Bauwelt

Kein Wandel in Sicht

Boris Schade-Bünsow fehlt der Bezug der Ergebnisse der Weltklimakonferenz zu Architektur und Städtebau

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

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Boris Schade-Bünsow fehlt der Bezug der Ergebnisse der Weltklimakonferenz zu Architektur und Städtebau


Kein Wandel in Sicht

Boris Schade-Bünsow fehlt der Bezug der Ergebnisse der Weltklimakonferenz zu Architektur und Städtebau

Text: Schade-Bünsow, Boris, Berlin

Deutschland ist auf dem Weg CO2-neutral zu werden. Seit Jahren verfolgt Angela Merkel beharrlich dieses Ziel, gegebenenfalls lässt sie dafür wirtschaftliche, statistische oder gar physikalische Rahmenbedingungen außer Acht. Für 2100 ist eine „Dekarbonisierung“ proklamiert, bereits 50 Jahre zuvor soll unser gesamter Gebäudebestand nahezu klimaneutral bewirtschaftet werden: alle 19,1 Millionen Wohngebäude und die ca. 3 Millionen Nicht-Wohngebäude noch dazu. Das geht nur mit starkem politischen Willen und da ist es gut, dass dieser nun weltweit in Stein gemeißelt ist. Zumindest fast. Auf der UN-Weltklimakonferenz in Paris haben im November vergangenen Jahres 195 Staaten für die Erde vereinbart, dass die durchschnittliche Temperatur um nicht mehr als 2°C, am besten sogar nur um 1,5°C ansteigen soll. Erreicht werden soll dies durch eine dramatische Reduktion – die es so noch nie gegeben hat – der CO2-Emissionen. Ein kleines „delay“ der „high ambition coalition“ steckt allerdings in der Vereinbarung. Sie tritt erst 2020 in Kraft und lässt so der USA, China, Indien, Brasilien, der EU und auch Deutschland eine Atempause, um das große Ziel in den rechten Rahmen zu rücken. Das ist auch dringend notwendig, denn auf der COP21 ging es erneut fast ausschließlich um die Erzeugung, Verteilung und das Management von Energie, die zukünftig erneuerbar sein soll. Höchstens noch bei der populären Mobilität diskutierte man medienwirksam über die Veränderung von fossilen zu elektrischen Antrieben, individual bleibt die Bewegung des Einzelnen indes doch. In Deutschland ist die Suche nach Einsparpotenzialen im Bauen und Betreiben von Häusern und Städten deutlich weniger po-pulär. Die Innovationskraft reichte bisher fast nur zur Optimierung von Gebäudehülle und Technik. Folge dieser Ratlosigkeit ist die Flucht in die Suffizienz – die Lust am Verzicht durch Selbstbegrenzung und Entschleunigung. Aus der Perspektive der satten EU und des satten Deutschlands ist dies mit Mühe noch verständlich, ein großer Teil des Restes der Welt kann dem wohl nicht folgen. Und Innovationen entstehen daraus auch nicht, diese benötigen als Antrieb einen unbändigen Wunsch nach Veränderung und eine gehörige Portion Tatkraft. Beides fehlt in der energetischen Betrachtung von Architektur und Städtebau.

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