Angesichts fehlender Mittel zum Wiederaufbau des berühmten Sans Souci Cinema in Soweto, Johannesburg, wurde beschlossen, wenn schon nicht die bauliche Hülle, dann doch auf je­den Fall die Inhalte wiederzubeleben.

Das Kinogebäude war 1994 einem Brand zum Opfer gefallen und später von Anwohnern auf der Suche nach Baumaterial geplündert worden. Übrig blieb eine eindrucksvolle Ruine, die örtliche Jugendliche als einen informel­len öffentlichen Ort nutzen. Kliptown Our Town Trust beauftragte uns, das Sans Souci als einen kulturellen öffentlichen Ort neu zu konzipieren. Mit einer Reihe von Workshops und Veranstaltungen wurde die Kinoruine als Ort für kulturelle, sinnstiftende Ereignisse über mehrere Jahre hinweg neu belebt. In dieser Zeit wurden hier beispielsweise ein Filmfestival, ein Tanzprojekt und diverse Aufführungen realisiert. Bei diesen Ereignissen, die gemeinsam mit der Gemeinde realisiert wurden, diente die Ruine als urbaner Bezugspunkt in der Township.

Durch unsere Arbeit als Architek­ten in einem von Mangel bestimmten Kontext, in dem Ressourcen rar sind, mussten wir zwangsläufig den Wert ent­decken, der in der Direktheit und Unmittelbarkeit nicht formalisierter Prozesse gegeben ist. Durch die Nutzung solch informeller Prozesse lassen sich neue Wege zur Entwicklung positiv besetzter, interaktiver öffentlicher Räume finden. Statt unsere Auftraggeber angesichts der sehr begrenzten Mittel im Stich zu lassen, bündelten wir die vorhandenen menschlichen Ressourcen zu Netzwerken und konnten so mit deren Hilfe unseren Auftrag, die Schaffung ei­nes öffentlichen Raums zur kulturellen Nutzung, verwirklichen.

Fakten
Architekten 26’10 south Architects, Johannesburg, mit Lindsay Bremner, Philadelphia

---

aus Bauwelt 1-2.2011
Artikel als pdf