Bauwelt

Human Scale

Boris Schade-Bünsow setzt auf die jungen, unabhängigen Architektinnen und Architekten in China

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Boris Schade-Bünsow setzt auf die jungen, unabhängigen Architektinnen und Architekten in China


Human Scale

Boris Schade-Bünsow setzt auf die jungen, unabhängigen Architektinnen und Architekten in China

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

In China hat sich in den zurückliegenden 15 Jahren eine Gemeinschaft von jungen, gut ausgebildeten Architektinnen und Architekten gebildet. Sie eiferten ihren Vorbildern, beispielsweise Pei Zhu vom Studio Pei Zhu, Peking, oder Yan Meng vom Büro Urbanus, Shenzhen, nach, die die ersten unabhängigen Büros in China um 2000 gründeten und inzwischen anerkannte Lehrer an den Hochschulen in Peking, Shanghai oder Shenzhen sind. Auch die Jungen bauten eigene Büros auf: wild, unabhängig, selbstbewusst und optimistisch. Formal etablierten sie einen eigenständigen Architekturkanon, geprägt von einer oft unkonventionellen, manchmal gewagten Verwendung und Verbindung von Beton, Stahl, Holz und Glas. Die Büros ergatterten kleinere Aufträge und nationale und vor allem internationale Anerkennung. Datencenter, Bambusbiegefabriken, Kapellen am Strand und daneben eine Bücherei, auf Sand gebaut, wurden von Venedig bis São Paulo ausgestellt. Auch in Berlin gibt es einen „Freundeskreis“, befeuert von den unermüdlichen Ausstellungsmachern der Architekturgalerie Aedes.
In ihrem Heimatland blieben den Büros in den Boom-Jahren der chinesischen Bauökonomie jedoch Aufträge im großen Maßstab verwehrt. Hier bauten weiterhin die institutionellen Großbüros, bestens vernetzt und vor allem mit hoheitlichem Segen ausgestattet. Die jungen Büros hatten keine Chance: Mehr als eine Schule oder ein Kindergarten war selten drin.
Nun steckt die Bauwirtschaft, vor allem der Wohnungsbau, in China in einer tiefen Krise. Die großen Projektentwickler haben Schuldenberge aufgetürmt, unter deren Last sie zu ersticken drohen. Das Versprechen für wachsenden Wohlstand für den Mittelstand, der Chinas Bevölkerung motivierte, mehr und mehr zu leisten, scheint in Gefahr. Dieses Beben ist weltweit spürbar. Die kleinen, jungen und unabhängigen Büros sind natürlich auch betroffen. Aber bei weitem nicht so, wie der Rest der chinesischen Bauwirtschaft. Notgedrungen haben sie sich in Boomzeiten Auftraggeber und Bauvorhaben gesucht, die, oft im ländlichen Kontext, privat oder kleinteilig finanziert und vorangetrieben wurden. Diese Nische erweist sich nun als stabil.

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