Bauwelt

Wertschätzung

Sebastian Redecke blickt mit den Augen eines Kindes

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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Wertschätzung

Sebastian Redecke blickt mit den Augen eines Kindes

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Hochwertige Residenzen zeigen sich meist gediegen. Ihre Bewohner erfreuen sich an Eichenparkett, an Bankirai-Rhododendron-Terrasse und an Königsklassen-Kücheninsel. Investorenprojekte dieser Art füllen mehr und mehr ehemalige Berliner Lücken, Brachen und die Flächen von unter größtem Protest aufgegebenen Schrebergärten. Nun kommt es vor, dass gleich neben oder sogar umgeben von diesen blitzblanken Wohnanlagen ein altes Schulgebäude steht, bei dem man angesichts eines solchen Kontrasts den Eindruck gewinnt, ein Abriss stünde bevor. Der graue, teilweise bröckelnde Putz ist noch das geringere Problem, man scheint sich insgesamt nicht groß um den Erhalt des Gebäudes zu kümmern. In Berlin gibt es einen immensen Nachholbedarf bei der Schulbausanierung. Die immensen Kosten hierfür lassen sich nicht genau beziffern und sind zwischen dem Land und den Bezirken umstritten. Was geht in Kindern vor, die aus einem bunten Kindergarten voller Erwartung und Freude in eine staatliche Schule in einem solch heruntergekommenen Zustand wechseln. Kinder in dem Alter nehmen genau auf, wo sie sich befinden, und bekommen mit, dass ihr Ort des Lernens ganz offensichtlich bei weitem nicht die Wertschätzung genießt wie die „Stadtpalais“ voller Luxus nebenan, in die die wenigsten von ihnen jemals einziehen werden. Älteren Schülern einer Oberschule wird dies sicherlich noch bewusster, und entsprechend gering werden sie ihre Klassenräume und das Mobiliar wertschätzen. Von Architekten, die Vorschläge mit geringen Kosten unterbreiten, um schnell und unkompliziert das Nötigste zu erneuern und zu verbessern, hört man immer wieder. Sie kommen aber nicht zum Zuge, weil Sanierungen von Schulen nach gründlicher Prüfung mit viel Vorlauf zu planen seien. Das kann mitunter Jahre dauern. Die Finanz- und Bildungsverwaltung wird also an der Lage in nächster Zeit nur begrenzt etwas ändern können. Da man sich im Berliner Wahlkampf befindet, spricht man aber wieder gerne, ohne konkret zu werden, von mittelfristigen Programmen mit zusätz­lichen Sondermitteln und „Beschleunigungseffekten“, die alles verbessern werden. Dabei ist akut ein noch viel dringenderes und lange verdrängtes Problem zu lösen: Drastisch steigende Schülerzahlen und Stundenausfälle durch Lehrermangel.

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