Bauwelt

No Excuses!

Josepha Landes möchte für Architekturgiganten keine Blankoschecks mehr sehen

Text: Landes, Josepha, Berlin

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Josepha Landes möchte für Architekturgiganten keine Blankoschecks mehr sehen


No Excuses!

Josepha Landes möchte für Architekturgiganten keine Blankoschecks mehr sehen

Text: Landes, Josepha, Berlin

Ob OMA, Zaha Hadid, MVRDV oder Herzog & de Meuron – die Architekten der letzten Generation bauen 2023, was das Zeug hält. Da, wo man sie den Stift eben frei schwingen lässt: in China, Albanien, den Vereinigten Arabischen Emiraten. Großprojekte mit glanzvollen Namen, glanzvoll präsentiert. So glanzvoll, dass in Vergessenheit geraten könnte, wie fern Bild und Name den Umständen liegen. Was etwa brächte die semantische Untersuchung eines „Civic Art Center“ in China hervor? Gezeichnet wurde selbiges von den Erben der großen Zaha.
Auch Winny Maas und Gefolge halten mit. Ihr Terrain: Albaniens Hauptstadt Tirana. Nicht genug, in politisch, nun ja, nicht ganz einwandfreien Gemengelagen das frisch gedruckte Geld abzuschöpfen – Rem Koolhaas stellte sich und seinesgleichen schon im Zuge des CCTV-Neubaus einen Blankoscheck à la Wandel durch Handel aus. MVRDV biedern sich in Tirana geradezu an: Vor ihrem Turm zu Ehren des „albanischen Volkshelden“ Skanderbeg lassen sie eine mächtige Nationalflagge flattern.
Ein Nachruf auf Vivienne Westwood ließ die im Dezember verstorbene Designerin noch einmal ihren Anspruch an die eigene Arbeit formulieren: „I use my fashion as an excuse to say what I think about politics and culture.“ Architects don’t even excuse. Wie lang war etwa das Bauen in China mit Rechtfertigungen wie: „Die wollen raus aus ihrer Rolle“ und Sicherheitsnetzen: „Risiken bleiben“ (Ole Scheeren in Die Zeit, 2010) weit mehr als geduldet. Woher kommt das Geld, das uns diese Megafirmen ­eingebracht hat?
In Bauwelt 18.2022 habe ich aus Pristina ­berichtet. Im Norden des Kosovo flammten zu jener Zeit Spannungen zwischen Serben und Kosovaren auf. Nun droht der Konflikt neuerlich zu eskalieren. Die Region ist hochmilitarisiert, die Nähe des serbischen Ministerpräsidenten Vučić zu Putin kein Geheimnis. Darüber hinaus musste Putin nicht erst in einem Telemeeting mit Xi Jinping die Verbindung seines Landes zu China als „Garant der Stabilität auf der Welt“ ­bezeichnen, um klar zu machen, dass Einzelfallbetrachtungen Verschleierungstaktik sind.
Ich wünsche mir keine Excuses fürs neue Jahr. Ich wünsche mir Haltung.

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