Bauwelt

Die DNA der Stadt

Gut zu lesen ist das, anregend und kurzweilig, und auch wer glaubt, schon ein recht detailliertes Bild über Deutschlands Städte zu besitzen, kann hier noch Entdeckungen machen.

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Die DNA der Stadt

Gut zu lesen ist das, anregend und kurzweilig, und auch wer glaubt, schon ein recht detailliertes Bild über Deutschlands Städte zu besitzen, kann hier noch Entdeckungen machen.

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Eine Maßstabsebene höher als im „Platzatlas. Stadträume in Europa“ von Sophie Wolfrum, dabei aber mit engerem Fokus, beschäftigt sich das Buch „Die DNA der Stadt“ mit der europäischen Stadt: Die Schwarzpläne von 100 deutschen Städten im Maßstab 1:20.000 haben die Autoren Inga Mueller-Haagen, Jörn Simonsen und Lothar Többen – Architekten alle drei – darin versammelt, von Städten im tiefsten Süden wie im höchsten Norden, von ganz großen und winzig kleinen, von ganz alten wie von noch jungen. In kurzen Beschreibungen werden die Besonderheiten des jeweiligen Ortes erläutert und auf die besonderen Reize seiner graphischen Übersetzung in diese spezifische Form der Plandarstellung hingewiesen. Gut zu lesen ist das, anregend und kurzweilig, und auch wer glaubt, schon ein recht detailliertes Bild über Deutschlands Städte zu besitzen, kann hier noch Entdeckungen machen. Ich zum Beispiel hatte noch nie von Arnis gehört. Der Ort im Schleswig-Holsteinischen ist mit gerade 320 Einwohnern die kleinste Stadt der Republik und besteht im Grunde nur aus einer einzigen, geschlossen bebauten Straße, aber liefert quasi wie im Brennglas schon die Ingredienz des Städtischen: „Ein städtischer Charakter liegt nach der Bebauungsform und der sonstigen Eigenart des bisherigen Fleckens vor“, zitiert die Kurzcharakterisierung die Einschätzung eines Schleswiger Landrats aus dem Jahr 1934.
„Die DNA der Stadt“ ist kein Fachbuch, der Mainzer Verlag Hermann Schmidt bisher auch nicht mit Architektur- und Stadtbüchern bekannt; unlängst wurde der Titel sogar im „Berliner Fenster“ vorgestellt, jenem Dia-Schau-artigen Informations- und Anzeigenkanal, der dem Kunden der Berliner U-Bahn die Fahrzeit verkürzt. Dementsprechend richtet sich der die Pläne einleitende stadtgeschichtliche Abriss auch an Leser, die über keine detaillierten Vorkenntnisse zur Stadtgeschichte verfügen. Die breite Ansprache nimmt der Publikation für Architekten und Stadtplaner aber nichts von ihrem Charme, ganz im Gegenteil – wie sehr es des Austauschs über die Qualitäten des Städtischen, des Stadtraums wie der Stadtgesellschaft, jenseits der Grenzen der Profession bedarf, zeigte sich erst Ende Januar wieder bei jener Veranstaltung zur europäischen Stadt, die wir der Stadtbauwelt (Heft 12.2015) gespiegelt haben.
Fakten
Autor / Herausgeber Inga Mueller-Haagen, Jörn Simonsen, Lothar Többen (Hrsg.)
Verlag Verlag Hermann Schmidt, Mainz 2014
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aus Bauwelt 16.2015
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