Le Forum in Saint-Louis
In Saint-Louis, der kleinen elsässischen Nachbarstadt von Basel, wurde nach Plänen der Architektin Manuelle Gautrand mit einfachen Mitteln ein flexibles Sport- und Veranstaltungszentrum gebaut
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
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„Le Forum“ steht etwas abseits vom Zentrum in einem Mischgebiet mit Schule, Wohnbauten und Industriebetrieben
Foto: Guillaume Guerin
„Le Forum“ steht etwas abseits vom Zentrum in einem Mischgebiet mit Schule, Wohnbauten und Industriebetrieben
Foto: Guillaume Guerin
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An den Fassaden sind die unterschiedlichen Nutzungen nicht ablesbar. Nur einige Öffnungen heben sich ein wenig hervor.
Foto: Guillaume Guerin
An den Fassaden sind die unterschiedlichen Nutzungen nicht ablesbar. Nur einige Öffnungen heben sich ein wenig hervor.
Foto: Guillaume Guerin
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Die großen Fenster der Hallen zeichnen sich hinter der Fassadenhaut ab. Die Fassade besteht ausschließlich aus Streckmetall-Blechen.
Foto: Guillaume Guerin
Die großen Fenster der Hallen zeichnen sich hinter der Fassadenhaut ab. Die Fassade besteht ausschließlich aus Streckmetall-Blechen.
Foto: Guillaume Guerin
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Der Neubau ist sehr nüchtern von Asphaltflächen mit Parkplätzen eingefasst.Vor allem auf der Rückseite vermutet man auf den ersten Blick ein Lagergebäude.
Foto: Guillaume Guerin
Der Neubau ist sehr nüchtern von Asphaltflächen mit Parkplätzen eingefasst.Vor allem auf der Rückseite vermutet man auf den ersten Blick ein Lagergebäude.
Foto: Guillaume Guerin
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Luftraum zwischen „Dachstuhl“ und den flachen, öffentlich nicht zugänglichen Hallendächern
Foto: Guillaume Guerin
Luftraum zwischen „Dachstuhl“ und den flachen, öffentlich nicht zugänglichen Hallendächern
Foto: Guillaume Guerin
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Im Foyer, das etwas zu eng geraten ist, wird auch beim Tresen die Fassadenstruktur thematisiert.
Foto: Guillaume Guerin
Im Foyer, das etwas zu eng geraten ist, wird auch beim Tresen die Fassadenstruktur thematisiert.
Foto: Guillaume Guerin
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Bei Bedarf kann eine Trennwand von der Decke herunter gelassen werden. Die Gestaltung der Wände im großen und kleinen Saal stammt von der Architektin.
Foto: Guillaume Guerin
Bei Bedarf kann eine Trennwand von der Decke herunter gelassen werden. Die Gestaltung der Wände im großen und kleinen Saal stammt von der Architektin.
Foto: Guillaume Guerin
Die Baseler Tramlinie 11 endet an der Haltestelle „St-Louis Grenze“. Dann ist Schluss. In der französischen Nachbarstadt verkehren Busse. Die vielen Pendler müssen übersteigen oder gehen zu Fuß in ihr Wohnquartier. Ein Plakat informiert über das Projekt der Verlängerung der Tramlinie hinter der Grenze. Nach einer langen und mühseligen Planungszeit soll mit den Bauarbeiten noch in diesem Jahr begonnen werden.
Saint-Louis geht es gut. Die elsässische Stadt mit 21.000 Einwohnern profitiert stark vom großen Nachbarn Basel und wächst daher stetig. Viele der Pendler arbeiten in der Pharmaindustrie. Das kleine Saint-Louis hat sich daher einiges leisten können. Dazu gehören ein großes Rathaus mit Mediathek, der Neubau des Theaters und das sehr engagierte, durch eine Stiftung geförderte Kunstzentrum in der ehemaligen Destillerie von Fernet-Branca. Die Dependance des Mailänder Magenbitter-Unternehmens hatte vor 16 Jahren an diesem Standort ihre Produktion eingestellt.
Im Dezember vergangenen Jahres ist nun mit „Le Forum“ ein weiterer städtischer Neubau eröffnet worden. Er steht an der Place Gissy/Rue Alexandre Lauly, ein wenig abseits des Zentrums auf dem ehemaligen Gelände eines Busdepots und der alten Veranstaltungshalle „Palais des Fêtes“. Im Westen und Norden grenzen Hallen mehrerer Industriebetriebe an, im Süden eine Schule.
Le Forum kann als Vorzeigebeispiel für ein kostensparendes Gebäudekonzept städtischer Mischnutzung betrachtet werden. Es dient als Sporthalle für Vereine, Schulsporthalle, Konzerthalle, Messe- und Ausstellungshalle sowie als Stadthalle für alle großen Festveranstaltungen. Die Pariser Architektin Manuelle Gautrand, die 2000 in Saint-Louis bereits das Theater bauen konnte, wurde bei einem Verhandlungsverfahren, bei dem zuletzt noch Rudy Ricciotti mit im Rennen war, ausgewählt. Sie wollte nicht ein Haus mit einer differenzierten Formensprache entwerfen, sondern wegen der vielen Nutzungen ganz bewusst eine neutrales homogenes Gebäude, das alle Anforderungen integriert und dabei formal unscheinbar bleibt, ohne bauliche Anbindung zur Nachbarschaft. Der konkrete Bezug zur umgebenden Bebauung zeigt sich nur in der Dachlandschaft, die aus 24 Einzelflächen besteht. Die Kombination der Satteldächer soll an die Industriearchitektur anknüpfen. Betrachtet man den Bau näher fällt auf, dass es sich um Gebäudekuben, einfache Schachteln unterschiedlicher Größe, handelt, die mit den Fassaden und den Dächern eine einheitliche Verkleidung erhalten haben. Die Dächer werden von einer Stahlkonstruktion getragen. Direkt unter ihnen spannt sich ein Luftraum auf. Der Baukörper suggeriert also nur eine Kombination von einzelnen, dicht an dicht zusammengeschobenen „Häusern“ mit Satteldächern.
Das Äußere besteht aus einer einheitlichen, 10.000 Quadratmeter großen Fläche perforierter Streckmetall-Bleche – ein für den Sockelbereich sehr empfindliches Material. Die rotbraune Farbe greift den Ton der Backsteine der Industriearchitektur in der Nachbarschaft auf. Die Farbe changiert je nach Tageszeit, Licht und Blickwinkel. Métal Déployé, der Hersteller der Bleche, meint, sie ginge sogar in Richtung Lachs.
Vom Haupteingang, der mit seinem schmalen Vordach kaum ins Auge fällt, gelangt man in das Foyer mit Kasse und Garderobe und ist enttäuscht. Es wirkt durch das spärlich einfallende Tageslicht hermetisch und ist zudem niedrig. Im Raum steht ein großer Tresen mit Bar, der mit Blechelementen der Fassade gestaltet wurde. Nachdem man die Verkleidung außen bereits sehr intensiv erlebt hat, ist das Material hier nicht verständlich und wirkt eher aufdringlich. An das Foyer schließen zwei Hallen an. Die größere mit Sportfeldern misst 1870 Quadratmeter. 620 Quadratmeter können durch eine Wand vollständig abgetrennt werden. Diese separate Halle kann dann zum Beispiel als Ausstellungsraum genutzt werden. Auf große technische Einrichtungen wurde verzichtet. Auf dem Sporthallenboden wird bei einer anderen Nutzung Teppich ausgerollt. Wünscht man eine Zuschauertribüne, so muss sie aufgebaut werden. Die zweite Halle misst 870 Quadratmeter. Beide Hallen sind direkt mit dem Lager und der Anlieferung verbunden. An die große sind Umkleiden und Verwaltung in einem niedrigen Block angefügt, bei der kleineren sind es die Küche für Großveranstaltungen und die Logen. Je nach Nutzung können auch die Umkleiden zu Logen umfunktioniert werden. Die sehr präsente künstlerische Gestaltung der Hallenwände stammt ebenfalls von der Architektin Manuelle Gautrand und ließ bei den Besuchern bisher wenig Begeisterung aufkommen.
Die vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung und die Flexibilität beeindrucken und scheinen für einen Neubau in einer kleineren Stadt wie Saint-Louis und mit Baukosten von gut 13 Millionen Euro passend zu sein. Wichtig ist, das bestätigte der Hausmeister, die gute, aufmerksame Koordination der vielen Beteiligten. Es bleibt im Moment noch nicht aus, dass es bei der Vielzahl von teilweise auch parallel stattfindenden Veranstaltungen zu Konflikten kommt.
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