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Neue Geschäftsstelle der Achitektenkammer Berlin

Im Mendelsohn

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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Thomas Richter, Berlin

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Thomas Richter, Berlin


Neue Geschäftsstelle der Achitektenkammer Berlin

Im Mendelsohn

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Die Architektenkammer Berlin zieht um. Für die Gestaltung der neuen Räume im denkmalgeschützten IG-Metall-Haus von Erich Mendelsohn hatte sie einen offenen Wettbewerb ausgelobt. Um die kleine Aufgabe gab es vergleichsweise große Aufregung.
Als die Berliner Architektenkammer 1994 in der Karl-Marx-Allee in Berlin-Friedrichshain ihre Räume bezog, geschah das nicht zuletzt aus politischen Gründen. Sie wollte den neuen Mitgliedern aus dem Ostteil der Stadt entgegenkommen. Inzwischen hat sich die Mitgliederzahl mehr als verdoppelt, aus 13 Kammermitarbeitern sind 20 geworden. Der Grund für den nun geplanten Umzug ins IG-Metallhaus in der südli­chen Berliner Friedrichstadt scheint vor allem ein räumlich strategischer zu sein: Das Deutsche Patent- und Markenamt, die SPD-Zentrale im Willy-Brandt-Haus und die Berlinische Galerie sind um die Ecke, Daniel Libeskind erweitert auf dem Gelände des Blumengroßmarkts demnächst das Jüdische Museum – die Gegend erwartet einen Entwicklungsschub. Für eine Geschäftsstelle mit Publikumsverkehr kein unwichtiger Standortfaktor.
Zudem ist das 1929 nach Plänen von Erich Men­delsohn erbaute, denkmalgeschützte IG-Metall-Haus eine gute Adresse für die Vertretung von 7400 Berliner Architekten. Nach Kriegsbrandschäden wurde das Haus entsprechend seinem ursprünglichen Erscheinungsbild 1952 wieder aufgebaut, 1995 haben es LTK Architekten aus Dortmund und Hannover zuletzt saniert. Mehrere Verbände haben hier ihren Sitz. Die Kammer wird 850 Quadratmeter im Kopf­bau und im Ostflügel des 2. Obergeschosses mieten.
Der Plan klingt sportlich. Im August fiel der Umzugsbeschluss, die Planung muss bis Ende 2010 abgeschlossen sein, damit ab Anfang 2011 gebaut und die Architektenkammer bereits im März einziehen kann, denn zu dem Zeitpunkt läuft der Mietvertrag in der Karl-Marx-Allee aus. Knapp vier Wochen Bearbeitungszeit blieben für die zum Wettbewerb aufgerufenen Architekten und Innenarchitekten. Immerhin 64 haben sich an dem offenen Verfahren beteiligt. Sie sollten den Ausbau der Räume gestalten, dabei „das Selbstverständnis des Berufsstandes zum Ausdruck bringen und sich mit dem Denkmal auseinandersetzen, ohne dessen Atmosphäre zu stören“. Es ging um Empfangstresen, Büros, Veranstaltungs- und Seminarbereiche und deren flexible räumliche Verbindung.
200.000 Euro stehen für den Ausbau zur Ver­fügung – ein Auftragsvolumen, für das die Kammer eigentlich keinen Wettbewerb hätte ausloben müssen. Umso unerfreulicher ist ein formaler Fehler, der zur nachträglichen Aberkennung des 1. Preises und damit zu erheblicher Aufregung geführt hat. Die drei Entwerfer vom Büro unique assemblage aus Frankfurt am Main hatten das Teilnahmeformular nicht korrekt ausgefüllt. Nur einer von ihnen ist bauvorlageberechtigt, die anderen beiden nicht. Sie hätten demnach nur als Mitarbeiter auftreten dürfen. Eingetragen waren sie jedoch alle drei gleichrangig im Verfasserfeld – ein Verstoß gegen die Wettbewerbsordnung. Ärgerlich für den Architekten, der sich
offenbar nicht über seine Mitarbeiter stellen wollte, und unglücklich für die auslobende Kammer, die ein Zeichen für Wettbewerbskultur setzen wollte. Schade vor allem aber um einen guten Entwurf, der nun nicht umgesetzt werden darf und den die Jury (Vorsitz: Peter Kulka) für sein klares Bekenntnis zur Ar­chitektur Mendelsohns und für die am Bestand orientierte Materialität und Farbgebung gelobt hat. Guter Entwurf hin oder her: Bei einem solch gravierenden Formfehler ist einfach nichts mehr gerade­zurücken.
Der Berliner Architekt Thomas Richter, der nun vom 2. auf den 1. Preis vorgerückt ist, arbeitet bei seinem Entwurf allein mit Farbe und Textur. Aus den eingebauten Möbeln macht er eine lange, mit schallabsorbierendem Filz belegte Schrankwand, die durch offene Holzregale aufgelockert wird. Eine gute Alternative.
Fakten
Architekten Richter, Thomas, Berlin; Roik, Holger, Hamburg; Steiner Weißenberger Architekten, Berlin
aus Bauwelt 44.2010
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