Bauwelt

Kunstmuseum in Ahrenshoop im Detail


Mit Kupferwerkstoffen ist vieles möglich. Bestes Beispiel: Das Kunstmuseum in Ahrenshoop.


Text: Meyer, Friederike, Berlin


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    Die Profilstruktur der Messingbekleidung wurde durch das wellTEC® Verfahren von MN Metall realisiert. Mit dem Verfahren können verschiedenste Kantungen und Biegungen von Metallbändern konfiguriert werden. Hier: Unregelmäßiges Zickzack-Profil SZ-25/50-R, gespiegelt
    Foto: Christian Richters

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    Die Profilstruktur der Messingbekleidung wurde durch das wellTEC® Verfahren von MN Metall realisiert. Mit dem Verfahren können verschiedenste Kantungen und Biegungen von Metallbändern konfiguriert werden. Hier: Unregelmäßiges Zickzack-Profil SZ-25/50-R, gespiegelt

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    Foto: Stefan Müller

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    Foto: Voigt&Kranz UG, Ostseebad Prerow

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    Foto: Guido Weigmann

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    Bei der Renovierung des Stadtpalais De Patria im belgischen Kortrijk verwendeten Adins – Van Looveren Architecten TECU® Brass-Verbundelemente
    Foto: Adins–Van Looveren architects

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    Bei der Renovierung des Stadtpalais De Patria im belgischen Kortrijk verwendeten Adins – Van Looveren Architecten TECU® Brass-Verbundelemente

    Foto: Adins–Van Looveren architects

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    Magen arquitectos verkleideten ein Spa in Zaragoza mit 50 verschieden gestanzten TECU® Classic-Panelen
    Foto: Pedro Pegenaute

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    Magen arquitectos verkleideten ein Spa in Zaragoza mit 50 verschieden gestanzten TECU® Classic-Panelen

    Foto: Pedro Pegenaute

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    Für die Fassade eines Tessiner Einfamilienhauses verwendete der Architekt Davide Macullo das
    Streckmetall TECU® Mesh
    Foto: KME Osnabrück

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    Für die Fassade eines Tessiner Einfamilienhauses verwendete der Architekt Davide Macullo das
    Streckmetall TECU® Mesh

    Foto: KME Osnabrück

Was für eine schöne Idee! Volker Staab Architekten hatten den Wettbewerb für das Kunstmuseum in Ahrenshoop im Jahr 2008 mit einer Gruppe zueinander geschobener Häuser gewonnen. Ihre vertikal gestreifte Fassade sollte die typischen Reetdachhäuser der Gegend modern interpretieren. „Das Material der Fassade“, so schrieb die Bauwelt (39–40.2008) „wird den Erfolg des Konzeptes maßgeblich mitbestimmen“. Tatsächlich, die Beteiligten rangen vor allem um die Fassade. Welches Material kommt dem Reetdach-Effekt am nächsten? Ein Reetdach wirkt, frisch gedeckt, hell und glänzend, dann dunkelt es nach, wird langsam stumpf und bringt den flächigen weichen Charakter. Eloxiertes Aluminium, das noch im Wettbewerb favorisiert worden war, verändert sich unter Witterungseinfluss nicht. Kupferwerkstoffe hingegen altern, und das vielschichtig. Sie sind wartungsfrei und unempfindlich, selbst ein kleiner Kratzer wittert wieder zu. Das schien die Lösung zu sein.
Das Unternehmen KME, das seit Mitte der 80er Jahre nicht nur Verarbeiter, sondern auch Architekten bei der Anwendung seiner Produkte berät, war in diesem Fall der geeignete Partner. KME produziert Kupferwerkstoffe für Dach und Fassade, bekannt sind sie unter dem Markennamen TECU®. Die Palette reicht von walzblanken Materialien bis hin zu natürlich vorbehandelten Kupferoberflächen wie zum Beispiel das braune TECU® Oxid oder TECU® Patina mit der bereits kupfertypisch kräftiggrünen Schicht. Die blanken TECU® Materialien behalten nicht sehr lange ihren roten oder goldenen Glanz. Zunächst mattiert die Oberfläche, dann entsteht eine leben­dige Oxidschicht, die sich je nach Legierung zu einer rotgolden, braun- oder braunvioletten bis zu anthrazitfarbenen Patina entwickelt.
Für Ahrenshoop wählten die Architekten TECU® Brass, eine Legierung aus Kupfer und Zink, die eine sehr ähnliche farbliche Entwicklung wie eine Rohrdeckung zeigen würde. Anfangs erinnert sie an eine frisch verlegte, in der Sonne glänzende Rohrdeckung. Später ändert sich die ursprünglich gelb-goldene Oberfläche allmählich zu einem Goldbraun und über Graubraun zu Dunkelbraun-Anthrazit. „Wir liefern ein Rohmaterial, mit dem sehr viel möglich ist“, sagt KME-Architektenberater Guido Weigmann. „Unsere Bleche werden in unterschiedlichen Stärken und Größen gefertigt, doch die Dach- und Fassadenbleche liegen nicht auf Lager, alles wird projektbezogen entwickelt“. Dies war ein weiterer Vorteil auf dem Weg zur passenden Fassade. „Wir wollten eine maximal homogene Oberfläche“, sagt Projektleiterin Anke Hafner. Würde man das Haus mit einfachen Blechelementen verkleiden, entstünden Stoßfugen, die optisch mitunter deutlicher wirken als die äußere Form des Hauses. Diese Version schied aus. Nun kam der ursprüngliche Gedanke einer vertikal strukturierten Fassade wieder ins Spiel, die gerichtete Elementstruktur der Schilfrohre eines Reetdachs. Die Struktur der Gebäudehaut sollte der Rohrdeckung  entsprechen, um die skulpturale Formensprache bis ins Detail fortzuführen. Doch wie die natürliche Unordnung der Vorlage auf das Messingblech übertragen, wie die Unregelmäßigkeit in der Umformung realisieren? Gemeinsam mit der Firma MN Metall aus Neustadt, die mit dem Profilierungsverfahren wellTEC® auf die Bearbeitung von Blechen spezialisiert ist, entwickelten die Architekten ein Sonderprofil. Sie fanden heraus, dass der Abstand zwischen den Sicken, den Tiefpunkten eines Standardwalzprofils, verändert und sogar gespiegelt werden kann.
So näherten sie sich in ständigem Abgleich zwischen Entwurfsidee und Konstruktionszeichnung einem Blechprofil, das die Tiefenwirkung der rohrgedeckten Oberfläche darstellt. Es ist unregelmäßig genug, um sichtbare Anschlussstellen zu vermeiden. Für die Mitarbeiter der Firma Radeburger Fensterbau, die die Elemente verlegt haben, waren die Bautoleranzen, die Schräge und die Anschlüsse zu den Dachfenstern eine nichtalltägliche Herausforderung. Jeweils an den Gebäudeecken begannen sie zu verlegen, in die Mitte kam ein Passblech. Dass die 72 cm breiten Tafeln in der Länge geradeso für eine Dachschräge reichten, gehört  zu den glücklichen Fügungen, die es am Bau auch manchmal gibt.
Ungewöhnlich und doch eingepasst steht das Kunstmuseum seit Sommer 2013 an der südlichen Ortszufahrt von Ahrenshoop. Es ist ein Beispiel dafür, dass Besonderes in der Architektur durch eine unkonventionelle Her­angehensweise an die Verwendung von Standard-Bauprodukten und durch das Ausloten der Möglichkeiten von Fertigungsprozessen entstehen kann.



Fakten
Architekten Staab Architekten, Berlin
Adresse Weg zum Hohen Ufer 36, Ahrenshoop


aus Bauwelt 40-41.2015
Artikel als pdf

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