Bauwelt

Some Reasons for Traveling to Italy

Text: Ascolese, Marianna, Neapel

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Some Reasons for Traveling to Italy

Text: Ascolese, Marianna, Neapel

In einer Serie von sehr kurzen Geschichten, die mit Zeichnungen durchsetzt sind, erzählt Peter Wilson von seinen besonderen Reiseerfahrungen in Italien und interpre­tiert dabei die Grand Tour neu, die die Halbinsel in vergangenen Jahrhunderten zu einer kulturellen Attraktion machte.
Wilsons erste Reise nach Italien in den frühen 1970er Jahren wurzelt in der eher romantischen Vorstellung der typischen Grand Tour: Er kam von Australien nach Europa mit der Idee, den „kleinen“ Teil des Territoriums von Kopenhagen bis in den Süden Italiens zu durchqueren. Eine Erfahrung, die zwar weit von den Visionen des 18. Jahrhunderts entfernt ist, aber dennoch den tief verwurzelten Sinn für die Erkundung von Naturlandschaften, Dörfern, Denkmälern und Archäologie offenbart und deren Ästhetik und Erhabenheit wiederherstellt, die typisch für das Zeitalter der Aufklärung waren.
Nach 35 Jahren kehrt Wilson mit dem Bewusstsein eines Architekten nach Italien zurück, der auch auf einer Vergnügungsreise alles, was er sieht, sorgfältig beobachtet und dann in Refle­xionen und Spekulationen überführt. Die Reise wird zum Mittel zur Konstruktion einer neuen Geschichte der Grand Tour, die in origineller und ironischer Form geschrieben wird und von Geschichten, Bildern und Zeichnungen ausgeht. Dabei werden gute Gründe für ein sparsames Leben vorgeschlagen, Reisen mit Verwandten, die Überführung des Italieners in das kalte Licht des Nordens, das Ablegen des Bikinis, das Verschwinden, das den Papst zum Lachen bringt, die Erfindung des Neoklassizismus, die Erforschung des Tarantismus, die Entdeckung des Mobiltelefons auf dem Ätna und der Bau einer palladianischen Hütte.
Auf den Spuren von Künstlerinnen, Architekten und Philosophen wie Inigo Jones, Le Corbusier, Walter Benjamin, Thomas Mann, Bernard Rudofsky, Gottfried Semper, Ezra Pound, Sigmund Freud und Brigitte Bardot stellt „Some Reasons for Travelling to Italy“ die Klischees der italienischen Populärkultur auf den Kopf, um die tiefere Bedeutung von Orten zu erforschen. Viel-falt und Weite der Unterschiede manifestieren sich in der Architektur und den Erfahrungen des gemeinschaftlichen Lebens.
Mit diesem Bewusstsein werden die Erkundungen in Mailand und die Abenteuer in und um Perugia zu Momenten des bedeutenden Wachstums für Projekte von Bolles+Wilson wie die BEIc-Bibliothek in Mailand und das Monteluce-Viertel in Perugia. Die Dichte an kulturellen und physischen Bezügen, die italienische Städte bieten, ermöglicht die Einführung neuer gestalterischer Fragestellungen in die zeitgenössische Architektur. Darüber hinaus bietet das Buch eine nützliche Abfolge von Reiserouten zwischen Nord- und Süditalien. Es lädt uns ein, Orte zu besuchen, aber vor allem das allumfassende Erlebnis zu verstehen. Das Buch ähnelt einem Reisetagebuch und schreibt die Prämissen des traditionellen „carnet de voyage“ um, indem es Städte, Denkmäler und Architektur durch Geschichten und Anekdoten beleuchtet, in denen die Protagonisten Teil der Atmosphäre des Ortes werden. Eine diachronische Erzählung, die verschiedene Zeiten und Charaktere, Realitäten und Fiktionen zusammenführt und dadurch die Spezifität jeder beobachteten Sache und erlebten Räumlichkeit erhöht.
„Some Reasons for Travelling to Italy“ ist der „neue“ Reiseführer für Italien, verfasst von einem Architekten-Reisenden-Touristen, der nicht nur lesen und beschreiben kann, was er sieht, sondern es auch aufnehmen und neu formulieren kann. Er verkörpert die Rolle einer Person, die in der Lage ist, eine neue Vorstellung von Reisen zu konstruieren.
Fakten
Autor / Herausgeber Peter Wilson
Verlag MIT Press, Cambridge
aus Bauwelt 19.2023
Artikel als pdf

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