Bauwelt

Schulschwimmbad in Buckinhamshire


Duggan Morris haben mit dem neuen Schulschwimmbad den Campus der Alfriston School in Buckinhamshire in die Gegenwart geführt


Text: Schabel, Anna, London


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    Das Schulschwimmbad steht am Rand des vor Bebauung geschützten Green Belt um London
    Foto: Jack Hobhouse

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    Das Schulschwimmbad steht am Rand des vor Bebauung geschützten Green Belt um London

    Foto: Jack Hobhouse

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    Das gefaltete Dach nimmt mit seiner rauen Verschalung Bezug auf die rurale Architektur der Umgebung
    Foto: Jack Hobhouse

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    Das gefaltete Dach nimmt mit seiner rauen Verschalung Bezug auf die rurale Architektur der Umgebung

    Foto: Jack Hobhouse

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    Ein schwarzer Putz verbindet den Sockel des Schwimmbads mit den vorhandenen Gebäuden der Schule
    Foto: Jack Hobhouse

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    Ein schwarzer Putz verbindet den Sockel des Schwimmbads mit den vorhandenen Gebäuden der Schule

    Foto: Jack Hobhouse

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    Das Fensterband fokussiert den Blick hinaus ins Grüne. Von außen sieht man nur die Beine derer, die am Becken entlanglaufen
    Foto: Jack Hobhouse

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    Das Fensterband fokussiert den Blick hinaus ins Grüne. Von außen sieht man nur die Beine derer, die am Becken entlanglaufen

    Foto: Jack Hobhouse

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    „Die Details sind minimalisiert und doch nicht ohne Ornament“ – Blick in die Umkleidekabinen
    Foto: Jack Hobhouse

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    „Die Details sind minimalisiert und doch nicht ohne Ornament“ – Blick in die Umkleidekabinen

    Foto: Jack Hobhouse

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    Das Gefälle des Beckenbodens folgt dem abschüssigen Gelände
    Foto: Jack Hobhouse

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    Das Gefälle des Beckenbodens folgt dem abschüssigen Gelände

    Foto: Jack Hobhouse

Holz ist ein Material, das in seinem Ausdruck sehr wandelbar ist: manchmal erdig und rau, wie behauen, mitunter gar schrundig und grob, ein anderes Mal fein und glatt. Beim Schwimmbad der Alfriston School im Westen von London  wirkt es in seiner Zweidimensionalität und Präzision fast papiergleich. Durch neu entwickelte Holzverbindungen bleibt verborgen, wie die Bauteile zusammengefügt wurden. Computergesteuerte Lasersägen minimierten die Toleranzen, Brettschichtholz die Ausdehnung. Die von den Architekten bevorzugte weiße Lasur vereinheitlicht die Holzstruktur. Dadurch steht nun die  Faltung des Daches im Vordergrund, betont durch Licht und Schatten.
In diesem Projekt haben die Londoner Architekten Duggan Morris frühzeitig auf die Expertise der Holzbauer zurückgegriffen. Die nordenglische Holzfirma Cowley Timber and Partners war mit dabei, hat mit ihnen den Entwurf getestet und die nötigen Details entwickelt. Die Größe ihrer Transporter bestimmte die Länge der Elemente (16 Meter). Deren durchgehende Spiegelung und Wiederholung leitet sich aus dem Vorfertigungsprozess ab. So entstand ein rigoros technisches Gebäude, das gleichzeitig keinen Hinweis auf die Technik des Bauprozesses und des Bauunterhalts gibt.
Der Entwurfsprozess nahm von Anfang an die Dachlandschaft der Schule zum Ausgangspunkt;  im Laufe der Zeit entstand aus einer einfachen Faltung ein komplexes Origami. Das Dach erweckte den Eindruck zu schweben. Durch die versetzten Ebenen wurde nicht nur die Akustik verbessert, sondern auch die Aussteifung. Das Dach liegt nur auf dünnen Säulen auf und braucht keine weiteren Abspannungen. Seine Holzverkleidung erinnert an Scheunenarchitektur. Wie Alvaro Sizas Teehaus Boa Nova am Meer bei Porto zieht sich der Dachhut fast bis zum Boden, bis nur noch ein Spalt Glas zu sehen ist. Dieses Fensterband fokussiert den Blick hinaus ins Grüne. Im Infinity Pool schwimmt man auf  Bäume zu. Von außen sieht man durch die Scheibe nur die Beine derer, die am Beckenrand stehen.
Mädchenschule am Grüngürtel
Alfriston School ist eine staatliche Schule für geistig behinderte Mädchen, für etwa 120 Schülerinnen, teilweise mit betreutem Wohnen vor Ort. Das Umfeld spielt für diese Mädchen eine wichtige Rolle. Öffentliche Schwimmbäder kön-nen für sie oft zu voll und zu laut sein. Das neue Bad wird für Wassertherapie genutzt. Seine Akustik ist exzellent. Das Wasser in dem 16,60 Meter langen Pool wird immer auf dreißig Grad geheizt. Außer dem Schwimmunterricht der Schülerinnen gibt es tagsüber Babyschwimmen – das Bad ist auch der Öffentlichkeit zugänglich. Extrem freundliche und effiziente Angestellte kümmern sich um Schülerinnen und Gäste.
Die Schule liegt am Rande von Beaconsfield, eine halbe Stunde mit dem Zug von London Richtung Westen, an der Strecke nach Oxford. Im Ort wohnen hauptsächlich Pendler. Am Bahn-hof überragt die Parkgarage das alte Bahnhofsgebäude deutlich. Die Häuser sind großzügig, mit breiten Gärten direkt am Greenbelt. Das ist die Landschaftszone um London herum, in der keinerlei Entwicklung erlaubt ist – sie ist streng geschützt und doch in jeder Wohnungsbaukrise heftig umstritten. Wiesen, Wäldchen und auch Felder reichen bis an die Vorstädte heran. Auch der Neubau wird durch dieses Schutzgebiet begrenzt. Das Gebäude steht gerade noch im Baubereich, das Sportfeld dahinter liegt schon im Greenbelt.
 Das neue Schwimmbad befindet sich hinter dem ländlich englischen, mit grobem, weißem Putz überzogenen Schulgebäude. Das Projekt umfasst auch die Renovierung des alten Sportgebäudes, neue Umkleiden und eine neue Haustechnik für Bad und Sporthalle. Bestehende Bauten und Neubauten werden durch einen glatten schwarzen Putz vereinheitlicht. Der Sockel folgt dem abfallenden Gelände wie ein schwarzer Schatten. Der Glasstreifen trennt den Sockel vom Holzdach, das mit vergrauendem, nachhaltig geschlagenem Tropenholz verkleidet ist. Das Dach springt vor und zurück, zeigt sich gleichzeitig verspielt und präzise.
Die Holzverkleidung ist mit durchgehenden Brettern ohne Verschnitt über einem Standardaluminiumdach verlegt. Diese Bretter wurden mit ca. einem Zentimeter breiten Fugen montiert. Die Regenrohre laufen versteckt hinter dieser Verkleidung, sie treffen in den Ecken zusammen, liegen vor den Fenstern unauffällig in der Flucht der Säulen und verschwinden im Sockel. Dieser hüllt die äußere Betonwanne ein, die dem Zickzack des Fensterbands folgt. Die innere Betonwanne hält das Wasser. Der Neigung folgend, befindet sich das tiefe Ende des Pools am Hangfuß. Im Zwischenraum zwischen den beiden Betonwannen ist die Haustechnik untergebracht. Einzig die Kabel der Lampen verlaufen im Dach, Belüftung und Abfluss sind im Boden vor den Fenstern zusammengelegt. Anstatt durch Abdeckung mit einer Plane wird die Abkühlung des Wassers durch eine Öl-artige Microsubstanz verhindert, die, wenn sie nicht bewegt wird, einen wärmedämmenden Film bildet. Die Lampen, die sich wie Ufos im Wasser spiegeln, wurden gemeinsam mit den Herstellern entwickelt. Sie müssen feuchten Klima des Schwimmbads bestehen.
Duggan Morris arbeiteten sieben Jahre an dem Projekt, bevor es 2014 fertiggestellt wurde. Die Schule musste die Finanzierung organisieren, die hauptsächlich von Sports England kam, einer Organisation, die die staatlichen Gelder für Sport verwaltet. Die engagierte Direktorin hatte für die Schule den Status eines Sportkompetenzzentrums erreicht. Das Projekt hat weniger als zwei Millionen Pfund (circa 2,5 Millionen Euro) gekostet.
2008 gewannen Duggan Morris einen geladenen Wettbewerb für das Projekt – als damals noch unbekanntes Büro, das bis dahin nur kleinere Wohnbauten und Privathäuser vorzuwei-sen hatte. Seitdem haben sie viele weitere Wettbewerbe und Preise gewonnen, vor allem für Ausbildungseinrichtungen und Wohnungsbauten. Das Architekturbüro wurde 2004 von Mary Duggan und Joe Morris in London gegründet. Seitdem ist es stetig gewachsen. Es ist eines der englischen Büros, die eine neue Sachlichkeit vertreten. Hier gibt es keinen Personenkult, keine Stararchitekten und keine aufdringliche Architektursprache. Alles ist aus einem Guss, nichts fällt heraus, die Details sind minimalisiert und doch nicht ohne Ornament; Präzision und Handfertigung spielen zusammen. Die Ästhetik nähert sich Computerbildern an: Oberflächen stoßen nahtlos aneinander, und Bauteile scheinen zu schweben. Brettschichtholz und Ziegel, Beton und Metallblech sind die bevorzugten Materialien. Auch über dem Pool der Alfriston School wirkt das gefaltete Dach scheinbar losgelöst von Statik und Konstruktion. Seine Geometrie wird auf der Wasserebene gespiegelt – eine Balance zwischen Origami und Scheune.



Fakten
Architekten Duggan Morris, London
Adresse Penn Rd, Beaconsfield, Buckinghamshire County HP9 2TS, Vereinigtes Königreich


aus Bauwelt 3.2016
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