Landpartie
Viel Himmel, viel Feld, ununterbrochener Horizont. Der Vorscha-film des Polnischen Pavillons zeigt dünn besiedelte Landschaften durch das Fenster eines fahrenden Zuges. Bilder, die allgemeingültig erscheinen. Bilder vom Weg zwischen den Städten
Text: Sturm, Hanna, Leipzig
Landpartie
Viel Himmel, viel Feld, ununterbrochener Horizont. Der Vorscha-film des Polnischen Pavillons zeigt dünn besiedelte Landschaften durch das Fenster eines fahrenden Zuges. Bilder, die allgemeingültig erscheinen. Bilder vom Weg zwischen den Städten
Text: Sturm, Hanna, Leipzig
Dass Land nicht gleichbedeutend mit Landschaft ist, verhandelt das Kuratorenteam PROLOG +1 in der Ausstellung „Trouble in Paradise“. Den Innenraum des polnischen Pavillons füllt ein siebzig Meter langes Panorama, das in Zusammenarbeit mit den Fotografen Michał Sierakowski und Paweł Starzec sowie dem Künstler Jan Domicz entstand. Dort erzählen alltägliche Gegenstände und Gebäude die Geschichte ländlicher Gebiete Polens, die 93 Prozent der Landesfläche ausmachen, während nur 40 Prozent der polnischen Bevölkerung dort leben. Von den Städtern als Wertstofflager der Metropolen betrachtet, droht das Land seine Identität zu verlieren. Storchennester wandern von Hausdächern auf Strommasten, wo ihre Pflege der öffentlichen Hand zufällt. Neubauten stehen wie vom Himmel gefallen am Straßenrand.
Spätestens in der Pandemie, die vor allem Stadtbewohnern Beschränkungen auferlegte, wurde die Bedeutung von Weite wiederentdeckt. Analyse und Dokumentation von „Trouble in Paradise“ machen deutlich, dass die Potenziale und Probleme dieser Weite eigenständige sind: Um den ländlichen Raum verstehen und nutzen zu können, muss er als gewachsenes Gebiet mit eigener Vergangenheit ernst genommen werden. Obwohl der Umgang mit dem ländlichen Raum weltweit an Bedeutung gewinnt, bleibt er ein Randthema des Architekturdiskurses. Um das zu ändern, fertigten sechs Architekturbüros Visionen in Form von Modellen, Collagen und Skizzen an. Im Nebeneinander dieser Perspektiven werden Schwerpunkte in Fragen der landwirtschaftlichen Ausbeutung und damit zusammenhängender globaler Krisen deutlich. Die Aussage ist klar: Dem paradoxen, halb mystifizierenden, halb marginalisierenden Blick auf das Land, muss nun die produktive Auseinandersetzung folgen.
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