Bauwelt

Die Maison du Savoir in Esch-sur-Alzette


Wahrzeichen der Luxemburger Universität ist das Hörsaalgebäude mit Verwaltungsturm von Baumschlager & Eberle und Christian Bauer. Die robuste und technisch wirkende Außenhaut soll einen Bezug zur Indu­strie­geschichte herstellen


Text: Redecke, Sebastian, Berlin


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    180 m lang, 45 m breit und 83 m hoch hebt sich die Maison du Savoir als zen­trales Hörsaal- und Ver­waltungsgebäude deutlich hervor
    Foto: archphoto inc., © be baumschager eberle

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    180 m lang, 45 m breit und 83 m hoch hebt sich die Maison du Savoir als zen­trales Hörsaal- und Ver­waltungsgebäude deutlich hervor

    Foto: archphoto inc., © be baumschager eberle

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    Reste vom Sockel des dritten Hochofens neben dem Sichtbeton-Neubau des Universitäts-Restaurants
    Foto: archphoto inc., © be baumschager eberle

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    Reste vom Sockel des dritten Hochofens neben dem Sichtbeton-Neubau des Universitäts-Restaurants

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    Forum mit den „GuddelVol“-Laternen von Ingo Maurer und einem der Wasserbassins von Michel Desvigne.
    Foto: archphoto inc., © be baumschager eberle

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    Forum mit den „GuddelVol“-Laternen von Ingo Maurer und einem der Wasserbassins von Michel Desvigne.

    Foto: archphoto inc., © be baumschager eberle

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    Zwei der Hörsäle in der Mittelspange mit 150 ..
    Foto: archphoto inc. © be baumschager eberle

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    Zwei der Hörsäle in der Mittelspange mit 150 ..

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    ... und 240 Plätzen
    Foto: archphoto inc. © be baumschager eberle

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    ... und 240 Plätzen

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    Uni-Turm mit Moiré-Effekt auf der Fassade; die Place de l’Université auf der Nordseite des Neubaus wird bald von weiteren Bauten umrahmt sein
    Foto: archphoto inc., © be baumschager eberle

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    Uni-Turm mit Moiré-Effekt auf der Fassade; die Place de l’Université auf der Nordseite des Neubaus wird bald von weiteren Bauten umrahmt sein

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2007, für den Wettbewerb um das zentrale Hörsaalgebäude der Universität Luxemburg mit Sitz in Belval, hatten die Architekten Baumschlager & Eberle in Zusammenarbeit mit Christian Bauer als einzige die Idee, einen Turm vorzuschlagen. Dies wurde möglich, indem sie den zweiten Bauabschnitt, der noch nicht näher bearbeitet werden sollte, in das Gebäude integrierten; die Hörsäle befinden sich in einem Riegel, die gesamte Verwaltung der Universität mit Rektorat und Immatrikulationsamt im Turm. Diese Idee überzeugte Preisgericht und Bauherren, denn eine der wichtigen Zielsetzungen war es, mit der Universität an diesem besonderen Standort, geprägt von den Resten einer einst florierenden Stahlindustrie, ein Zeichen zu setzen. Die zwei alten Hochöfen und ein rotes, bereits vor sieben Jahren errichtetes Bankgebäude von Claude Vasconi sind weithin sichtbar, da wollte die Luxemburger Hochschule nicht nachstehen.
Für die Architekten stellte sich die Frage, wie sich ein solches Gebäude architektonisch in diesem Umfeld darstellen sollte. Sie entschieden sich für eine einheitliche, alle Bereiche umhüllende Raster-Haut. Sie wirkt sehr industriell, robust, und kaschiert zudem die dahinter liegenden Nutzungen. Von außen vermutet man eher Forschungsstätten oder ein Rechenzentrum der Uni. Betrachtet man die Fassade aus der Nähe und von innen, entfaltet deren Raster-Konstruktion aus stranggepressten Aluminiumprofilen (Stahl war zu schwer) eine fast schon dekorativ-verspielte Wirkung. Diese verstärkt sich noch, weil sie aus zwei Schichten zusammengesetzt ist, die teilweise gegeneinander versetzt angeordnet sind, sodass sich mehrgeschossig Moiré-Effekte in Form von Kreissegmenten ergeben. Das lockert die stringente Haut vor allem beim Turm auf. Funktionale Gründe gibt es hierfür nicht.
Unabhängig von den Fassaden-Besonderheiten ist natürlich die Gesamtform der „Maison du Savoir“ hervorzuheben. Wichtig war die ungehinderte fußläufige Durchlässigkeit zu ebener Erde. Vom Gebäude an der Place de l’Université im Norden gelangt man zum südlichen Bereich mit der Place de l’Académie am ehemaligen Stahlhof. Man kann sich aber auch für die axiale Passage durch das gesamte Areal entscheiden oder sich zur Gebläsehalle von 1911 im Südosten begeben. Diese Halle bleibt das größte alte Gebäude auf dem Gelände. Allerdings ist sie bisher noch ohne Nutzung.
Um die Durchlässigkeit zu erreichen, haben die Architekten den gesamten Gebäuderiegel der Maison du Savoir in die Höhe gestemmt. In den beiden „Auflagern“ sind separate Eingänge angeordnet. Der Riegel kommt ansonsten ohne eine Stütze aus und kragt an beiden Enden weit aus. Diese Auskragungen erforderten statische Verstärkungen, die sich innen durch diagonale Verstrebungen vor den Fenstern manifestieren, die je nach Lichteinfall unterschiedlich deutlich zu sehen sind. Die Betonkonstruktion wurde, wie man es von der Brückenbautechnik kennt, nicht vor- sondern nachgespannt. Die zwei tragenden Wände des Riegels haben, je nach Lage im Gebäude, über die Länge von 180 Metern eine Stärke von 40 Zentimetern – am Ende des Kragarms – bis zu einem Meter über den „Auflagern“. Läuft man durch die Flure von einem Ende des Gebäudes zum anderen, nimmt man diese Veränderungen als leichten Schwung wahr. Durch den Einbau von Brandschutzvorhängen konnte in den Fluren auf entsprechende Türen verzichtet werden.

Rolltreppen zur Lehre

Das zentrale Lehrgebäude dient den Bachelor-Studenten aller Fachbereiche der Uni. Den Eingang bildet eine niedrige, schlicht gestaltete Zone mit einem Informationstresen und Ausstellungsmöglichkeiten. Zentral im Raum befinden sich die Rolltreppen. Sie führen hinauf zu den Ebenen mit den Hörsälen und den Seminarräumen. Die fünf größeren Säle (zwei mit 240, drei mit 150 Plätzen) liegen in der Mittelspange. Die Räume der seitlichen Spangen werden durch schmale belichtete Zwischenzonen untergliedert.
Die Rolltreppen führen ebenso zum großen Saal mit 750 Plätzen im Untergeschoss, der auch für außeruniversitäre Veranstaltungen zur Verfügung steht. Er wurde bereits während der EU-Ratspräsidentschaft Luxemburgs in der zweiten Hälfte des Jahres 2015 genutzt. Der zweite, deutlich kleinere Eingangsbereich liegt im Westen. Er erschließt den Turm mit der Verwaltung. Die Fläche der Eingangszone folgt nicht dem Grundriss des Turms. Dadurch verliert die gesamte Gebäude komposition nicht nur etwas an Eindeutigkeit, sondern auch an Spannung.
In den Zonen auf der Hauptebene, vor den über zwei Geschosse reichenden Hörsälen, hängen schwarze Vorhänge. Mit ihnen sollen Studenten Räume konfigurieren, in die sie sich für Arbeitsgruppen zurückziehen können. Hier war beim Besuch im Dezember noch nichts möbliert.
Die Maison du Savoir sei das erste Hochhaus in Europa, so Dietmar Eberle, das keiner mechanischen Lüftung und keiner Klimatisierung bedarf. Nur die großen Hörsäle verfügen über entsprechende Lüftungsanlagen. Damit habe für ihn das energetische Konzept die gleiche Intention wie im innovativen Bürogebäude in Lustenau (Bauwelt 44.2013).
Die Ausmaße und die Klarheit der Konzeption dieses Gebäudes beeindrucken. Die Ausstattung lässt kaum Wünsche offen. Auch eine holzgetäfelte Caféteria wurde integriert. Der Luxemburger Universität mit ihren im September letzten Jahres eröffneten Hauptgebäude ist zu wünschen, dass mit den Studenten nun auch universitäre Lebendigkeit einkehrt. Von Universitäten kennt man schon seit geraumer Zeit das Bild restlos überfüllter Hörsäle und Seminare. Dies ist natürlich nicht wünschenswert. Luxemburg muss noch wachsen. Hier herrscht bei vollem Hochschulbetrieb noch immer vielerorts Leere. Sehr erstaunlich.



Fakten
Architekten Baumschlager & Eberle, Sankt Gallen; Christian Bauer & Associés, Luxemburg
Adresse 2, l'Université L-4365,Avenue de l'Universite,Esch-sur-Alzette,Luxemburg


aus Bauwelt 5.2016
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