Schwimmhalle Fischerinsel
Text: Meyer, Nils, Berlin
Das Bäder-Sanierungsprogramm des Berliner Senats kommt vor allem den 37 Hallenbädern zugute. Am Beispiel eines ertüchtigten Typenbaus in Berlin-Mitte beweisen av-a Veauthier Meyer Architekten ihren Respekt vor der DDR-Moderne.
Im Quartier Fischerinsel wurden im Zuge des Ost-Berliner Wiederaufbauprogramms von 1967bis 1972 sechs Wohnhochhäuser gebaut; hinzu kam die 1971/73 in auffälliger Schalenarchitektur errichtete Großgaststätte „Ahornblatt“ (im Jahr 2000 abgerissen). Auch die Schwimmhalle Fischerinsel entstand in diesem Zusammenhang einige Jahre später in unmittelbarer Nähe. Sie wurde als „Volksschwimmhalle Berlin“, Projektvariante C, (ein typisiert geplantes „Wiederverwendungsprojekt“) ab 1977 geplant und 1979 fertiggestellt. Konzipiert hat diesen Typenentwurf das Autorenkollektiv der Architekten Karl-Heinz Swora und Gunter Derdau im VEB MK Ing. Hochbau Berlin.
Das markante Dach besteht aus einer gefalteten Spannbetonkonstruktion von nur acht Zentimeter Stärke, die unter dem Begriff „VT-Falte“ bekannt geworden ist und in der DDR eine weite Verbreitung bei verschiedenen Anwendungen im Hallenbau fand. Die Schwimmhalle besteht aus zwei klaren, unterschiedlich hohen Baukörpern: Der größere enthält ein Schwimmbecken (25 x 12,5 Meter) und ein Lehrschwimmbecken (12,5 x 8 Meter), der kleinere den Eingangsbereich, Umkleiden, Duschen sowie Nebenräume. Im Keller befindet sich eine Sauna. Die geschlossenen Schmalseiten der Baukörper werden aus Waschbetonhohlkörpern gebildet, die überwiegend zur über Dach geführten Be- und Entlüftung dienen.
Bis zum Beginn der Instandsetzungsarbeiten 2008 war die Schwimmhalle, abgesehen von einigen Modernisierungsarbeiten in den 90er Jahren, in ihrer bauzeitlichen Substanz und Ausstattung weitgehend erhalten. Die Anzahl der Besucher betrug nach Angabe der Berliner Bäderbetriebe ca. 600 Badegäste pro Tag. Diese Größenordnung wird auch für die Zeit nach der Sanierung angestrebt.
Gestalterische Leitlinie war der Respekt vor der DDR-Moderne. Der Bau sollte in seiner Charakteristik erhalten bleiben und dennoch ein frisches, zeitgenössisches Aussehen bekommen. Die Aufmerksamkeit bei der baulichen Instandsetzung galt insbesondere der technischen und energetischen Ertüchtigung der Hülle(bauphysikalisches, energetisches Gesamtkonzept gemäß EnEV 2009) mit einer Sanierung des Daches und entsprechendem Neuaufbau der Fassaden.
An aufgehenden Bauteilen und besonders der Dachkonstruktion erfolgte die notwendige Sanierung der Beton- und Betonstahlkorrosion. Der Neuaufbau der Dachaufbauten wurde mit allen Abdichtungen, Gefälledämmungen, Ausbildung von Gegengefällen, neuen Abläufen sowie neuen Laufrosten durchgeführt. Das Entwässerungskonzept der Dächer zur Hallenmitte wurde umgedreht nach außen; gleichzeitig sollte die VT-Falte durch den neuen, starken Dämmungsaufbau optisch nicht zu massiv ausgebildet werden.
Durch einen zurückspringenden, abgestuften Aufbau konnte hier die filigrane Ansicht
der gefalteten Spannbeton-Attika erhalten bleiben. Die neuen Pfosten-Riegel-Fassaden aus
Aluminium sehen im Vergleich zu den alten Fassaden eine Betonung der horizontalen Gliederung vor, welche die Bewegung des Schwimmens in der Halle aufnimmt. Mit der Fassade erfolgte eine Überarbeitung und Anhebung des Fußpunktes (Rinne mit Konvektor, Gitter, neue Sitzbänke). Die Waschbeton-Hohlkörper an den Hallen-Längsseiten und alle weiteren geschlossenen Wandflächen wurden von außen mit einem WDVS-System gedämmt; durch eine Bossierung des neuen Putzes wurde jedoch auf die ursprüngliche Elementierung dieser Bauteile Bezug genommen.
Fakten
Architekten
av-a Veauthier Meyer Architekten, Berlin
Adresse
Fischerinsel 11, 10179 Berlin
aus
Bauwelt 20.2010
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