Bauwelt

Frizz23 in Berlin


Eine Baugruppe am ehemaligen Blumengroßmarkt in Berlin-Kreuzberg hat sich an ein ­neues Konzept des Atelierhauses gewagt: ­kleinteiliges Kreativgewerbe, Hotel­lerie und Bildungszentrum Seit’ an Seit’.


Text: Landes, Josepha, Berlin


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    Blick vom Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz, links am Rand das neue Haus der Taz
    Foto: Jan Bitter

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    Blick vom Fromet-und-Moses-Mendelssohn-Platz, links am Rand das neue Haus der Taz

    Foto: Jan Bitter

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    Blick vom Besselpark, hinter dem Frizz23 die ehe­malige Blumengroßmarkthalle. In der „Bauhütte“ (vorne in der Ecke des Parks) gab es während der Bauzeit Kulturangebote.
    Foto: Jan Bitter

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    Blick vom Besselpark, hinter dem Frizz23 die ehe­malige Blumengroßmarkthalle. In der „Bauhütte“ (vorne in der Ecke des Parks) gab es während der Bauzeit Kulturangebote.

    Foto: Jan Bitter

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    Redaktions-, ...
    Foto: Deadline Architekten

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    ... Hotel- ... Foto: Deadline Architekten

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    ... Hotel- ...

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    ... und Seminarräume in den drei Gebäudeteilen.
    Foto: Deadline Architekten

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    ... und Seminarräume in den drei Gebäudeteilen.

    Foto: Deadline Architekten

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    Der gezackte Rand der unteren Brüs­tung soll an die Markthalle erinnern, die hier bis 1945 stand.
    Foto: Deadline Architekten

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    Der gezackte Rand der unteren Brüs­tung soll an die Markthalle erinnern, die hier bis 1945 stand.

    Foto: Deadline Architekten

Bänder aus angekohltem Holz halten das „Frizz23“ so umschlungen, dass erst auf den zweiten Blick deutlich wird, wie unterschiedlich seine verschiedenen Teile sind. Mit der Fassade aus eben jenen karbonisierten Holztafeln und tiefblau-eloxierten Alufensterbändern verbinden Deadline Architekten drei Baukörper für drei Teile einer Gewerbebaugruppe.
Das langgestreckte Haus am nördlichen Rand des ehemaligen Berliner Blumengroßmarkts steht neben dem neuen Hauptsitz der genossenschaftlichen Tageszeitung Taz. Aus den Räumen von Gebäudeteil A des Frizz23 fällt der Blick immer wieder auf die auffälligen Trapeze der Taz-Fassade. Gebäudeteil A mit anmietbaren Veranstaltungsräumen im Erdgeschoss und Seminarräumen in den Etagen darüber gehört dem gemeinnützigen Verein Forum Berufsbildung, der das gesamte Projekt ins Rollen gebracht hat.
Gebäudeteil B in der Mitte des Hauses ist in unterschiedlich großen Einheiten zwischen den Teilhabern der Gewerbebaugruppe FrizzZwanzig GbR aufgeteilt. Als Mitglieder wurden gezielt Nutzer aus der Kreativwirtschaft – vom Pianisten über Architekturzeitschriften bis zur PR-Agentur – angeworben. Der Mix soll helfen, die Nachbarschaft mit ihrem hohen Anteil an Sozialwohnungen zu stabilisieren. Einige Eigentümer kombinieren Wohnen und Arbeiten, die Hauptfunk­tion bleibt aber mit 95 Prozent der Nutzung gewerblich. Sowohl Raumaufteilung als auch Ausstattung sind individuell, entsprechend komplex waren Planung und Ausbau. Dieser größte Teil des Gebäudes verspringt etwa in der Mitte von sieben auf drei Etagen. In diesem Einschnitt befindet sich eine Terrasse auf Höhe der Baumkronen – mittendrin im Stadtgeschehen, statt da­rüber, so die Idee der Architekten.
Den östlichen Abschluss des Hauses bildet ein sechsgeschossiger Turm, in dem die Architekten ein Apartmenthotel betreiben. Ein Gästehaus an dieser Stelle war ein Wunsch, den die Anwohner im Beteiligungsprozess äußerten.
Anfang November wurde das Frizz23 eröffnet. „Es war ein langer Weg“, begann Helmut Riethmüller, Geschäftsführer von Forum Berufsbildung, seine Rede – und die Architekten pflichten ihm bei. Erstmals darüber nachgedacht, auf dem Brachgrundstück zu bauen, hatte der Verein 2001, als der seit 1922 etablierte Standort des Blumengroßmarkts an der unteren Friedrichstraße in Frage stand. Die Markthalle aus den fünfziger Jahren baute Daniel Libeskind zur Akademie des gegenüberliegenden Jüdischen Museums um (Bauwelt 16.2013). Dem umliegenden Gelände drohte der Ausverkauf. Unter diesen Vorzeichen holte Forum 2007 Deadline Architekten ins Boot. Matthew Griffin, der das Büro gemeinsam mit Britta Jürgens führt, war damals als Mitglied der Initiative StadtNeudenken schon mit der Lage vertraut. Bis heute ist es Anliegen der Initiative, dass die öffentliche Hand Liegenschaften nicht an höchstbietende Investoren verhökert, sondern lokalen Akteuren mit auf den Ort zugeschnittenen Konzepten den Vortritt lässt.
Gemeinsam mit Senat und Bezirk ertüftelte man ein qualitatives Vergabeverfahren, das am Ort auch den Baugruppen „IBeB“, und „Metropolenhaus“ zugutekam. Die drei Projektgruppen taten sich als Planungsgruppe Ex-Blumengroßmarkt (PxB) zusammen. 2013/14 traf man sich vier Mal zu Workshops, um inhaltliche und gestalterische Fragen der Projekte zu erörtern und den Verantwortlichen bei der Stadt vorzustellen. Die Konzepte von PxB konnten sich nicht zuletzt deshalb gegen andere Kaufangebote durchsetzen, weil sie Investitionen, etwa in Form von Kulturprogrammen, für die Nachbarschaft vorsahen.
Wer bei Frizz23 bis zum Ende an Bord blieb, hat starke Nerven bewiesen, hat Unwägbarkeiten und scheinbar Unmöglichem die Stirn geboten. Das Projekt ist die erste, offiziell als solche firmierende, gewerbliche Baugruppe – die erste derartige Gruppe in jedem Fall, die das Risiko eingegangen ist, gemeinsam ein Grundstück zu kaufen und darauf neu zu bauen. Die Zusammensetzung der Bauherrschaft hätte kaum als Grundlage für eine der üblichen Machbarkeitsstudien herhalten können. So dürfen gemeinnützige Träger wie Forum de jure eigentlich nicht mit gewinnorientierten Gewerbetreibenden ins Risiko gehen. Letztlich aber fand sich eine Vertragsgrundlage, auf der die Gruppe 2014 das Grundstück vom Land Berlin erwarb – und ein Modell realisierte, das nun, etwa in Wien, schon potenzielle Nachahmer findet.



Fakten
Architekten Deadline Architekten, Berlin
Adresse Friedrichstraße 23, 10969 Berlin


aus Bauwelt 25.2018
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