Bauwelt

Kanzlei und Residenz der Deutschen Botschaft Maskat



Text: Meyer, Friederike, Berlin


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Die Bundesrepublik plant, eine neue Auslandsvertretung im Sultanat Oman zu bauen. Das Wettbewerbs­ergebnis für Kanzlei und Residenz der Deutschen Botschaft im Wüstenklima der Hauptstadt Maskat ist in mehrfacher Hinsicht unbefriedigend.
Damit die Jury einen qualitätvollen Entwurf für die geplante neue Botschaft in Oman zum Sieger würde küren können, hatte das mit der Wettbewerbsorganisation betraute Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung mehr als die üblichen Vorkehrungen getroffen: Neben einer ausführlichen Auslobung erhielten die neun ausgewählten interdisziplinären Planerteams nicht nur ein bescheidenes Bearbeitungshonorar von je 2777 Euro, sondern auch 1750 Euro Fahrtkostenzuschuss für die Besichtigung des Baugrundstücks. Nicht dass dieses in städtebaulicher oder topografischer Hinsicht sonderlich kompliziert wäre. Im Gegenteil. Die 8400 Quadratmeter große Fläche im Diplomatenquartier der Hauptstadt Maskat ist relativ eben. Der Masterplan für die Gegend zeigt das Grundstück inmitten ähnlich großer Areale. Die Bauordnung schreibt elf Meter als maximale Gebäudehöhe vor, zehn bzw. fünf Meter Abstand zur Grundstücksgrenze, außerdem Flachdächer und helle Außenwände mit kleinen Öffnungen. Viel wichtiger für die nach Oman gereisten Planer war es, das extreme Klima in Maskat zu erleben. Mehr als die Hälfte des Jahres ist es dort 50 Grad heiß, während die Luftfeuchtigkeit bei 70 Prozent liegt. In dieser Zeit ist ein Leben außerhalb klimatisierter Räume so gut wie unmöglich.
Aufgabe für die neun ausgewählten Teilnehmerteams war es, einen „die Tragwerksplanung und technische Ausrüstung integrierenden Vorentwurf sowohl für die separaten Gebäude Kanzlei und Residenz als auch für die Freianlagen zu liefern“. Dabei galt es zu beachten, dass die Stadt hin und wieder von Erdbeben, Starkregen, Tsunamis und Überschwem­mungen heimgesucht wird. In Bezug auf nachhaltiges Bauen verweist die Auslobung auf den entsprechenden Leitfaden des BMVBW mit Stand von 2001. Die Energiesparverordnung EnEV 2009 war einzuhalten, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach erwünscht – die üblichen Forderungen, die jedoch angesichts der extremen Temperaturen vor Ort automatisch eine höhere Bedeutung bekommen.

Betrachtet man die Entwürfe von Bez + Kock und von Grüntuch Ernst, welche die Jury (Vorsitz: Gabriela Seifert, Frankfurt am Main/Innsbruck) jeweils mit einem gleichrangigen zweiten Preis bedachte, unter eben diesem Aspekt, kommen einige Fragen auf: Hätte es einen eindeutigen Sieger gegeben, wenn der Klimaaspekt stärker in den Entscheidungsprozess der Jury eingeflossen wäre? Und gab es überhaupt Diskussionen der Architekten mit den beteiligten Fachingenieuren? Immerhin hatte der Aus­lober darauf geachtet, dass Fachingenieure stimm­berechtigt in der Jury vertreten waren; bei beiden Arbeiten machten die Preisrichter erhebliche Mängel bei der Erdbebensicherheit aus. Ist möglicherweise die Motivation oder der allgemein eingebürgerte Stellenwert der Fachingenieure im Planungsprozess gering, weil – nicht in diesem Fall, aber bei vielen anderen Wettbewerben – die Fachplanung nach entschiedenen Konkurrenzen separat in VOF-Verfahren vergeben wird und der Einsatz der Ingenieure beim Wettbewerb damit selten Aussicht auf Erfolg hat?



Fakten
Architekten Bez + Kock Architekten, Stuttgart; Grüntuch Ernst Planungsgesellschaft mbH, Berlin
aus Bauwelt 32.2010
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