Monokulturen, und die Instrumente der Planung, die versuchen diese zu regulieren, normieren, zonieren oder zu quantifizieren, sind nicht fähig, Qualitäten in Beziehungen, Kontingenzen, Unschärfen oder Störungen zu erkennen.
Anstatt die Probleme mit denjenigen Mitteln zu bekämpfen, die maßgeblich für die Krise, in der wir heute stecken, verantwortlich sind („bauen, bauen, bauen“), brauchen wir neue Werkzeuge und Methoden, um bessere Beziehungen zwischen uns und mit unserer Umwelt herzustellen. Das bedeutet in erster Linie ein Arbeiten am Bestand und Qualitäten des Vorhandenen zu erkennen, besser zu nutzen und als Ressourcen gerechter zu verteilen. Dabei wird es auch notwendig sein, baulich zu ergänzen. Im Sinne unserer Zukunftsfähigkeit kommt es jedoch vielmehr darauf an, wie und wo wir es tun.
Community Based Design gründet auf einer architektonischen Haltung, die Architektur von ihrem Gebrauch her denkt. Das bedeutet, dass im Zentrum der räumlichen Gestaltung die Nutzer und deren Bedürfnisse und Vorstellungen stehen. Städte werden nicht nur geplant, sondern auch durch alltägliche Praktiken hergestellt und gestaltet. In der offiziellen Planungspraxis fehlen häufig sowohl das Bewusstsein als auch die Mittel, die Bedeutung derjenigen Formen wertzuschätzen, die im alltäglichen Gebrauch der Stadt entstehen. Community Based Design setzt hier an und versucht, das Knowhow der Nutzerinnen als Teil der Lösung zu begreifen. Durch diese Reformulierung der Designpraxis als kooperatives Design werden sie zu Teilhabern der räumlichen Gestaltung. Je mehr die vorhandenen räumlichen Potenziale mittels ihres Wissens verstandenwerden, desto eher können Ressourcen sinnvoll eingesetzt werden. Das Wissen der Stadtnutzerinnen kann also einen wesentlichen Beitrag zu einer ressourcenschonenden und resilienten Stadtentwicklung leisten.
Community Based Design bildete sich in den USA seit den 1960er Jahren als Praxis von Planern und Planerinnen heraus. Große Stadterneuerungsprojekte wie Stadtautobahnplanungen oder sogenanntes „Slumclearing“ zerstörten gewachsene, nachbarschaftliche Strukturen und bezahlbaren Wohnraum in vor allem von Afro-Amerikanern und-Amerikanerinnen bewohnten Innenstadtvierteln. Dagegen formierte sich vielerorts Widerstand. Im Kontext dieser zivilgesellschaftlichen Bewegungen bildeten sich zunächst in den großen Städten Gruppen aus jungen Planerinnen und Architekten, die sich als Aktivistinnen in Kämpfe gegen die gängige Top-Down-Planung einbrachten und die begannen, ihre Rolle in der Gesellschaft kritisch zu hinterfragen.
Aus der Institutionalisierung dieser Bewegung ging eine Reihe an „Community Design Centern“ hervor, konkrete Orte und Organisationen, die zumeist Gruppen unterstützten, die von räumlicher Entwicklung benachteiligt wurden. Ein für dieses Engagement wesentliches Konzept ist die „anwaltschaftliche Planung“, formuliert durch den Planer, Planungspädagogen und Planungstheoretiker Paul A. Davidoff 3. Der in den USA seit jeher nur schwach ausgebildete Sozialstaat machte ein zivilgesellschaftliches Engagement in Planung und Stadtentwicklung umso dringlicher. Die Institutionalisierung des Community Designs kann dabei als ein Symptom für einen fehlenden sozialen Ausgleich in der Planung verstanden werden. Während es in der ersten Phase der Community-Design-Bewegung vor allem um das Sichtbar- und Wirkmächtigmachen marginalisierter Interessen ging, verschob sich der Fokus später auf methodische Fragen: Wie können Bürger und Bürgerinnen auf Augenhöhe ihre Interessen aushandeln, mit welchen Methoden können Planungsprobleme jenseits von Fachsprachen diskutiert werden?
Auch hier in Berlin haben sich Konflikte an Kahlschlagsanierungen, großmaßstäblichen Infrastrukturplanungen und der damit im Zusammenhang stehenden Spekulation entzündet. Als Antwort darauf begannen Bürger und Bürgerinnen zu protestieren, Selbsthilfe zu ergreifen (z.B. Instandbesetzungen) und mehr Beteiligung an der Stadtentwicklung einzufordern. Die Internationale Bauausstellung (IBA) 1984/1987 in Berlin, insbesondere deren Altbau-Teil, war ein beispielhaftes Labor, in dem nutzerorientierte Planungsmethoden im Rahmen der Stadterneuerung im großen Maßstab angewendet und erprobt wurden. Die zentrale Figur des Community Designs ist der mittlerweile im Deutschen bereits häufig als Lehnwort verwendete Begriff der Community. Community kann als Gemeinschaft, Gruppe oder Nachbarschaft übersetzt werden. Die Grenze einer Community
ist selten scharf definiert, sie entsteht, wenn Menschen beginnen, sich gegenseitig zu erkennen und zu unterstützen. Das hier aufgeführte Verständnis von Community beschreibt eine soziale Praxis, die auf die Teilhabe möglichst vieler an der gemeinsamen Gestaltung des Lebensumfeldes ausgerichtet ist.
Damit Community Based Design erfolgreich ist, braucht es sowohl Organisation als auch unterstützende Strukturen, die im Stande sind, die Planung auch umzusetzen, sogenanntes Community Based Development. Organisierung (Organizing) ist entweder das Ergebnis von Selbstorgani-sation oder von unterstützenden Angeboten wie Gemeinwesenarbeit. Planungen (Design) können entweder durch kommunale Akteure, wie Planungsverwaltungen oder Wohnungsbaugesellschaften oder aber durch gemeinwohlorientierte und in den Nachbarschaften verankerte Träger und Projektentwicklerinnen (Community Developer) umgesetzt werden, die im Sinne der betreffenden Gruppen handeln.
Die wesentlichste Voraussetzung für erfolgreiches CCommunity Based Design sind jedoch Formen von „Community-Ownership.“ Es ist schwer bis unmöglich, partizipative Planungen auf Boden umzusetzen, der gewinnorientierten privaten Akteurinnen gehört. Das gleiche trifft auf öffentliche Grundstücke zu, die von Verwaltungen regiert werden, die kein Interesse an tatsächlicher Teilhabe haben. Unter Community Ownership wird hier verstanden, dass eine Gruppe verbriefte Mitbestimmungsrechte hat, die ihnen auch ohne Eigentum soziale Sicherheit und Raum zur persönlichen Entfaltung bieten. Sie können verschieden stark sein und unterschiedlich festgeschrieben werden.
Intervention in Neu-Hohenschönhausen
Anknüpfend an die Frage, wie das Wissen der Stadtbewohner und -bewohnerinnen für Transformationsprozesse nutzbar gemacht werden kann, wurde am Chair for Urban Design and Urbanization der TU Berlin zwischen 2020 und 2023 an aktuellen Planungen für die Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen gearbeitet. In einer Begleitung des Wettbewerbs- und Masterplan-Verfahrens „Neues Urbanes Zentrum“ wurde unter den Mottos „Gemeingut Peripherie – NHSH unterm Radar“4 (2021), „Bereit, wenn ihr es seid!“5 (2021/22) und „Berlin, where do we stand?“6(2022) die Frage gestellt, wie Methoden des Community Based Design in den laufenden Planungsprozess intervenieren könnten. Wie können aus dem materiellen und sozialen Bestand neue Entwurfsstrategien für eine klimagerechte Weiterentwicklung der Siedlung entwickelt werden?
Dabei leitete uns die Frage des Community Organizing in Form einer Anknüpfung an bestehende Gemeinschaften und deren Räume sowie Fragen des Community Developments und von Community Ownership in Form der Entwicklung neuer Betriebsmodelle. Design hatte vor allem die Funktion in Form von Kontrastszenarien, provokativen Bildern und Arbeitsmodellen und so Kommunikationsmittel bereitzustellen, um mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Hauptkritikpunkt am offiziellen Verfahren war, dass keine aufsuchende Beteiligung in den „Zwischenräumen“ bereits „handelnden“ Gemeinwesens (Arendt)7 stattfand und zu wenig Transparenz über Planungsgrundlagen geschaffen wurde. Dem anfangs von Studierenden entwickelten Ansatz „No Design without Community“ wurde der Zusatz „No, Community without Design“ beigefügt.
In der Arbeit in Neu-Hohenschönhausen sind mit verschiedenen Gemeinschaften vor Ort zahlreiche Ansätze für eine klimagerechte Entwicklung entstanden. Dazu gehörten: ein Vorschlag für eine Anpassung des Verfahrens der Masterplanentwicklung durch Community Design Elemente, ein Reallabor für communitybasierte Wasserbewirtschaftung (aufbauend auf einem Projekt des Kinder- und Jugendzirkus Cabuwazi), ein Infrastruktursystem aus Radwegen und Elektromobilität, ein humorvolles Comic über die Beziehung zum Auto, das für viele Bewohner und Bewohnerinnen der Siedlung wichtig ist, da sie ihre Arbeitsplätze schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen können.
Multispezies Habitat
Auch in der Top-Down-geplanten und -betriebenen Großsiedlung Neu-Hohenschönhausen gibt es Planungs- und Pflegelücken, in denen sich sozio-ökologische Nischen entwickelt haben. Von Matthew Gandy als „marginal Spaces“, Rand- und Zwischenbereiche, beschrieben, wird in der bestehenden Planung hierfür meist keine Anwaltschaft übernommen. Diese „accidental gardens“ zeichnen sich aber durch eine hohe Diversität von „ungewöhnlichen und unerwarteten“ Biotopen und durch ihre vielfältigen menschlichen und nichtmenschlichen Nutzern aus. Sie dienen als (halb-)öffentlicher Raum und können als Heterotopien gelesen werden.8
Teile eines solchen Naturraums sollen im Rahmen des aktuellen Masterplans überbaut werden. Die Idee eines Zentrums als baulich verdichteter Ort überlagert sich mit zwischen Senat und Bezirk ausgehandelten summarischen Wohnbauzielen. Als einziger ruhiger Wohnstandort war man trotz kritischer Stimmen nicht bereit, auf diesen Naturraum zu verzichten. Von den Studierenden wurde eine Weiterentwicklung mit den Nutzern und Nutzerinnen dieser „Wildnis“ und eine teilbebaute Integration in die Promenade des neuen Zentrums empfohlen. Als Community Development System schlugen sie eine genossenschaftliche Entwicklung von und mit neu hinzukommenden Gruppen vor, die bereit wären sich gemeinsam mit Anwohnern in „Pflegekreisläufe“ dieser urbanen Wildnis einzufinden.
Folgt man dem die Gleise begleitenden Freiraum, gelangt man zu einem Gelände mit einer für die ehemalige DDR typischen Garagensiedlung und einem Hundesportverein. Dieser, von den Studierenden als „Multispezies Habitat“ betrachteter Raum befindet sich seit einigen Jahren im Limbo zwischen Informeller Nutzung und Bebauungsplanaufstellung.9 Dort soll ein 1,2 Millionen Euro teurer Park mit Sportflächen über zwei bestehende Gemeinschaften gelegt werden. Auch diese Planung ist relevant für die Erfüllung der Wohnbauziele: Sie dient als Ausgleichfläche für einen kommunalen Wohnungsbau weiter südlich. In Interviews mit den jetzigen Nutzern und Nutzerinnen stellte sich heraus, dass bereits Ansätze einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft praktiziert werden: Ein Nutzer baute Nistkästen in die Bäume, andere reparierten verschiedene Dinge für die Nachbarschaft. Im Rechtsverhältnis befinden sich die Garagen im Bereich der Duldung.
Von den Studierenden wurde eine feine Verwebung aus spontaner Vegetation, den vorhandenen Spezies, neuen Grünräumen und einem Großteil weiter genutzter Garagen vorgeschlagen. Die Zahl der zu erhaltenden Garagen und die nötige Fläche für den Hundeübungsplatz wurde mit den Nutzern und Nutzerinnen abgesprochen. Dieser „Multispezies Habitat“-Park wurde bis zum neuen Zentrum verlängert. Laut Stadtplanung war diese Fläche „immer schon“ als Grünfläche geplant und muss im Sinne der Ausgleichflächenregelung entsiegelt werden, um die Grünflächenversorgung zu gewährleisten. Der Vorschlag der Studierenden, den sie den beiden beteiligten Ämtern Stadtplanung und Landschaftsplanung vorstellten, wurde nicht in die Überlegungen der Weiterentwicklung miteinbezogen.
In unserer Arbeit wurden zweierlei Ergebnisse klar: Es gibt in Neu-Hohenschönhausen eine vielfältige, aktive und vernetzte Akteurslandschaft10 aus Nachbarn und Gemeinwesenarbeiterinnen. Es gibt eine engagierte Gruppe von Menschen, die für den lokalen Bestandshalter, die Wohnungsbaugesellschaft Howoge, arbeiten und Interesse an neuen Formen der Teilhabe zeigen. Und es gibt eine in Teilen durchaus offene Verwaltung, der aber die Methoden und Ressourcen fehlen. In Interviews, die wir dieses Jahr geführt haben, wurde deutlich, dass aufgrund von Arbeitsüberforderung, mangelnden finanziellen Ressourcen oder der Angst vor Überforderung und Unschärfen wenige unserer Ideen Eingang fanden. Die Interviews zeigten jedoch, dass eine grundlegende Änderung in der Haltung zur Stadtentwicklung und ein Umdenken im Sinne der oben beschriebenen sozio-ökologischen Nischen stattfinden muss. Für die Erarbeitung eines B-Plans ist der Flächennutzungsplan sowie vorangegangen Planungsschritte bis zurück in die 1960er Jahre relevanter als das, was sich tatsächlich am Ort befindet. Weder menschliche noch nicht-menschliche Co-Habitate finden Eingang in neue planungsrechtliche Formen der Mischnutzung, zum Beispiel sozial-ökologische Flächen anstelle von reinen Wohn- oder Grünflächen.
Als Schnittstelle zwischen den planungsrechtlichen Lücken könnte Community Based Design in Form einer öffentlichen Gestaltungsberatung das Instrumentarium der Stadtentwicklung ergänzen. Zu diskutieren bleibt, ob das in Form eines „Community Design Centers“, als Auftrag an private Büros, als struktureller Teil der Verwaltung oder als zivilgesellschaftlich betriebenes aber öffentlich gefördertes Modul im Netzwerk der Daseinsvorsorge etabliert wird.11 Gedacht werden muss es aber als anwaltschaftliches Planen mit Menschen und Tieren, als eine Praxis, die präzise Analysemethoden mit planungsrechtlichem Wissen und Alltagspraxis mit politischem Handeln in Schwingung bringt. Hierfür ist allerdings eine materielle Teilhabe der Betroffenen Voraussetzung: Das Engagement der Menschen muss in der Form wertgeschätzt werden, in dem es auch tatsächlich Eingang in die Planung findet – und Menschen in Form einer materiellen Verbesserung etwas davon haben.
Am Ende - das wurde von einem am Projekt beteiligten Akteur präzise benannt – ist alles eine politische Entscheidung. Wenn die Verwaltung und die Bestandshalter sich nicht die Rückendeckung aus der Zivilgesellschaft holen, sind sie mit all ihrem Engagement den politischen Wendungen ausgesetzt, und das Erreichen eines klimapolitischen Umdenkens liegt in den Händen einer opportunistischen Parteipolitik.
1 Jason W. Moore, Capitalism in the Web of Life. Verso, 2015, S. 3, deutsch: Moore, Jason W., Kapitalismus im Lebensnetz, Matthes & Seitz Berlin, 2019
2 Stavros Stavrides, Towards the City of Thresholds, Common Notions, 2019
3 Paul Davidoff: Anwaltsplanungsprinzip und Pluralismus in der Planung, in: Lauritz Lauritzen (Hg): Mehr Demokratie im Stadtebau – Beitrage zur Beteiligung der Burger an Planungsentscheidungen, Fackeltrager-Verlag, Hannover, 1972, S. 149–173
4 Master Entwurfsstudio „Spatial Commons (12.1) Gemeingut in der Peripherie – NHSH unterm Radar“ (2021), Chair for Urban Design and Urbanization, TU Berlin. Konzept und Betreuung: Anna Heilgemeir und Julia Kopper, Jorg Stollmann, unterstutzt von: Theresa Jung, Karola Schafermeier. Team ‚NHSH Radar‘: Evgueni Danov, Simeon Daskalov, David Freemann, Lea Gensler, Alisa Giesler, David Greve, Pengfei Han, Maximilian Hinz, Julia Janiel, Livia Machler, Luzie Michaelis, Sophia Morana, Elise Nguyen, Paula Pons, Felix Schons, Benedetta Wenzel, Marienne Wissmann, Chuanjie Yue. PiV: Claudia Seldin, Center for Metropolitan Studies, TU Berlin und Juliana Canedo, Habitat Unit, TU Berlin
5 Master Entwurfsstudio „Spatial Commons (12.2) – Bereit, wenn Ihr es seid!“ (2021/2022), Chair for Urban Design and Urbanization, TU Berlin. Konzept und Betreuung: Anna Heilgemeir, Niklas Kuhlendahl, Jorg Stollmann, unterstutzt von: Theresa Jung, Leonie Hartung. Team „Bereit“: Johanna Becker, Anna Beckmann, Lisa Biermann, Henriette Depperschmidt, Barbara Grollmus Zuniga, Johann Grunenwald, Michael Hindelang, Felicitas Konrad, Patrick Kramer, Katharina Lind, Tom Meiser, Feia Nehl, Helen Neuenkirch, Angelika Orsagosch, Nikolas Schleeh, Zoe Schloen, Mailies Stichling, Lukas Stockmeier, Charlotte Uhlig, Emma Wilisch, Elena Wunschmann, Saskia Hirtz. PiV: Bettina Barthel, Zentrum für Interdisziplinare Frauen- und Geschlechterforschung, TU Berlin
6 Master Studio Urban Design „Spatial Commons (15) – Berlin, where do we stand?“, Chair for Urban Design and Urbanization, TU Berlin. Konzept und Betreuung: Anna Heilgemeir und Julia Kopper, Roberta Burghardt, Jorg Stollmann, unterstutzt von: Anna Barwanietz, Leonie Hartung, in Kooperation mit Gabu Heindl, Iva Marčetić, Nina Manz, Florine Schuschke, Fachgebiet Architektur Stadt Okonomie Universitat Kassel und Dagmar Pelger, Gastdozentin fur Stadtebau, UdK Berlin und Mathias Heyden, Burger*innenbeteiligung & Vernetzung, AKS Gemeinwohl verwaltungsintern, Bezirksamt Friedrichshain Kreuzberg. Magnus Hengge und Konrad Braun, LokalBau-Team, im Auftrag des Bezirksamts Friedrichshain Kreuzberg. Charlotte Weber, ASUM GmbH, vom Bezirksamt Friedrichshain Kreuzberg beauftragt mit „Beteiligungsverfahren zum integrativen Quartierszentrum Franz-Kunstler-Strase“. Leonardo Freitag, Bezirksamt Mitte, Stadtentwicklungsamt – verbindliche Bauleitplanung. Josephine Templin-Kobayashi, Jan Schlaffke, Bezirksamt Mitte, Stadtentwicklungsamt – Sanierungsverwaltungsstelle. Roland Krebs, Lena Diete, superwien, Architekt*innen, Masterplan Neues Zentrum Hohenschonhausen. Monika Kuhnert, Leiterin des stadtebaulichen Verfahrens Neues Zentrum Hohenschonhausen
7 Hannah Arendt: Vita activa oder Vom tatigen Leben. Piper, Munchen, Zurich 2002
8 Matthew Gandy, Natura Urbana, Ecological Constellations in Urban Space, The MIT Press, 2022
9 Begrundung gemas § 2a BauGB zum Bebauungsplan 11–169, Abteilung Stadtentwicklung, Stadtentwicklungsamt, Fachbereich Stadtplanung, Bezirk Lichtenberg
10 Die Studierenden waren im Austausch mit zahlreichen Menschen auf der Strase und anderen Orten des Planungsgebiets. Sie waren im Austausch mit: Russland Aliev und Melody Mosavat, BENN, mit den Frauen beim Frauenfruhstuck, Torsten Schmidt, Kinderund Jugendzirkus Cabuwazi und Jonas Griesbaum, AKUT Umweltschutz Ingenieure Burkhard und Partner, Anja Schuster, Roof Water Farm, Elke Schuster, aktive Anwohnerin, ehem. Initiative Berliner Luft, Regina Schmidt, Urte Heitmann, Unionhilfswerk, Mobilitatshilfedienst Lichtenberg, Mitglied im Sprecher*innenrat des GGV, Ruth Putschel, Bezirksamt Lichtenberg, Juliette Hohne, MV Berolina + Garagenmieter*innen, Interessengemeinschaft Arnimstrase, Diana Thiede, Gebietskoordinatorin, Anne Hausen, Britta Brauchkoff, Beate Janke, Stadtteilkoordination, Verein fur aktive Vielfalt e.V., Mike Muller, Stadtteilkoordination, Burgerverein Hohenschonhausen e.V., Rainer Johann, Projektleiter Wohnungsneubau, Christoph Neye, Mobilitatsbeauftrager, Henriette Nagel, Referentin Quartiersentwicklung Neubau (alle HOWOGE), Monika Kuhnert, Projektkoordinatorin, Neues Urbanes Zentrum NHS, Bezirksamt Lichtenberg, Heyden Freitag, Referat fur Architektur, Stadtgestaltung und Wettbewerbe, Aylin Akyildiz und Steffen Klotz, Forschungsprojekt Wohnqualität mit Kindern und Jugendlichen, NHSH, SFB, TU Berlin u.v.m.
11 Im Auftrag des Bezirksamts wurden als Grundlage fur ein Community Design Center in Friedrichshain-Kreuzberg zwei Studien erarbeitet, in denen eine Struktur fur das „Center“ mit Akteuren aus Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft erarbeitet wurde:– coopdisco (2021), Grundlagenermittlung fur eine umsetzungsbezogene Studie zum Thema „Community Based Design Center“– coopdisco (2022), Umsetzungsorientierte Studie zum Thema Community Based Design Center, im Rahmen des Umsetzungsprozesses der Leitlinien für Burger*innenbeteiligung (LLBB) im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, Beauftragt durch Bezirksamt Friedrichshain- Kreuzberg, Abteilung für Bauen, Planen und Facility Management Bezirksstadtrat Florian Schmidt, Download: https://coopdisco.net/projects/community-based-design-center-grundlagenermittlung/

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