Kitschkatschklumpenkoloss
Josepha Landes sucht im plastikfreien Sortiment nach geschmacksstabilen Alternativen zu Hubba Bubba
Text: Landes, Josepha, Berlin
Kitschkatschklumpenkoloss
Josepha Landes sucht im plastikfreien Sortiment nach geschmacksstabilen Alternativen zu Hubba Bubba
Text: Landes, Josepha, Berlin
Was fällt Ihnen leichter: Anfangen oder Aufhören?“ So recht verstanden habe ich die Frage nie – insbesondere nicht, wieso die Interviewten des Radio-Formats, aus dem sie stammt, selten zu ihrer Antwort stehen konnten oder mochten, wenn sie sich dann einmal entschieden hatten. Es schien immer Rechtfertigungen zu bedürfen, für das Eine wie auch das Andere. Ich fand das Anfangen immer eine Notwendigkeit und das Aufhören ihm inhärent – wenngleich ich das damals, Altersspanne zwölf bis achtzehn, nicht hätte formulieren können.
Heute möchte ich behaupten: Die Frage ist völlig überflüssig, eine Labervorlage. Neulich im Paketshop, der auch Schreibwarenladen und Kiosk ist, kam sie mir trotzdem wieder in den Sinn. In der Auslage türmten sich Kaugummis, darunter viele Sorten, bei denen es nicht ausreicht, dass das Katschwerk selbst kaum mehr ist als Plastik plus Aroma – nein, auch die Verpackungen sind aus stabilem Kunststoff. Ich dachte: „Easy to begin“ und „never stop again“.
Der Kaugummi schlechthin ist Wrigley’s, seine Vertriebsform seit 1881 ein Päckchen mit fünf Papier ummantelten Streifen. Doch nun geht der Trend zum Dragee, weshalb der Mars-Konzern, der das Produkt seit 2008 vertreibt, vor zwei Jahren vollends auf Döschen aus 30 Prozent recycliertem Polyethylenterephthalat umschwenkte. Damit würden „allein in Deutschland 343 Tonnen Neuplastik eingespart“. Ich bin kein Mathe-Ass, tippe jedoch: Jährlich werden allein in Deutschland und allein für Wrigley’s-Döschen weiterhin 70 Prozent Neuplastik verschmolzen. Das entspricht etwa 800 Tonnen.
Kaugummis finden sich in Supermärkten in der sogenannten „Quengelzone“. Sie rutschen so nebenher noch aufs Band, zu Plastik-ummanteltem Käse, Klopapierrollen in Folie, PET-Flaschen. Wie Haargummis zirkulieren sie dann in verschiedenen Jacken-, Hand- oder Rucksacktaschen. Wenn bereits ein so beiläufiges Produkt 800 Tonnen zum, eben gerade nicht inhärenten Ende des globalen Plastikmüllhaufens beiträgt: Vielleicht wäre es doch ratsam, einmal weniger auf „einfach machen“ zu setzen, sondern sich lieber in Zurückhaltung à la „aller Anfang ist schwer“ zu üben.
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