Bauwelt

Esch_Belval

Postindustriell

Text: Stumm, Alexander, Berlin

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Esch_Belval

Postindustriell

Text: Stumm, Alexander, Berlin

Passend zum Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2022“ von Esch-sur-Alzette legt Anita Wünschmann mit „Esch_Belval. Postindustriell“ eine fotografische Bestandsaufnahme des Stadtquartiers im Süden Luxemburgs vor. Wünschmann hat mehrere Jahre in dem kleinen Fürstentum gelebt und die Entwicklung des 120 Hektar großen Campus von 2012 bis 2021 kontinuierlich fotografisch sowie als Co-Autorin der Bauwelt-Ausgabe 5.2016 publizistisch begleitet. In ihrem jüngst erschienenen Fotoband zeigt sie die Relikte der gigantischen Hochöfen der stillgelegten Stahlhütte, die sukzessiven Baustellen für den vor 20 Jahren begonnenen Universitätscampus mit den großen Solitären der Institutsgebäude sowie die offenen Freiflächen des Stadtquartiers. Man sieht den Bau von Baumschlager Eberle, der von Luxemburg-Stadt kommend als Eingangsportal fungiert, die iko­nische Universitätsbibliothek von François Valentiny, die Freiflächengestaltung mit Wasserponds, entstanden unter Federführung von Jo Coenen/Rolo Fütterer (Mars Group) oder die raumgreifenden, auf insektenartigen Beinen stehenden Lichtinstallationen von Ingo Maurer. Im Unterschied zur üblichen Architekturfotografie erscheinen sie eher beiläufig als herrschaftlich inszeniert.

Mitunter geht die Linse auch sehr nah an die Objekte heran, so dass sich rostender Stahl, Fassadenraster, in Wasserbecken verschwimmende Licht- und Schatteneffekte in abstrakten Mustern auflösen. Immer wieder sind vereinzelte Menschen oder kleine Gruppen in den Bildern zu sehen. Aber sie machen den (über-)-großen städtebaulichen Maßstab nur noch deutlicher und zeigen die Schwachstellen der Planung auf: Bis heute fehlen attraktive Aufenthaltsflächen und vor allem Freizeitangebote, die das neugebaute Stadtviertel jenseits der Akademie und ansässigen Unternehmen lebendig machen, wie auch Wünschmann in ihrer Einleitung konstatiert. Die Publikation zeigt die mit der Kamera festgehaltenen collageartigen Überlagerungen des Verfalls historischer Strukturen, halbfertiger Baustellen, vergessener, von der Natur zurückeroberter Nischen und menschenleerer Räume einer neu errichteten Filmkulisse – und schafft es, damit die für das Erlebnis von Esch-Belval prägenden Elemente zusammenzubringen.
Fakten
Autor / Herausgeber Anita Wünschmann
Verlag Selbstverlag
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aus Bauwelt 17.2022
Artikel als pdf

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