Bauwelt

Wohnhaus bei Dresden


Das Dach ist aus dem Agrarsektor, der Wohnbereich ein konventioneller Holzrahmenbau, die Fenster sind zusammengesetzt aus dem Holzfensterprofil IV-78: Für ihr geschicktes Kombinieren vorgefertigter Elemente erhielten summacumfemmer den Bauwelt-Preis 2019


Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin


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    ... sehr wohl ungewohnte Wirkung entfalten
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    Summacumfemmer wurde 2016 von Anne Femmer und Florian Summa in Leipzig gegründet. Gemeinsam schätzen die beiden Architekten die Freiheit, von Leipzig aus erste Projekte realisieren zu können und gleichzeitig an der ETH Zürich zu lehren.
    Foto: Architekten

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    Summacumfemmer wurde 2016 von Anne Femmer und Florian Summa in Leipzig gegründet. Gemeinsam schätzen die beiden Architekten die Freiheit, von Leipzig aus erste Projekte realisieren zu können und gleichzeitig an der ETH Zürich zu lehren.

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Die Ausgangslage hätte nicht besser sein können: Ein idyllisches Gartengrundstück, dazu eine junge Familie, bestens vernetzt im Ort mit Handwerkern und hilfsbereiten Freunden und mit einer großen Ladung Vertrauen, dass die jungen Architekten schon etwas Ordentliches hinbekommen. Möglichst intensiv sollte der Bezug des Hauses zum Garten sein, dazu viel Fläche zwischen Innen und Außen bieten: als Terrasse, zum Werken, als Abstellfläche. Und ein entspanntes Haus sollte es werden: Mehr „Caravan” als Villa, aber fest verwurzelt im großen Garten.
Nun steckt ein langgezogenes Dach den Perimeter ab. Ganz nach Norden an die Grundstücksgrenze geschoben, definiert es unter sich einen Raum, ohne eine harte Grenze zwischen Innen und Außen zu ziehen. Ein gestaffeltes Volumen bildet den gedämmten Bereich des Hauses und spannt weitere Zwischenräume auf, wo auch bei schlechtem Wetter gewerkelt, gegrillt und gefeiert wird.
Das Haus musste günstig sein. Und so ist das Dach eine Systembaukonstruktion aus dem Agrarsektor, der Wohnbereich ein konventioneller Holzrahmenbau und ein jedes Fenster zusammengesetzt aus dem standardisierten Holzfensterprofil IV-78. Unsere Freude bestand im „Tuning“ dieser Produkte. Die Geometrie der Stahlelemente konnten wir formen, weil sie lasergeschweißt wurden und wir somit nicht an Normprofile gebunden waren. Die Decken des Holzbaus ließen sich verblüffend weit spannen, weil sie nur noch sich selbst tragen müssen und alle übrigen Lasten vom Dach abgetragen werden. Und die plumpen Formen des Fensterprofils kompensierten wir durch eine neue Gewichtung der Einzelteile: mit großen Festverglasungen und Öffnungsflügeln, die wir so lange verbreiterten, bis sie ihre spannungsvolle Präsenz erhalten hatten.
Florian Summa, Anne Femmer

Was war die größte Schwierigkeit bei der Umsetzung Ihres Entwurfs?

Zu verstehen, was möglich ist und was nicht – baurechtlich, konstruktiv und kostentechnisch. Wir wussten von vornherein, was wir wollten. Man hat uns dann erklärt, was nicht geht. Anschließend haben wir viele Chancen genutzt, um zu erläutern, dass es doch geht.

In Ihrer Projektvorstellung fragen Sie, ob 2018 eigentlich noch die gleichen Kriterien für „Pop“ gelten, die Richard Hamilton 1957 definiert hat: popular, transient, expandable, low cost, mass produced, young, witty, sexy, gimmicky, glamourous, big business. Gelten sie noch? Und ist Ihr Gebäude Teil der Pop-Kultur?

Einige dieser Begriffe haben es tatsächlich in sich – aber ja, sie gelten noch! Spannend ist doch, wie man die Begriffe heute inhaltlich füllt. Bei „transient“ – übersetzbar mit „kurzlebig“ oder „flüchtig“ – könnte man an ein Wegwerfprodukt denken. Wir denken jedoch an das Gegenteil: Unser Haus ist flüchtig, weil es ganz unterschiedlich genutzt werden kann – im Alltag, aber auch über die unterschiedlichen Lebensphasen der Bewohner hinweg. Damit ist es nachhaltig. Wir hassen Häuser, die sich als langlebig tarnen und dabei so statisch sind, dass sie jeden Anflug von Wandel bestrafen. Bei Wikipedia steht zu Popkultur noch: „Befriedigung des Bedürfnisses nach Spaß und intensiven Erlebnissen“. Ja, auch das finden wir gut.

In welchem Verhältnis steht „Pop“ zum Kontext?

Pop ist gemäß Definition oft auch ein wenig subversiv. Die Nachbarn haben auf jeden Fall das Erregungspotential des Hauses kommentiert. Dabei hatten wir immer gedacht, dass wir die Massentauglichkeit im Entwurf berücksichtigt hätten. Bald wird eine Hecke wieder Ruhe ins Dorf bringen.

Wenn Sie auf Ihr Studium zurückblicken, gibt es Lehrinhalte, die Ihnen bei der ersten Realisierung gefehlt haben?

Glücklicherweise lagen zwischen Studium und unserem ersten Haus viele Lehrjahre in sehr guten Büros. Diese Zeit war extrem wichtig.

Was ist Ihrer Meinung nach derzeit die größte Schwierigkeit, wenn man sich als junger Architekt in Deutschland selbständig machen will?

So groß sind die Schwierigkeiten doch gar nicht. Vielleicht brauchen die meisten von uns ein zweites Standbein. Für uns ist dies die Assistententätigkeit an der Universität. Wir können dieses Doppelleben sehr empfehlen



Fakten
Architekten Summacumfemmer, Leipzig
aus Bauwelt 1.2019
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