Projektreportage

The Edge in Amsterdam

Ron Bakker, PLP Architecture, London

Die Zukunft der Arbeit

  • Autorin: Eleonore Rosenthal
  • Fotos: Ronald Tilleman

Hotdesking und Hotellobby "The Edge" in Amsterdam von PLP Architecture gilt derzeit als das nachhaltigste Bürogebäude der Welt. Die Mitarbeiter bewegen sich mit einer hauseigenen App durch neue Arbeitswelten und suchen sich täglich einen neuen Schreibtisch.

Auch wenn der große Hype um Superdutch etwas abgeklungen ist: Niederländische Stadtentwickler denken noch immer in großen Maßstäben. "Zuidas" (Südachse) ist ein neues Geschäftsviertel im Süden der Amsterdamer Altstadt, das bis zum Jahr 2035 auf 270 Hektar Fläche wachsen soll. Der Flughafen Schiphol ist nur eine Taxifahrt entfernt. Banken beziehen dort ihre Hauptquartiere, Wohnhochhäuser und große Bürokomplexe sind im Entstehen. Ein interessanter Neuzugang in Zuidas ist das Bürogebäude "The Edge" des Londoner Büros PLP Architecture: 40.000 Quadratmeter Bürofläche, organisiert um ein gebäudehohes Atrium. Als Hauptmieter ist Deloitte eingezogen, ein global tätiges Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmen, das den Entwurf der Architekten entscheidend geprägt hat. "Schon beim ersten Treffen mit Deloitte war das Hauptthema, wie sich die Mitarbeiter und Kunden in dem Gebäude fühlen, was wir mit dem Gebäude für das Arbeitsklima erreichen wollen", berichtet Ron Bakker, Partner von PLP Architecture.

Holzwände und Wohnzimmerlampen für gemütliches Arbeiten

In einer Firma, in der die Mitarbeiter sehr unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen, sollte die Architektur das Bewusstsein stärken, ein Teil des Ganzen zu sein: Das Atrium mit Cafés und Restaurant, in dem sich alle Wege kreuzen, wurde zum Herzstück des Hauses. Ron Bakker bringt die neue Arbeitswelt auf den Punkt: "Man muss sich nur die Büros von Google und Microsoft anschauen: Die sehen aus wie Hotellobbies". Mit Blick auf die Zukunft der Arbeit haben sich die Architekten gemeinsam mit Deloitte intensiv mit Arbeitsabläufen auseinandergesetzt und sich am Ende für "Hotdesking" entschieden: Für 2500 Mitarbeiter gibt es nur 1000 Schreibtische. Eine hauseigene App hilft den Mitarbeitern bei der täglichen Wahl ihres Tisches, je nachdem, ob sie Ruhe oder Gesellschaft brauchen. "Die Mitarbeiter verbringen nur 30–40 Prozent ihrer Arbeitszeit am Schreibtisch, die übrige Zeit sind sie in Meetings oder unterwegs. Es gibt nichts Nachhaltigeres, als etwas nicht zu bauen, was man nicht braucht", resümiert Ron Bakker.

Die Nachhaltigkeit zeigt sich aber nicht nur im Verzicht. "The Edge" wurde nach dem britischen Zertifizierungssystem BREEAM mit 98,36 Prozent als "herausragend" bewertet und gilt derzeit als das nachhaltigste Gebäude weltweit: Damit hat es dem "One Embankment Place" in London, einem Bürogebäude von TP Bennett aus den 1990er Jahren, den ersten Platz abgerungen. "In den Niederlanden", so Ron Bakker, "wird Nachhaltigkeit zu einem wichtigen Kriterium bei der Wahl des Arbeitsplatzes."

Gelegenheit für beiläufigen Austausch: Alle Wege führen in das gebäudehohe Atrium, dem Marktplatz des Hauses

Um das begehrte Zertifikat zu erhalten, wurde jeder kleinste Aspekt des Gebäudes auf Nachhaltigkeit geprüft: vom Stromverbrauch über das Heizungs- und Kühlsystem bis hin zur Kunststoffummantelung der Kabel. "The Edge" nutzt Geothermie für Heizung und Kühlung, gemeinsam mit der Universität Amsterdam wurde eine 65.000 Quadratmeter umfassende Photovoltaikanlage auf dem Dach installiert. Im Ergebnis verbraucht der Neubau 30 Prozent weniger Strom als ein herkömmliches Bürogebäude. Die Architektur hat mit der Ausrichtung des Baukörpers und den Glasfassaden zur Ausnutzung von Sonnen- und Tageslicht beigetragen. Aber auch die Mitarbeiter werden in das Konzept einbezogen: Mit ihrer App können sie nicht nur einen Arbeitsplatz suchen,

Durch die großflächige Schrägverglasung fällt Tageslicht ins Atrium

sondern auch die LED-Beleuchtung dimmen und die Heizung steuern. Die Stärkung des Umweltbewusstseins geschieht nicht mit dem pädagogischen Zeigefinger, sondern über Angebote im Alltag: 500 Fahrradparkplätze sind eingerichtet, allen Mitarbeiten steht gefiltertes, gekühltes und gesprudeltes Trinkwasser zur Verfügung, um den Verbrauch an Plastikflaschen zu reduzieren. Auch im Büro des Projektentwicklers OVG Real Estate im 13. Geschoss kommt das Wasser aus den GROHE Blue® und Red® Armaturen, die eigens für den stilvollen Genuss von Trinkwasser entwickelt wurden. Die Kunden werden nicht an der Rezeption, sondern in der Küche begrüßt und können ihren Durst selbst stillen. "Wir haben immer Produkte von GROHE benutzt", so Ron Bakker, "sie haben eine sehr hohe Qualität und sehen gut aus. Aber diese Wassersysteme waren neu für mich. Am liebsten hätte ich einen zuhause in meiner Küche." Das Verweben von Arbeit und Freizeit – in Amsterdam kann man bereits jetzt einen Blick in die Zukunft werfen.

Kochend heiß oder gut gekühlt: GROHE Red® und GROHE Blue®

Die wohnliche Atmosphäre im Glashaus wurde von dem Delfter Büro Fokkema & Partners gestaltet



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