Noch ein Buch über den Klimawandel? Gibt es davon nicht schon längt genug? Wir wissen doch schon alles darüber!“ Jein. Wir wissen zwar schon eine ganze Menge: Zum Beispiel dass der Klimawandel real ist und dass wir unsere CO₂-Emissionen stark reduzieren müssten – eigentlich. Geht es mit dem Status Quo so weiter, steuern wir gegen Ende des Jahrhunderts auf eine 3–4 °C wärmere Erde zu, weit entfernt von den angestrebten 1,5 °C aus Paris. Zusätzlich fehlt es aber noch am Bewusstsein, wie der jetzt schon eingeleitete Klimawandel sich in Zukunft ganz konkret in unserem Alltag äußern wird. Die beiden Autoren Nick Reimer und Toralf Staud zeigen dies in ihrem Buch am Beispiel Deutschlands auf. Nicht zuletzt werden sich die zu erwartenden Klimaveränderungen auch auf die Architektur und die Stadtplanung auswirken.

Der Aufbau des Buches ist recht einfach gehalten: In insgesamt 14 Kapiteln erläutern die Autoren, welche Bereiche unseres Lebens im Besonderen vom Klimawandel betroffen sein werden, darunter Betrachtungen zum Wasserhaushalt, Flora, Fauna oder Gesundheitswesen. Zudem werden die Themen Städte, Verkehr und Energie in eigenen Kapiteln betrachtet.

Für Ballungsgebiete bedeutet der Klimawandel vor allem eines: Hitze. Denn wie die Autoren sehr treffend beschreiben, sind unsere Städte von Aachen bis Zwickau nicht für ein heißeres Klima ausgelegt. Hinzu kommt, dass in stark verdichteten Stadträumen sowie in Industriearealen wegen des Hitzeinseleffektes schon ohnehin höhere Temperaturen herrschen als im Umland. Damit unsere Städte bewohnbar bleiben, sind also Kraftanstrengungen gefordert. Grüne und blaue Infrastruktur, weniger Beton und Asphalt sowie an das Klima angepasste Gebäudetechnik und Architekturen werden dafür nötig sein.

Die zusammengetragenen Informationen haben die Autoren akribisch recherchiert und dabei mit vielen Experten, zum Beispiel aus dem Deutschen Wetterdienst (DWD) oder dem Umweltbundesamt (UBA), gesprochen. Das Buch kommt gänzlich ohne Abbildungen aus, beinhaltet dafür aber über 200 Quellenangaben, was zum ei­genen Recherchieren anregt. Es ist durchaus lesenswert für Planende aller Disziplinen, da es ein Fenster in eine wahrscheinliche Zukunft Deutschlands öffnet.

Folgende Frage ist übrigens laut den Autoren auch noch nicht abschließend beantwortet: Ob es mit dem Klimawandel nach 2050 weitergeht, oder zumindest dieses Niveau gehalten werden kann. Das hängt von unserem Handeln der nächsten 10 Jahre ab.