Goldsmiths Centre for Contemporary Art in London
Das Architekturkollektiv Assemble hat ein Londoner Badehaus zur Kunstgalerie umgebaut. Ihr Umgang mit dem Bestand: ruppig und zugleich wohlreferiert. Auf der Suche nach dem Einklang von Nutzen und Schönheit legen sie gern selbst Hand an.
Text: Landes, Josepha, Berlin
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Neue und alte Fassadenmuster: Die Wassertanks wurden teils zu Ausstellungsräumen umgewandelt. Die konstruktiv gekreuz-ten Stahllisenen ihrer Wände referieren die neuen grünlichen Faserzementplatten ohne nachzuahmen.
Abbildung: Architekten
Neue und alte Fassadenmuster: Die Wassertanks wurden teils zu Ausstellungsräumen umgewandelt. Die konstruktiv gekreuz-ten Stahllisenen ihrer Wände referieren die neuen grünlichen Faserzementplatten ohne nachzuahmen.
Abbildung: Architekten
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Dem Haupteingang, vis-à-vis des Visual Arts Gebäudes, lagert ein neuer Ausstellungskubus einen überdachten Pufferraum vor.
Abbildung: Architekten
Dem Haupteingang, vis-à-vis des Visual Arts Gebäudes, lagert ein neuer Ausstellungskubus einen überdachten Pufferraum vor.
Abbildung: Architekten
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Das mittig ins Gebäude geschlagene Void ist vom Erdgeschoss durch Türen und Durchbrüche einsehbar.
Abbildung: Architekten
Das mittig ins Gebäude geschlagene Void ist vom Erdgeschoss durch Türen und Durchbrüche einsehbar.
Abbildung: Architekten
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Im Untergeschoss wird es als multimedial bespielbarer Raum Teil des Ausstellungsrundgangs.
Abbildung: Architekten
Im Untergeschoss wird es als multimedial bespielbarer Raum Teil des Ausstellungsrundgangs.
Abbildung: Architekten
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Durch ein Fenster auf der Galerie im Eingangsfoyer ...
Abbildung: Architekten
Durch ein Fenster auf der Galerie im Eingangsfoyer ...
Abbildung: Architekten
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... lässt sich ein Blick ins ehemalige Schwimmbad, jetzt mit Atelierboxen bestückt, erhaschen.
Abbildung: Architekten
... lässt sich ein Blick ins ehemalige Schwimmbad, jetzt mit Atelierboxen bestückt, erhaschen.
Abbildung: Architekten
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Die Galerie im Eingangsfoyer führt zu den alten und neuen Ausstellungssälen, die neuen weiß, der alte eisern schwarz.
Abbildung: Architekten
Die Galerie im Eingangsfoyer führt zu den alten und neuen Ausstellungssälen, die neuen weiß, der alte eisern schwarz.
Abbildung: Architekten
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Die Hoffassade krönen vier „Tanks“.
Abbildung: Architekten
Die Hoffassade krönen vier „Tanks“.
Abbildung: Architekten
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Ein breites Fenster im Eingang nimmt die Planung eines zukünftig freieren Hofes vorweg.
Abbildung: Architekten
Ein breites Fenster im Eingang nimmt die Planung eines zukünftig freieren Hofes vorweg.
Abbildung: Architekten
Ein Bad, ein Rathaus, eine Universität – der Standort des Goldsmiths, der Kunsthochschule der University of London, liegt in New Cross, einem Stadtteil im tiefen Südwesten der Stadt. Von der Overground-Linie kommend, markiert das schmuckvolle Gebäude der ehemaligen Deptford Town Hall den Eingang zu einem weitläufigen Campus. Nicht weniger prunkvoll als jener, 1905 von Henry Vaughan Lanchester und Edwin Alfred Rickards entworfene Bau, flankiert die Fassade des alten Badehauses, der „Laurie Grove Baths“, eine Seitenstraße. Ein Durchgang von hier auf den Campus ist reich im jakobinischen Stil verziert, verdüstert sich jedoch zum Innenhof hin. Die soziale Wirklichkeit der Entstehungszeit entpuppt sich: Das Bad, das über jenem Durchgang an zweigeschossige Einfamilienhausreihen angebunden ist, war, 1895–98 nach Plänen von Thomas Dinwiddy errichtet, ein vollends funktionaler Bau: eine öffentliche Badeanstalt, um die Sauberkeit der Menschen, in Ermangelung sanitärer Einrichtungen im eigenen Haus, zu gewährleisten.
Die Notwendigkeit, Körperhygiene der öffentlichen Hand anzuvertrauen, hat sich mittlerweile stark verringert. In den neunziger Jahren erwarb die University of London das leergefallene Gebäude, entkernte es grob und bestückte die zentrale Bassin-Halle mit Atelier-Séparées für die Studenten des Goldsmiths. Der hintere Teil, worin die Wassertanks, Pumpen, Wasch- und Wäscheräume enthalten gewesen waren, blieb vorerst unbedacht.
Seit dem vergangenen Herbst befindet sich dort eine Galerie für Gegenwartskunst, entwickelt vom Londoner Architekturkollektiv Assemble. Der Bau wurde co-finanziert aus einer Kunstauktion, in der Goldsmiths-Absolventen ihre Werke bei Sotherby’s versteigerten. Es handelt sich, was in der Universität kontrovers diskutiert wurde, nicht um Ausstellungsräume für die Studenten, sondern für externe Künstler – ein Inspirationsraum für Universität und Nachbarschaft.
Den unteren Teil des Campus, auf dem sich dieses Goldsmiths Centre for Contemporary Art (CCA) befindet, dominiert das 2005 eröffnete, siebengeschossige Ben Pimlott Building, Institutsgebäude der Visual und Digital Arts, das eine an loses Celluloid erinnernde Metallskulptur krönt. Ihm gegenüber stehen einige Baracken, die Büros und Seminarräume enthalten. Das Badehaus, nun Kunstgalerie, ragt tief in den Hof hinein. Die Eingänge der beiden Institutionen liegen sich gegenüber. Das Areal soll, einem Masterplan zufolge, in den kommenden Jahren umstrukturiert werden. Assembles Entwurf für die Galerie griff diese Vision eines offeneren, von den Baracken befreiten Raums bereits auf. Sie konnten die Jury des 2014 um das Gebäude ausgelobten Wettbewerbs auch durch eine große Öffnung in der Fassade für ihren Vorschlag begeistern. Dieses breit eingeschnittene Fenster mit Blick auf den zukünftigen Hof und der grobe Einsatz massiver, roter Stahlträger zu seiner Stabilisierung verdeutlichen den für das gesamte Umbauprojekt angewandten, für Assemble typischen Duktus: Hands-on. Architekt Adam Willis erklärt, dass die Gruppe das Gebäude gemäß der Gegebenheiten behandelt habe. Es sei kein Schmuckstück mit besonderen Raumzuschnitten oder außergewöhnlicher Ausstattung gewesen. Auch der Denkmalschutzstatus beziehe sich vornehmlich auf die Baderäume im vorderen Gebäudeteil. Für die Umwandlung in eine Galerie zelebrieren die Architekten zum einen die alten Wassertanks, die auf einem Sockel aus Backsteinmauerwerk thronen, zum anderen schlagen sie ein doppelgeschossiges Void in die Mitte des Baukörpers, um das herum sie die übrigen Ausstellungsflächen wickeln. Die Räume sind von jeweils eigenem Charakter, krumm geschnitten, als Enfilade angelegt, mit rau belassenen Wänden, grob verputzt, durchzogen von Leitungen und mit Überbleibseln der Ursprungsnutzung, etwa alten Wäscheregalen, bestückt.
Über dem Eingang ergänzten die Architekten eine aufgeständerte Blechkiste und fügen so im Obergeschoss einen Ausstellungs- und im Erdgeschoss einen Pufferraum zwischen Foyer und Hof ein. Diesen zusätzlichen Kubus be-kleiden Paneele aus petrolgrün verwaschenem Faserbeton. Der Farbton ist eine Referenz an das Wasser, spielt aber auch im Rahmen der für den Lack an Geländern und Rohren erhältlichen Nuancen. Die gewellten Elemente sind Fertigteile aus dem landwirtschaftlichen Nutzbau. In ihrer Rasterung nehmen sie Bezug auf die ornamentale Fassade der alten Wassertanks, zwischen welchen der neue Körper Platz findet. Die Idee, Nützliches zu Schönem zu machen, lag auch den kreuzförmigen Lisenen auf jenen alten Stahlbehältern zugrunde. Sie sind sowohl im Inneren als auch außen zu sehen. Gleichwohl musste die Konstruktion der Tanks im Zuge der Umnutzung verstärkt werden, weil sich die Kraftverhältnisse verkehrt haben. Statt des Wasserdrucks von innen sind die frei spannenden Räume nun Windlasten von außen ausgesetzt. Die Tanks wurden außerdem um je ein Feldmaß erhöht, um Tageslichteinfall zu ermöglichen.
Assemble verstehen sich als angewandte Gestalter – von Architektur bis Dialog. Sie arbeiten in Zweierteams, damit sich Verantwortung leichter trägt. Im Laufe des Goldsmiths Projekts hat sich die Struktur der Gruppe gefestigt, ein erster Angestellter gesellte sich zu der, seit 2010 on/off bestehenden, Kerngruppe von 15. Das Goldsmiths war das erste permanente, nach einer Reihe von temporären Bauten aus ihrer Hand, darunter eine 2013 mit dem Bauweltpreis ausgezeichnete, zum Kino konvertierte Tankstelle (
Bauwelt 1–2.2013). In Liverpool sind sie mit der fortlaufenden Nachbarschaftsrenovierung „Granby 4 Streets“ beschäftigt (
Bauwelt 44–45.2015), wofür sie 2015 den Turner Prize bekamen. Dort wie auch im Goldsmiths spielen die Werkstätten des Kollektivs eine Rolle. So entwickelten sie etwa gelbe Faserzementfliesen, ähnlich der Fassadenverkleidung, und geschmiedete, schimmernd emaillierte Stühle für das Galeriecafé selbst.
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