Bauwelt

Sporthalle


Großes Faltwerk aus einem Guss


Text: Lensing, Till


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    René Rötheli

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Das letzte Werk von Livio Vacchini – posthum realisiert und jetzt fertiggestellt – zeigt den Architekten der Tessiner Tendenza auf der Höhe seiner monumentalen Entwurfskunst.
Im November 2010 wurde in Brugg-Windisch im Kanton Aarau die Sechsfachsporthalle Mülimatt ihren künftigen Nutzern übergeben: einer Fachhochschule, einem Berufszentrum und den örtlichen Sportvereinen. Die außergewöhnliche Kon­struktion ist das letzte Werk des Tessiner Architekten Livio Vacchini (1933–2007), der 2005 den Wettbewerb für die Halle gewonnen hatte. Die Sporthalle liegt zwischen dem Ufer der Aare und einem Bahndamm, dessen Gleise parallel zum Fluss verlaufen und den Freiraum dort vom Stadtzentrum Windisch trennen. Ein neuer Steg über die Aare verbindet die Halle mit Sportanlagen auf der anderen Flussseite.
Ein gerichtetes Faltwerk überspannt den stützenfreien Raum der Sechsfachsporthalle über 55 Meter hinweg; in Querrichtung zur Konstruktion entstand so ein 80 Meter langes Hallenbauwerk. Zugleich konstituiert diese Konstruktion die repräsentativen Fassaden an den beiden Längsseiten Richtung Fluss und Stadt. Da das Gelände stark fällt, ist das Faltwerk nicht symmetrisch ausgebildet. Der gesamte Hallenraum wird über eine Mittelzone, in der die Erschließung, Geräteräume und zur Westseite eine Tribüne untergebracht sind, geteilt. Zu beiden Seiten dieser Zone liegen die Dreifachsporthallen. Treppen führen hinab auf die untere Ebene, wo sich das Foyer und kleine Turnsäle, Seminarräume und Garderoben befinden. An der östlichen Stirnseite bildet eine massive Plattform in Verlängerung des Sporthallenbodens den Außensportplatz. Die Zugänge innerhalb der additiven Struktur sind nicht explizit ausformuliert. Die untere Ebene wird flussseitig erschlossen, und an der Stirnseite gibt es über die Plattform einen direkten Zugang zur Halle. Das Faltwerk stützt sich – statisch unabhängig – auf ein Bankett, das wiederum auf sieben bis elf Meter langen Bohrpfählen ruht. Die dünnwandige, leichte Faltwerkhülle, gebildet aus 27 Rahmen, besteht aus einer vorgespannten Betonkonstruktion mit einer maximalen Stärke von 24,5 Zentimetern. Konstruktiv anspruchsvoll war die Ausarbeitung und Führung der Litzenspannglieder in den dünnwandigen Querschnitten, insbesondere im Rahmeneck. Der gefaltete Rahmen ist auch geometrisch bestimmt: Zwei im Winkel von 60 Grad geneigte Scheiben bilden den V-förmigen Dachträger; drei solcher Scheiben bilden den Stiel, dessen Querschnitt, von unten nach oben gesehen, zuerst ein I, dann ein Y und schließlich ein V ausbildet, um so Dachträger anzuschließen. Das Faltwerk wurde vorfabriziert. Der einzelne Rah­men mit einer Breite von 2,96 Metern setzt sich aus fünf Elementen zusammen: dem längeren Stiel (auf der Nordseite) mit einer Höhe von 14,3 Metern, dem kürzeren Stiel (auf der Südseite) mit einer Höhe von 11,1 Metern sowie aus drei 16,31 Me­ter langen Tragelementen mit einer konstanten statischen Höhe von 2,59 Metern. Bei der Montage wurden zuerst die Stiele jeder Hallenhälfte montiert und miteinander verbunden, erst anschließend die Träger gerichtet und eingesetzt.



Fakten
Architekten Livio Vacchini (1933–2007)
Adresse Gaswerkstrasse CH-5210 Windisch


aus Bauwelt 10.2011
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