Bauwelt

Erweiterung des Fried­hofs an der Weinleite


Kategorie 4_Öffentliche Bauten


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Das neue Grabfeld folgt der schlichten Formensprache des ehemaligen Gefangenenfriedhofs. Die Mauer ist das bestimmende Architekturelement. Vom Hauptzugang abgerückt, umschließt der neue, braunrosafarbene Stampfmauerring einen Hof, der gleich einem Beiboot neben dem Mutterschiff liegt.
Bug und Heck des Beiboots werden durch Urnenhof und Leichenhaus markiert. Die neuen Grabfelder sind über einen Brückenstich mit dem bestehenden Friedhof verbunden. Urnenwand, Leichenhaus, Spatzenrinne und Ruhebänke sind Bestandteile des Mauerrings, der mit seiner Kronenhöhe auf die jeweiligen Nachbarn reagiert.
Donaukiesel aus grober Sieblinie und brauner Pleinfelder Sand aus den nahe gelegenen fränkischen Gruben verleihen der Stampfbetonwand einen rauen, handwerklichen Charakter. Die Horizontalfugen der sägerauen Schalungsbretter lassen nach dem Ausschalen ein ruhiges Linienraster vorstehen, das bei direktem Licht zu dünnen, netz­artigen Schlagschatten führt. Die Einbauhöhe der mit Holzpflöcken per Hand gestampften Betonschichten betrug rund einen Meter. Zwischen die Schaltafeln wurde mittig eine Baustahlmatte zur Rissarmierung gestellt.
Der Friedhofswärter, der soeben einen Kranz ablegt, bestätigt uns, dass ihm der neue Friedhof sehr gut gefalle und er sich schon darauf freue, die Betonwände bald fertig verputzt zu sehen...
Böden und Patios von Urnenwand und Leichenhaus begnügen sich mit schlichtem, fugenlosem Besenstrichbeton. Die Ränder werden durch ein Glattstrichband gefasst. Türen und Tore sind mit bis zur Verkohlung beflammtem Fichtenholz beschlagen. Dem Aufbahrungsraum, der an eine Höhle erinnert, tut es gut, dass er aufgrund des spartanischen Budgets auf sein Oberlicht verzichten musste. Das einfa­che Raster aus zwölf klaren Glühbirnen wirft die nüchterne irdische Frage nach der EU-Glühbirnenverordnung auf: Darf so ins Jenseits geleuch-tet werden? In Eichstätt darf das. Auf dem Weg dorthin ist das schwer zu
öffnende Schiebe­tor zu durchschreiten. Mit seinen Scheunentorrollen lässt es an den schweren Stein vor dem Höhlengrab denken. Und Auferstehung war dann, als der Stein vom Grab weggerollt war.



Fakten
Architekten Albert Dischinger, Augsburg
aus Bauwelt 1-2.2011
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