Selldorf Architects
Portfolio and Projects
Text: Drewes, Frank F., Berlin
Selldorf Architects
Portfolio and Projects
Text: Drewes, Frank F., Berlin
1988 gründete Annabelle Selldorf ihr Büro in New York. Selldorf Architects bestand anfänglich nur aus ihr, die 1960 in Köln als Tochter eines Architekten geboren wurde. Der Bürogründung vorausgegangen waren ein Bachelorstudium am Pratt Institute in New York und ein Master Degree an der Syracuse University in Florenz. Während eines Praktikums bei Richard Gluckman lernte Selldorf den Umgang mit Projekten und einer Kundschaft aus Galeristen, Künstlern und Kunstsammlern. Daran konnte sie in eigener Regie erfolgreich anknüpfen – in New Yorks Art District Chelsea scheint es nur zwei Sorten von Galerien zu geben: designed by Gluckman oder designed by Selldorf. Im Kielwasser der Galerien entstanden Villen für Sammler, Künstlerateliers, Museen und Kulturinstitutionen. Mit den Projekten und deren Größe wuchs auch das Büro auf heute 65 Mitarbeiter. Selldorf führt es gemeinsam mit drei Partnerinnen und einem Partner – eine selten zu findende Konstellation.
Das Buch listet 33 Projekte auf, die nach der Jahrtausendwende entstanden. Ihre bekanntesten, die Flagship Stores für Abercrombie & Fitch, sind nicht darunter. Auch die ersten Projekte, oft entscheidend für den weiteren Weg, bleiben leider ausgeklammert. Die gezeigten sind, mit Ausnahme einer großen Recycling Anlage und eines Hotels, durchweg Galerien, Museen, Ausstellungen und Villen bzw. Apartmentkomplexe im obersten Preissegment. Eine Schule in Afrika ist in der Planung und eine willkommene Bereicherung des Portfolios.
Schon die Gestaltung des Einbandes der Monographie – Selldorf Architects auf monochromem, stahlblauem Leinen – sagt viel über die Philosophie von Annabelle Selldorf aus. In der Tradition von Adolf Loos ist sie eine Architektin der Räume, der fein ausbalancierten Materialien und Details. Spektakel sind ihr fremd, es gibt keinen erkennbaren Selldorf-Stil, sondern „einfach“ nur Stil, aus der jeweiligen Aufgabe entwickelt.
Die Band ist in zwei Teile gegliedert. Ein Portfolio zeigt ganz- oder doppelseitige, unkommentierte Farbfotos von Todd Eberle. Daran anschließend werden die Projekten dokumentiert, ausschließlich in Schwarz-Weiß, mit Plänen und Beschreibungen. In einem kurzen Gespräch mit Tom Eccles gibt Annabelle Selldorf Einblick in ihren Hintergrund und ihre Haltung. Auch wenn ihre Auftraggeber als glamourös zu bezeichnen sind, distanziert sie selbst sich vom internationalen Architektenzirkus.
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