Bauwelt

Von Kärsämäki bis Kuokkala

Ein Blick auf 15 Jahre Büropraxis von Anssi Lassila und auf seinen jüngsten Sakralbau in Jyväskylä

Text: Hamm, Oliver G., Berlin

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    Die Kirche in Kärsämäki machte Lassila 2004 schlagartig bekannt.
    Foto: Jussi Tiainen

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    Die Kirche in Kärsämäki machte Lassila 2004 schlagartig bekannt.

    Foto: Jussi Tiainen

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    "ReCreation", ...
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    ... Lassilas Beitrag zur Biennale 2014 in Venedig.
    Fot: Ugo Carmeni

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    ... Lassilas Beitrag zur Biennale 2014 in Venedig.

    Fot: Ugo Carmeni

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    Das Bürogebäude Frame D plante er mit Teemu Hirvilammi.
    Foto: Jussi Tiainen

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    Das Bürogebäude Frame D plante er mit Teemu Hirvilammi.

    Foto: Jussi Tiainen

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    Die Kunsthalle Tornedalen in Nordschweden soll im kommenden Jahr fertiggestellt werden.
    Abbildung: Architekten

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    Die Kunsthalle Tornedalen in Nordschweden soll im kommenden Jahr fertiggestellt werden.

    Abbildung: Architekten

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    Die Suvela Kapelle in Espoo ist derzeit im Bau.
    Abbildung: Architekten

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    Die Suvela Kapelle in Espoo ist derzeit im Bau.

    Abbildung: Architekten

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    Abbildung: Architekten

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    Die Kirche in Jyväskylä verhilft dem peripheren Ortsteil Kuokkala zu einem Zentrum.
    Foto: Jussi Tiainen

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    Die Kirche in Jyväskylä verhilft dem peripheren Ortsteil Kuokkala zu einem Zentrum.

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    Foto: Jussi Tiainen

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    Foto: Jussi Tiainen

Von Kärsämäki bis Kuokkala

Ein Blick auf 15 Jahre Büropraxis von Anssi Lassila und auf seinen jüngsten Sakralbau in Jyväskylä

Text: Hamm, Oliver G., Berlin

Unter den vielen jungen und zum Teil schon recht erfolgreichen finnischen Architekten zwischen Anfang dreißig und Anfang vierzig nimmt der 1973 geborene Anssi Lassila eine besondere Stellung ein, was auch durch seine Ernennung zum Vorsitzenden des diesjährigen Alvar Aalto Symposiums in Jyväskylä (7.–9. August) zum Ausdruck kommt. Anders als bei den meisten Kollegen liegt der Schwerpunkt seiner Tätigkeit nicht in der Hauptstadtregion – wenngleich er in Helsinki eine kleine Dependance unterhält –, sondern in der Peripherie Mittelfinnlands. Folgerichtig nennt er sein Büro mit Hauptsitz in Seinäjoki – übrigens der Ort mit dem weltweit größten Ensemble von Bauten Alvar Aaltos (Bauwelt 42–42.2013) – seit 2014 „Office for Peripheral Architecture“ (OOPEAA).
Bereits als 26-jähriger Student an der Universität von Oulu im Norden Finnlands feierte Lassila 1999 seinen ersten großen Erfolg, als er den Wettbewerb für den Neubau der Kärsämäki-Kirche in der Provinz Oulu gewann. In enger Zusammenarbeit mit Pastor Jorma Niinikoski, mit örtlichen Handwerkern und zahlreichen Freiwilligen schuf er, buchstäblich von Hand, einen ohne Metallverbindung gefügten Holzbau von außergewöhnlicher Ausdruckskraft (Bauwelt 35.2005). Das 2004 vollendete Bauwerk, dessen Dach und Fassaden aus rund 50.000 mit Teer überzogenen Holzschindeln gefertigt wurden, gelangte auf die Shortlist des Mies van der Rohe Award 2005. Noch im gleichen Jahr wurde auch Lassilas zweiter Sakralbau in Klaukkala (20 Kilometer nördlich von Helsinki) fertiggestellt, diesmal eine Betonkonstruktion mit Kupferhaut, deren Innenräume aber ebenfalls durch Holz geprägt werden.
 Von 2004 bis 2014 arbeitete Anssi Lassila gemeinsam mit Teemu Hirvilammi unter der Bürobezeichnung Lassila Hirvilammi Architects. In die-ser Zeit entstanden unter anderem das Bürogebäude Frame D in Seinäjoki, eine Kammstruktur aus drei fünf- bis achtgeschossigen Baukörpern mit Fassaden aus handgefertigten Ziegeln bzw. bedrucktem Glas (2007–09, in Arbeitsgemeinschaft mit Lahdelma Mahlamäki Architects, Helsinki), und zwei sich fast zu einem geschlossenen Ring ergänzende, von drei bis auf sieben Geschosse gestaffelte Wohnungsbauten in Vantaa (2008–13, in Arbeitsgemeinschaft mit Serum Architects, Helsinki). Derzeit arbeitet Anssi Lassila an der Planung der Kunsthalle Tornedalen im nordschwedischen Vitsaniemi, eine Gruppe von fünf, nach dem Vorbild traditioneller Bauernhäuser eng aneinander geschmiegten Holzbauten, die 2016 vollendet werden soll. In den letzten Jahren hat sich Anssi Lassila aber auch erneut dem Sakralbau gewidmet. In Espoo baut er aktuell die Suvela-Kapelle mit angeschlossenen Gemeinderäumen in Form eines auf- und abschwingenden Dreiseithofs. Bereits 2010 vollendete er die Kuokkala-Kirche im mittelfinnischen Jyväskylä, sein bislang bedeutendstes Sakralbauwerk, für das er 2011 den Red Dot Design Award und weitere Preise und Nominierungen erhielt und abermals auf die Shortlist für den Mies van der Rohe Award gesetzt wurde. Die Kirche mit integriertem Gemeindezentrum ist das Herz des suburbanen Stadtteils Kuokkala, den OOPEAA derzeit mit einem dreiteiligen Wohnblock in Sichtweite der Kirche ergänzt (siehe Seite 20).

Heiliges und Alltägliches unter einem Dach

Beim Einladungswettbewerb für den Neubau der Kirche im Jahr 2006 lautete die Aufgabe, ein Gebäude zu entwerfen, das mit seiner Präsenz das seit zwanzig Jahren unbesetzte Zentrum von Kuokkala dominieren, zugleich aber Offenheit signalisieren und zudem „wie eine Kirche aussehen“ sollte. Lassila Hirvilammi gewannen den Wettbewerb mit einem Entwurf, der die vielfältigen Raumanforderungen – Sakralraum mit multifunktionaler Nutzung, zwei Gemeindesäle, Jugendzentrum und Verwaltungsräume – in einem äußerlich kompakten, im Inneren aber sehr differenzierten Baukörper unterbrachte. Das Heilige und das Profane unter einem (gemeinsamen) Dach, voneinander getrennt und dennoch räumlich aufeinander bezogen – den Architekten gelang so etwas wie die Quadratur des Kreises.
Der Kontrast zwischen der äußeren Erscheinung und dem inneren Raumgefüge spiegelt sich auch in der Materialwahl wider: Während die Innenräume nahezu komplett in Holz (vorwiegend finnische Fichte) gehalten sind, überzieht eine Haut aus spanischen Schieferplatten das Bauwerk, die Dach und Außenwände wie aus einem Guss erscheinen lässt. Auch der frei stehende schlanke Glockenturm, eine weithin sichtbare Landmarke, ist mit Schiefer verkleidet. Die we-nigen Öffnungen in dem Baukörper werden durch Holz und Kupfer gefasst: eine Folge von drei zum öffentlichen Raum orientierten Büros und der über eine breite Treppe erschlossene Haupteingang im Zentrum der südlichen Längsseite. Die Platzflächen und auch die Treppenstufen sind mit hellem finnischem Granit ausgekleidet.

Die hängende Raumschale

Der Sakralraum nimmt die gesamte östliche Hälfte des von seiner äußeren Form an eine tradi-
tionelle Steinkirche erinnernden Gebäudes ein. Er ist nur durch eine Orgelempore von den westlich angrenzenden Gemeindesälen getrennt, von denen der untere durch Auffalten der Glaswände dazugeschaltet werden kann; der obere Saal wird durch eine Festverglasung optisch eingebunden. Die gewölbte Decke aus hellem Fichtenholz mit einer abgesetzten Gitterstruktur ist von der unsichtbaren Primärkonstruktion aus Stahlbeton abgehängt. Sie überwölbt sowohl den Sakralraum als auch den angrenzenden Gemeindesaal. Zum sehr harmonischen Gesamtbild dieser Raumfolge tragen auch der Altar, die Sitzbänke, die Stühle und die sonstigen Möbel und Einrichtungsgegenstände (ausnahmslos alle aus Holz) bei, die ebenfalls von den Architekten entworfen worden sind. Sie können je nach Bedarf beliebig angeordnet oder ganz entfernt werden – der multifunktionalen Nutzung der Raumfolge, zum Beispiel für Gemeindeversammlungen, Konzerte und Kongresse, soll nichts im Wege stehen.
Neben der Wärme des allgegenwärtigen Holzes prägt vor allem das im Sakralraum fast ausschließlich über ein Oberlichtband einfallende Tageslicht die Stimmung des Kirchsaals. Ein schmales seitliches Lichtband erhellt die Altarwand zusätzlich, die mit einer abstrakten Skulptur von Pasi Karjula geschmückt wird. Wer sich hier versammelt – zum Gottesdienst oder aus einem profanen Anlass –, kann sich wahrlich geborgen fühlen.

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