Bauwelt

Neue Mitte Altona in Hamburg

Gleisfeldersatz

Text: Bartels, Olaf, Hamburg

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1. Preis: André Poitiers, Hamburg; arbos Freiraumplanung, Hamburg

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Neue Mitte Altona in Hamburg

Gleisfeldersatz

Text: Bartels, Olaf, Hamburg

Ein Wettbewerb suchte nach Vorschlägen für ein Stadt­quartier, das auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs und des Fernbahnhofs in Hamburg-Altona ent­stehen soll. Der Erfolg der Entwicklung hängt jedoch vor allem von der Deutschen Bahn ab, die über die Ver­legung des Fernbahnhofs noch nicht endgültig entschieden hat.
Es böte sich hier eine große Chance, die bisher durch den Gleisdamm getrennten Stadtteile Altona und Ottensen zu verknüpfen.

Der Fernbahnhof Hamburg-Altona ist sanierungsbedürftig. Die Deutsche Bahn will ihn künftig nur noch als S-Bahnstation betreiben und stattdessen den heu­tigen S-Bahnhof Diebsteich wenige Kilometer weiter nördlich zum Fernbahnhof ausbauen. Die Gründe: Der Betrieb des Sackbahnhofs in Altona ist kostenaufwendig, und Diebsteich liegt, anders als der Bahnhof Altona, direkt an der Strecke nach Norden. Wird der Bahnhof verlegt, werden in Altona insgesamt 75 Hek­tar für die städtebauliche Entwicklung frei – eine gewaltige Fläche, auch für Hamburg.
Für den Bereich des seit den 90er Jahren stillgelegten Güterbahnhofs hat die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt gemeinsam mit den Eigentümern des Geländes: aurelis, Deutsche Bahn und Holsten-Brauerei nun ein kooperatives Verfahren veranstaltet. Die zehn eingeladenen Teams sollten Konzepte für ein gemischtes Quartier und ein denkmal­gerechtes Nutzungkonzept für die alten Bahnhofsgebäude entwickeln und eine abschnittsweise Realisierung nachweisen. Für die übrigen, laut Auslobung „mit erheblichen Unwägbarkeiten belasteten“ Flächen war eine Masterplanung gewünscht. Ein Bürger­fo­rum im Vorfeld der Auslobung hatte den Wunsch nach einem Park und Wohnungen ergeben.
Blöcke im Park
André Poitiers und arbos erfüllten in den Augen der 25-köpfigen Jury (Vorsitz: Christiane Thalgott) die Anforderungen überzeugend. Sie lobte vor allem die Struktur der Wohnblöcke, mit der der Stadtteil Altona-Nord erweitert werden soll, und die um den al­ten Güterbahnhof, der, saniert und durch Wohnhäu­ser ergänzt, zum neuen Quartierszentrum avancieren soll. Ein Grünzug durchzieht das ganze Gebiet von Norden nach Süden, darin eingebettet ein Park, um die Attraktivität des Areals besonders auch für Fa­milien zu erhöhen. Für die Bebauung entlang der Prä­sident-Krahn-Straße, die an die heutigen Fernbahnsteige grenzt, schlägt Portier fünf- bis sechsgeschossige Ge­bäude vor. Rohdecan und Translocal mit Reh­waldt Landschaftsarchitekten aus Dresden (2. Preis) sehen hingegen auf dem Gleisfeld des Fernbahnhofs einen Park vor. Albert Speer (3. Preis) kann in seinem hochverdichteten und schematischen Bebauungsvorschlag (u.a. mit einem 13-geschossigen Büroturm direkt am Bahnhof Altona) nur einen schmalen Pfad durchs Grüne anbieten.
Unten Gleise, oben Stadt
Seit der dänische König 1844 die Bahnlinie von Altona nach Kiel angelegt hat, trennen ihre Gleise die ehemals eigenständigen Städte Ottensen (westlich) und Altona (östlich), die heute zum Stadtbezirk Altona gehören. Ein halbes Jahrhundert später wurde der Bahnhof von seinem Standort nahe der Elbuferkante, auf dem heute das Altonaer Rathaus steht, an seinen jetzigen Ort weiter nördlich verlegt. Die daraus entstandene Chance, die beiden Stadtbereiche miteinander zu verflechten, blieb jedoch bis heute un­genutzt. Durch den Gleisdamm kann Altona von dem Entwicklungsboom in Ottensen nicht profitieren.
Der Erfolg einer neuen Mitte im Stadtbezirk Altona steht und fällt mit der Verlegung des Fernbahnhofs und der Überwindung der S-Bahntrassenbarriere. Die Bahn sollte sich zur unterirdischen Verlegung der S-Bahngleise zum Altonaer Bahnhof ent­schließen und den beiden Stadtteilen Ottensen und Altona so die Chance geben, zusammenzuwachsen. Doch sie scheut, wohl auch mit Blick auf die Stuttgar­ter Situation, die Kosten einer unterirdischen Gleisführung. Was die Verlegung des Fernbahnhofs Altona betrifft, wird sie voraussichtlich Anfang 2011 eine Entscheidung fällen.
Fakten
Architekten André Poitiers, Hamburg; arbos Freiraumplanung, Hamburg; Rohdecan Architek­ten, Dresden; Translocal Architecture, Dresden; Rehwaldt Landschaftsarchitekten, Dresden; Albert Speer & Partner, Frankfurt am Main
aus Bauwelt 47.2010
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