- Autoren: Franziska Weinz, Christiane Fath
- Renderings: Otto Wöhr GmbH
Parksysteme gibt es bereits seit den 30er Jahren, jedoch sind diese in Deutschland vorwiegend dezentral oder in privaten Gebäuden zu finden – obwohl Parksysteme im Vergleich zu üblichen Parkhäusern sehr viel effizienter sind. Allein schon der Verzicht auf Rampen und die geringe Geschosshöhe jeder Parkebene reduzieren den Flächenbedarf enorm. Ein Fertigteilparkhaus bietet 885 Stellplätze, während ein automatisches Parkhaus unter denselben Rahmenbedingungen 1800 Stellplätze bietet. Die Investitionen stehen allerdings in einem umgekehrten Verhältnis zueinander.
Im Ausland, vor allem in Japan, sind Parksysteme im öffentlichen
Raum stark verbreitet: Städtische Freiflächen sind knapp und
die Fahrzeugzulassung ist oft an den Nachweis eines Stellplatzes
gekoppelt.
Parksysteme unterscheidet man in automatische und mechanische
Anlagen. In mechanischen Parksystemen wird nur jeweils
ein Bewegungsablauf hydraulisch oder elektromechanisch
umgesetzt. Der Fahrzeughalter fährt auf die Parkpalette
und bedient durch die sogenannte Totmannsteuerung den
gesamten Parkvorgang manuell, durch konstanten Knopfdruck.
Alles weitere erledigen Parkbühnen, Verschiebeplatten, Drehplatten,
Parkaufzüge und andere mechanische Einparkhilfen.
Während mechanische Systeme oft nur über zwei oder drei Parkebenen verfügen, kann ein automatisches Parksystem aus bis zu 50 Ebenen in vertikaler Richtung bestehen. Automatische Parksysteme sind eine Weiterentwicklung der mechanischen Anlagen, jedoch mit vollständiger Prozessabwicklung des Parkvorgangs durch eine elektronische Steuerung. Das bedeutet, dass der Fahrzeughalter lediglich auf die Parkpalette in der sogenannten Übergabekabine fährt. Er betritt die Parkanlage nicht, sondern löst den Einlagervorgang unter Betätigung der Einparkfähigkeit des Fahrzeuges an einem elektronischen Terminal aus. Voraussetzung für die Einparkfähigkeit sind die Einhaltung der maximalen Fahrzeugabmessungen, die Abschaltung des Motors, geschlossene Türen, aktivierte Feststellbremse, eingelegter erster Gang bei Handschaltgetrieben und Deaktivierung der Alarmanlage. Nach der Einleitung des Parkvorgangs durch den Nutzer wird die Parkpalette vom System automatisch übernommen und in das jeweilige Regalfach geschoben. Dies geschieht in einem abgeschlossenen System ohne Sichtbezug zum Nutzer. Der Einparkvorgang ist abgeschlossen, wenn das System eine leere Parkpalette in die Übergabekabine stellt. Beim Ausparken eines Autos wird durch Einlesen des Identifikationselements der Ausparkvorgang in Gang gebracht.
„Der neue Slimparker 557 ist das effizienteste Parksystem für lange, schmale Grundrisse”
Der Slimparker bietet eine unterirdische Schachtversion und in der neuen Ausführung eine oberirdische Turmversion. Die Ideen für die Einsatzbereiche kommen aus zwei ganz unterschiedlichen Richtungen.
In der unterirdischen Version wird das System unter schmalen Streifen zwischen den Gebäuden mit einer versenkbaren Übergabestation eingeplant. Normalerweise darf ein Streifen von etwa 3 m Breite zwischen Grundstücksgrenze und bestehendem Gebäude nicht überbaut werden. Mit der versenkbaren und überfahrbaren Übergabestation bleibt dieser Seitenstreifen für die Feuerwehr frei zugänglich. Darunter werden 2-6 Parkebenen für automatisches Parken angeordnet. Für schmale Streifen zwischen zwei Gebäuden benötigt dieses schlanke System nur 2,60 m Einbaubreite. So lassen sich z. B. bei einer Einbaulänge ab 27,70 m und einer Tiefe von mindestens 11,55 m auf 6 Parkebenen 23 Stellplätze zusätzlich in der Bestandsbebauung schaffen.
Zum Einparken wird der Deckel angehoben und der Einfahrtsraum wird sichtbar. Das Auto wird eingeparkt und der Einfahrtsraum wieder abgesenkt. Hat die Deckelplatte wieder Bodenniveau erreicht, transportiert der Lift das Fahrzeug zu den Parkebenen. Zur besseren Raumausnutzung lassen sich auch zwei Stellplätze hintereinander neben dem Lift anordnen. Dann ist ein Leerplatz pro System zum Rangieren der Plattform erforderlich.
„Besonders im bestehenden Stadtgrundriss bietet der Park-Turm neue Lösungen an.”
Der bodenebene Deckel kann mit den unterschiedlichsten
Belägen versehen werden. Egal ob Pflastersteine, Marmor, Holz
oder natürlicher Rasen; das System passt sich seiner Umgebung
an. So bleibt der Bereich neben dem Gebäude als Weg
oder Durchfahrt ohne sichtbare Überbauung erhalten.
Der unterirdische Slimparker eignet sich damit für den nachträglichen Einbau im Bestand der verdichteten Innenstadt – zwischen
Gebäuden, unter Vor- oder Hinterhöfen. Insbesondere dann,
wenn die Sanierung und neue Nutzungsart des Gebäudes mehr
Stellplätze erfordert und sich nur so zusätzliche Stellplätze
schaffen lassen.
Mehr als ein Parkhaus: Die Fassade des Slimparker kann bepflanzt und mit verschiedenen Materialien gegliedert werden
Der neue Slimparker 557 als Turmversion bietet Parklösungen
für andere Einsatzbereiche. Mit seiner schmalen und langen
Bauweise lassen sich oberirdische Wände zum Parken bauen.
Insbesondere, wenn diese „Wand“ ein Wohngebiet von einem
großen Schienen- oder Straßenstrang als Sicht- und Lärmschutz
trennen soll. Oder als Schutz vor einem angrenzenden
Gewerbegebiet.
Für Industrieflächen, die im Stadtbereich in Wohngebiete
umgeplant werden sollen, bietet sich die Möglichkeit, die
Stellplätze nicht aufwändig im Wohngebiet unter die Gebäude
zu bauen, sondern als Parkregal neben dem Wohngebiet entlang
einem Straßenzug. Das Wohngebiet kann vom Verkehr
befreit werden und die Parkplätze sind in einer schützenden
„Lärm- und Sichtschutzwand“ untergebracht.
Der oberirdische Slimparker lässt sich in Hinterhöfen platzsparend
vor einer Brandschutzwand anordnen und erhält durch das
Stapeln der Parkplätze begrünte Flächen und Freiflächen für
Kinderspielplätze. Besonders im bestehenden Stadtgrundriss
bietet der Parkturm neue Lösungen an: Enge Baulücken werden
geschlossen oder intelligent genutzt, Stellplätze werden geschaffen
und gleichzeitig bleibt ein Mehrwert an öffentlichem
Raum für die Bewohner erhalten.
„Nur etwa 2% von 43 Millionen Fahrzeugen in Deutschland parken in Parksystemen”
Das System lässt sich modular aufbauen mit 1 oder 2 Parkreihen
vor und hinter dem Vertikallift. Bei einer Außenbreite von
3,10 m des Systems ohne Fassade ergibt sich eine maximale
Länge von 28,50 m, wenn jeweils 2 Parkreihen vor und hinter
dem Lift angeordnet sind. Dabei beträgt die lichte Plattformbreite
2,45 m und es lassen sich Pkw bis zu einer Länge von
5,30 m unterbringen. Auf einer Grundfläche von ca. 77 Quadratmetern
sind bis zu 23 Stellplätze realisierbar in einem System.
Durch den Wegfall der Rampen und der Verkehrsfläche
ergibt sich eine sehr effiziente Flächenausnutzung.
Zwei bis maximal sechs Parkebenen können übereinander
angeordnet werden. Die Höhe der Parkebenen lassen sich an
die unterschiedlichen Fahrzeughöhen anpassen. So kann ein
Teil der Parkebenen für normale Pkw bis 1,60 m Höhe, für kleine
SUVs und Vans bis 1,80 m Höhe und für hohe Pkw bis 2,00 m im
gewünschten Verhältnis zum Bedarf geplant werden. Bei 6
Parkebenen entsteht je nach gewählten Fahrzeughöhen eine
minimale Höhe von 13,12 m und eine maximale Höhe von 16,12 m
inklusive des Dachaufbaus.
In der Turmvariante wird auf Straßenniveau unterhalb des Parkregals in die Übergabestation eingeparkt. Die gläserne, hell erleuchtete Übergabestation bietet eine sichere Nutzung und den gewohnten Komfort der automatischen Parksysteme: Die Nutzer müssen nicht in dunkle Tiefgaragen fahren, auf engen Rampen rangieren, sondern geben ihr Auto bequem auf einer leeren Parkpalette ab. Das System hält immer eine leere Palette in der Übergabestation vor. Mittels Transponder-Chip wird der abgeschlossene Einparkvorgang zum Schließen des Garagentors bestätigt – das Einparken der Palette ins Regalfach erfolgt automatisch und millimetergenau. Der Nutzer verlässt den Parkbereich ebenerdig auf Straßenniveau. Die Pkw sind sicher vor Beschädigungen und Vandalismus geparkt. Zum Ausparken hält der Nutzer seinen Chip an das Bedientableau und erhält sein Fahrzeug spätestens nach 3 Minuten auf der Palette zum Ausparken in der Übergabestation. Wenn Umlagervorgänge erforderlich sind, kann die Wartezeit im schlechtesten Fall 6 Minuten betragen. Bei der wirtschaftlichen zweireihigen Anordnung neben dem Vertikalförderer ergibt sich genügend Fläche, um vorwärts aus der Übergabestation auszuparken und in den Verkehr einzubiegen. Um den Slimparker besser ins Stadtbild zu integrieren, kann die Fassade individuell gestaltet werden. Auf der Messe BAU 2015, die vom 19.–24. Januar in München stattfindet, wird die Otto Wöhr GmbH die Turmvariante des Slimparkers 557 in Originalgröße ausstellen. Hierbei werden ebenfalls verschiedene Gestaltungsmöglichkeiten der Fassade vorgestellt: Eschenholz-Lamellen, mit Philodendron bewachsene Elemente, mit ETFE Kissen und PVC/PES-Materialien oder Textfolien für Werbeflächen.